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1. Mittel- und Norddeutschland - S. 191

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 191 — Dörfer, deren größere im Geestlande gewöhnlich auf dem fetteren Lehmboden liegen. An der Küste und auf den Inseln wohnt der seetüchtige Stamm der Friesen, der uusrer Handels- und Kriegsflotte die besten Matrosen stellt. Politisch gehört die Westdeutsche Tiefebene fast ganz zur Provinz Hannover. Umschlossen von dieser wird das Großherzogtum Oldenburg, das sich vom Jadebusen aus weit nach S. erstreckt, die freie Stadt Bremen und Teile des Herzogtums Braun- schweig. Im S.-O. liegt iu ihrem Gebiete noch die zur Provinz Sachsen gehörige Altmark. Auch die freie Stadt Hamburg rechnen wir noch zu Westdeutschland. Städte. Da der Nordseeküste gute Landungsplätze fehlen, so liegen die größeren Hafenstädte alle am Unterlaufe der Flüsse. Zwei unter ihnen, Hamburg und Bremen, haben an Größe und Bedeutung alle andern weit hinter sich gelassen. Hamburg (780000 E.), die erste Seehandelsstadt des europäischen Festlandes, die zweitgrößte Stadt des Deutschen Reiches, liegt am rechten Ufer der Elbe, 90 km von der Mündung des Fluffes entfernt. Mancherlei Umstände haben zusammengewirkt, gerade an dieser Stelle einen Verkehrsplatz von solcher Bedeutung entstehen zu lassen. Der mächtige Strom ist hier in mehrere Arme gespalten und erleichtert dadurch den Übergang. Dazu kommt weiter, daß an dieser Stelle auf eine ganz kurze Strecke das höher gelegene und trockenere Geestland von beiden Seiten bis hart an den Fluß herantritt, während weiter auf- und abwärts der weiche Marschboden die Annäherung erschwert. So war also hier in früheren Zeiten, wo man den heutigen Wegebau nicht kannte, die einzige Stelle, an der man zu jeder Jahreszeit bequem an den Fluß gelangen konnte. „Der ganze Verkehr zwischen dem nw. Teile des Deutschen Tieflandes und dem Rhein- gebiete einerseits und den Ostseestädten und skandinavischen Ländern andrerseits wurde auf diesen Punkt hingeleitet. Das Eisenbahnnetz der Gegenwart läßt dieses Verhältnis noch deutlich erkennen." Nun hat weiter das Nordufer vor dem s. den Vorzug einer höheren und darum zur Ansiedelung geeigneteren Lage; das Fahrwasser ist hier tiefer und breiter als in dem s. Flußarme, und ein hier der Elbe zugehender Nebenfluß, die Alster, ist kurz vor der Mündung seenartig erweitert und bot so eine günstige Gelegenheit zur An- läge eines Schutz- und Winterhafens für die Flußschiffe. Ferner vereinigen sich alle diese günstigen Umstände genau an der Grenze zwischen dem Seeverkehr und der Flußschiffahrt. Die Flut läßt die Elbe bei Hamburg noch um 2 m steigen, so daß der Fluß dann eine Tiefe von 7 m erreicht, die selbst den größten Seehandelsschiffen (nicht aber den großen Schnelldampfern) noch die Einfahrt ermöglicht, während sich die leichter gebauten Fluß- fahrzeuge schon nicht mehr dem stärker werdenden Wogengange unterhalb der Stadt aus- setzen dürfen. Wenn man endlich noch die Bedeutung der Elbe als Schiffahrtsstraße hinzu- nimmt (S. 190), so kann man wohl behaupten, daß es auf dem ganzen Festlande von Europa keinen zweiten Handelshafen gibt, der eine gleich vorteilhafte Lage hat. Die Anfänge Hamburgs reichen bis in die Zeit Karls des Großen zurück, der hier zum Schutze gegen die Dänen und Slawen eine Burg anlegte. Dank der günstigen Lage blühte der Ort rasch empor, und obwohl er mehrmals vou den räuberischen Normannen, den Dänen und den Slawen zerstört wurde, erhob er sich immer wieder aus der Asche und war bald ein angesehener Handelsplatz und ein wichtiges Glied der Hansa. Den Vorrang vor den übrigen Seehandelsstädten erlangte Hamburg gegen Ende des Mittelalters, als seine Bürger zuerst die durch die Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ostindien eröffneten neuen Bahnen des Seeverkehrs ausnutzten. Die Bedeutung der Stadt wuchs, je mehr sich die wirtschaftliche Kultur des ö. Deutschlands hob, und namentlich in den letzten Jahrzehnten, seit der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches, hat Hamburg einen gewaltigen Aufschwung genommen und alle Häfeu au der Westküste des Festlandes über- flügelt. Durch die Elbe und das sich noch stets ausdehnende Eisenbahnnetz reichen seine
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