1906 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Tu. Das Ostdeutsche Tiefland.
32. Die Ostsee und ihre deutsche Küste.
(Anschauungsmittel: L., Düne auf Rügen.)
a. Die Ostsee.
Lage, Größe, Tiefe. Die Ostsee, die von Deutschland, Rußland, Schweden
und Dänemark eingeschlossen wird, ist fast ein Binnenmeer; denn nur durch drei
schmale Wasserstraßen, den Sund, den Großen und den Kleinen Belt,
steht sie mit der Nordsee in Verbindung. Sie ist um etwa eiu Viertel kleiner
als diese und erstreckt sich im allgemeinen von S.-W. nach N.-O. Ihre größte
Längenausdehuung (von Lübeck bis Haparanda) beträgt etwa 1500 km, die größte
Breite (Stockholm-Petersburg) nicht einmal halb so viel. Die schmälste Stelle
zwischen Deutschlaud und Schweden mißt 75 km. Nur im S. und S.-W.
bespült die Ostsee deutsches Land; nur etwa ^ ihres Beckens kann als zu
Deutschland gehörig betrachtet werden.
Die Ostsee ist ein recht flaches Becken. Ihre Tiefe beträgt im s. Teile
durchschnittlich nur 40—50 m und geht an manchen Stellen bis auf 10 m
herab. Weiter nach N. hat man jedoch Tiefen von 300 — 400 m gesunden.
(Größte Tiefe 427 m.)
Eigentümlichkeiten. Der Ostsee fehlt der Wechsel der Ebbe und
Flut. Ihre Wassermasse ist zu gering, als daß die Anziehungskraft des
Mondes und der Sonne einen merklichen Einfluß darauf ausüben könnte. Die
große Flutwelle des Atlantischen Ozeans aber vermag nicht dnrch die drei
Meeresstraßen, die sie mit der Nordsee verbinden, vorzudringen; dazu sind sie
zu seicht, zu eng und zu winklig. (Vergl. S. 156.) Die Küsten der Ostsee
sind daher viel weniger der Zerstörung ausgesetzt als die der Nordsee. Es
fehlen ihr dafür aber auch die reichen Marschländer, die sich vorzugsweise unter
dem Wechsel der Gezeiten gebildet haben.
Eine zweite Eigentümlichkeit der Ostsee ist ihr geringer
Salzgehalt, der im Mittel nur 11/3°/0 beträgt gegen 3 ^"/« der Nordsee.
Am größten ist er noch im w. Teile, wo sich der Einfluß der Nordsee geltend
macht; nach O. und N. nimmt er stetig ab und sinkt im Bottnischen Busen bis
fast auf Null. Da die schwereren Bestandteile nach unten drängen, ist er in den
oberen Schichten geringer als in der Tiefe. Diese Salzarmut erklärt sich aus
der großen Zahl der einmündenden Flüsse, deren süßes und darum leichteres
Wasser sich auf der Oberfläche des Meeres ausbreitet und erst nach und nach
mit der Salzflut vermengt. Da die Flüsse der Ostsee mehr Wasser zuführen, als
auf ihr verdunstet, so findet ein beständiger Abfluß nach der Nordsee hin statt.