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1. Mittel- und Norddeutschland - S. 255

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 255 — ihrer Ankunft in dem ö. gelegenen Orte C schon 5 Uhr 4 Minuten, im w, gelegenen A erst 4 Uhr 56 Minuten." (Wagner.) Der eine Zug hat also scheinbar 8 Minuten mehr Fahrzeit gebraucht. Noch auffallender treten die Zeitunterschiede im Telegraphendienste hervor. Eine Depesche, die um 2 Uhr in Königsberg aufgegeben wird, kommt in Aachen schon 1 Uhr 15 Min. an, während sie in umgekehrter Richtung erst um 2 Uhr 45 Min. ihren Bestimmungsort erreicht. Die vielen Umrechnungen, die dadurch im Bahn- und Telegraphendienst erforderlich waren, nahmen nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern beeinträchtigten auch die Sicherheit des Verkehrs. Um diesen Mängeln abzuhelfen, gingen einzelne Staaten dazu über, die Ortszeit der Hauptstadt oder des die Mitte des Landes schneidenden Meridians zurnormalzeit für den Verkehr zu macheu. So rechnete man im rechts- rheinischen Bayern nach Münchener, in Württemberg nach Stuttgarter, in Österreich-Ungarn nach Prager Zeit. Auch im bürgerlichen Leben schloß man sich vielfach dieser sog. National- zeit an. Bei dem zunehmenden internationalen Verkehre wurden aber auch die verschiedenen Landeszeiten noch als recht lästig empfunden, und das führte schließlich zu einer Verein- baruug unter mehreren europäischen Staaten und zur Annahme der Zonenzeit. Unter Zone versteht man in diesem Falle den zweieckigen Landstreifen zwischen zwei um 15<> voneinander liegenden Meridianen, zu dessen Durchschreitung die Sonne genau 1 Stunde gebraucht. Der Ausgangspunkt für die Abgrenzung der Zonen ist der Null- meridian von Greenwich. Das Flächenstück der Erde bis 71/2° ö. und w. von ihm bildet die westeuropäische Zoue, in der die mittlere Zeit von Greenwich gilt. Ihr folgen nach O. hin zunächst die mitteleuropäische und die osteuropäische Zone. Für jene ist der über Stargard und Görlitz führende 15., für diese der 30. Meridian (Petersburg) zeitbestimmend. In dieser Weise werden rings um die Erde 24 Zonen unterschieden, deren jede von der benachbarten Zone in der Zeit um genau eine Stunde abweicht. In Europa gibt's also eine Mittel-, eine Ost- und eine Westeuropäische Einheitszeit. Doch ist die Abgrenzung der Zonen nicht genau nach den Meridianen, sondern mit Berücksichtigung der Landesgrenzen erfolgt. Nach Mitteleuropäischer Zeit rechnen Deutschland, Dänemarks Norwegen, Schweden, die Schweiz, Italien, Osterreich-Ungarn, Bosnien, Serbien, Monte- negro und die Westhälfte der Türkei. Die Westeuropäische Zeit gilt in England, Holland, Belgien und Luxemburg. Frankreich, Spanien und Portugal habeu sich ihr bis jetzt noch nicht angeschlossen, sondern rechnen nach der Zeit ihrer Hauptstädte. Osteuropäische Zeit habeu Bulgarien, Rumänien und die Osthälfte der Türkei, während in Rußland noch die Petersburger Zeit in Gebrauch ist, die von der Osteuropäischen allerdings nur um 1 Min. und 13 Sek. abweicht. Bei der Überschreitung der russischen Grenze muß man also die Uhr nm'1 Stunde vor-, an der belgischen und holländischen Grenze um 1 Stuude zurück- stellen. In Deutschland ist die Einheitszeit am 1. April 1893 auch für das bürgerliche Leben gesetzlich eingeführt worden. Lage m Europa. Deutschland ist das Herz- und Kernland Europas. Kein andrer Staat dieses Erdteils hat eine gleich zentrale Lage. Drei von den fünf europäischen Großmächten, Frankreich, Österreich-Ungarn und Rußland, berührt es unmittelbar mit seinen Grenzen, von dem vierten, England, ist es nur durch einen schmalen, mehr verbindenden als trennenden Meeresteil geschieden, und der fünfte, Italien, liegt in geringer Entfernung hinter der kleinen Schweiz und dem schmälsten Teile des österreichischen Alpenlandes. Von den kleineren Staaten liegen noch vier, die Schweiz, Belgien, Holland und Dänemark, an seinen Grenzen; mit Schweden und Norwegen ist es durch die Ostsee verknüpft, und nur die Länder der Pyrenäen- und der Balkanhalbinsel gehören nicht zu seinen Nachbarn.
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