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1. Mittel- und Norddeutschland - S. 257

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 257 — hat nicht nur mit fast allen Nachbarn Kämpfe ansznfechten gehabt, auch wenn andere Völker in Streit gerieten, ist es oft in Mitleidenschaft gezogen worden. Fast alle großen Kriege Europas, der Dreißigjährige und der Siebenjährige Krieg, die Raubkriege Ludwigs Xiv., der Spanische Erbsolgekrieg und die Napoleonischen Kriege, sind ganz oder z. T. in Deutschland ausgefochteu worden. „Im weiten Umkreis Europas gibt es kein Volk, von den Spaniern bis zu den Mongolen und von den Finnen bis zu den Mauren, das sich nicht auf deutschem Boden geschlagen hätte." Und wie die Leipziger Ebene im besonderen (S. 123), so hat man auch Deutschland das Schlachtfeld Europas genannt. Durch diese Kriege ist nicht nur der Wohlstand Deutschlands geschädigt worden, gar oft sind auch Teile deutscheu Landes in fremde Hände gekommen. Frank- reich, England, Dänemark, Schweden und Rußland haben deutsche Gebiete besessen. Doch hat die gefahrvolle Lage auch ihr Gutes. Sie bewahrt uns vor Erschlaffung, macht uns wachsam und zwingt uns zu den höchsten Kraftanstrengungen. „Gott hat uns in die Lage versetzt," sagt Bismarck einmal, „in der wir durch uusre Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in Versumpfung und Trägheit zu geraten. Die franzöfifch-rufsische Pression, zwischen die wir genommen werden, zwingt uns zum Zusammenhalten und wird nnfre Kohäsion auch durch Zusammendrücken erheblich steigern, so daß wir in dieselbe Lage der Unzerreißbarkeit kommen, die fast allen andern Nationen eigentümlich ist, und die uns bis jetzt noch fehlt." Lage zum Meer. Von großer Bedeutung ist die Lage Deutschlands zum Meere. Freilich grenzt es nicht unmittelbar an den Atlantischen Ozean, das für den Weltverkehr wichtigste Wasserbecken der Erde, und es ist in dieser Beziehung weit ungünstiger gestellt als die Länder Westeuropas. Die Nord- und die Ostsee sind nur Nebenmeere. Selbst nach Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Kanals kommt die Ostsee für den Weltverkehr erst in zweiter Linie in Betracht (S. 198), und die stürmische Nordsee mit ihren für die Schiffahrt so ungünstigen Küsten hat der Entwicklung des Seehandels manche Schwierigkeiten bereitet. Trotzdem ist Deutschland zur zweiten Seehandelsmacht Europas geworden. Seine Kanssahrtei- flotte steht nur hinter der Englands zurück und hat die Frankreichs und Spaniens weit hinter sich gelassen. Diese Tatsache legt ein beredtes Zeugnis ab von dem Unternehmungsgeiste und einer alle Schwierigkeiten überwindenden Tatkraft des deutschen Volkes; sie weist aber auch auf natürliche Bedingungen hin, die eine solche Entwicklung ermöglichten. An der Südseite Deutschlands erhebt sich der mächtige Wall der Alpen, der hier vom Meere her den Eingang nach Mittel- und Osteuropa erschwert. Dagegen gestattet der flache Norden Deutsch- lands einen ungehinderten Verkehr von W. nach O., und die Flußtäler leiten bequem auch nach dem gebirgigen Süden. „Deutschland verknüpft den Atlantischen Ozean mit Mittel- und Osteuropa. Seine Flüsse, seine Kanäle, seine Landstraßen und Eisenbahnen führen direkt in die europäische Mitte hinein. Darum ist das Deutsche Reich in stetig wachsendem Maße ein Durchgangsland für Rohstoffe und Fick, Ii. Band. 17
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