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1. Mittel- und Norddeutschland - S. 226

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 226 — „Blauer Erde", in der der Bernstein in großer Menge vorkommt. Diese Erde wird in Schächten zu Tage gefördert und dann zerwaschen und gesiebt. Die Hanptgrnben liegen bei Palmnicken an der Westküste Samlands. Die berg- männischen Betriebe beschäftigen ungefähr 1400 Arbeiter und Beamte, und die jährliche Ausbeute beträgt nahezu 500000 kg. Die Bernsteinstücke sind von verschiedener Größe. Der schwerste bis jetzt gewonnene Klumpen wiegt 6,750 kg und wird im Berliner Museum aufbewahrt. Je nach der Farbe und Durchsichtigkeit unterscheidet man verschiedene Arten von Bernstein, die im Preise sehr voneinander abweichen. Der meiste Bernstein wird roh verschickt. (Jährliche Ausfuhr — 100000 kg im Werte von 1 Mill. Jt). Verwendet wird er in erster Linie zu Zigarrenspitzen, die hauptsächlich in Wien hergestellt und von dort in alle Welt versandt werden. Ferner fertigt man daraus Perlen, Halsketten, Broschen, Armbänder n. a. Dinge. Die Abfälle und kleineren Stücke wie auch minderwertige Sorten werden zu Bernsteinlack ver- arbeitet. Die Hanptsitze der Bernsteindrechslerei in Deutschland sind Danzig, Königsberg, Stolp und Ruhla. (S. 75.) Einen Hauptausfuhrartikel bilden mohammedanische Betkränze, aus je 102 Perlen bestehend, deren jährlich etwa 40000 Stück aus Deutschland nach dem Morgenlande versandt werden. Jährlich Werden für etwa 2mill. Ji Bernstein zu Zigarren- und Pfeifenspitzen, für 145 000 Jt zu Perlen und für 190000 Jl zu Lack verarbeitet. Die Bernsteingewinnung ist an der preußischen und einem Teil der pommerschen Küste ein Vorrecht der Regierung. Nur dazu berechtigte Personen dürfen also auf Bern- steinfischerei ausgehen. Wer sonst ein Stück Bernstein findet, muß es abliefern, doch erhält der Finder eine Belohnung von einem Zehntel des Wertes. Von 1860—1899 hatte die Firma Stantien und Becker iu Königsberg fast die gesamte Bernsteingewinnung in Pacht. Die Pachtsumme, die anfänglich nur 3000v Ji betrug, war in den letzten Jahren auf 800000 Ji gestiegen. 1899 hat die Regierung die Bernsteinwerke der genannten Firma gekauft und betreibt sie jetzt auf eigne Rechnung. Der Bernstein ist das verhärtete Harz ausgestorbener Nadelholzbäume, die einst, untermischt mit Eichen, Lorbeerbäumen und Palmen, als dichter Wald das n. Europa bedeckten. In dem Waldboden häufte sich das Harz im Laufe der Jahrtausende zu großen Mengen an, während die Bäume vermoderten und neuen Platz machten. Als sich später das Meer darüber ergoß, wurde der alte Waldboden zerwaschen, und es bildete sich die „Blaue Erde", deren Entstehung der Tertiärzeit angehört. Dieser Erdschicht entstammt aller Bernstein. In andere Schichten ist er erst nachträglich geraten. Als z. B. zur Eiszeit der große nordische Gletscher vordrang, gelangte er mit dem fortgerissenen Boden in die Diluvialablagerungen und später durch die Tätigteit der Gletscherwasser in den Alluvialbodeu und in die Ostsee. Vom deutschen Urstrom (S. 149) wurden große Mengen auch der Nordsee zugeführt. Das Weichselgebict. Der w. vou der Weichsel gelegene Teil Preußens (Pommerellen) gehört dem Gebiete des Pommerschen Landrückens an und ist wenig fruchtbar. Am ungünstigsten gestellt ist die große Tucheler Heide, die von der Brahe durchflössen wird und zum großen Teile mit Kiefernwald bedeckt ist. Sehr unfruchtbar ist auch die weiter u. gelegene Kafchnbei, die
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