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1. Europa - S. 15

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
15 häufig kleine, wohlgepflegte Ziergärtchen. Berühmt ist der Reinlichkeitssinn der Holländer. Das Holzwerk der Gebäude ist stets frisch im Anstrich; im Innern der Häuser herrscht peinliche Sauberkeit und Ordnung; unaufhörlich wird gescheuert und gebahnt, und überall blitzt dem Beschauer in den Küchen- und Wohnräumen spiegelblankes Kupfer-, Messing- und Zinngeschirr entgegen. Auch diese Reinlichkeit, die dem Fremden übertrieben erscheint, ist in der Natur des Landes begründet. In der feuchten, nebeligen, stets von Dünsten des wasserdurchtränkten Bodens erfüllten Luft geht alles leicht in Fäulnis über, sind Metallsachen mehr als anderswo dem Verderben ausgesetzt. Nur durch unausgesetztes Putzen lassen sich diese vor dem alles zerfressenden Roste bewahren. Nur sorgfältiges, wiederholtes Anstreichen schützt das Holz vor schneller Fäulnis, und Holzwerk, das nicht angestrichen ist, muß durch häufiges Abwaschen und Reinigen erhalten werden. Es gibt nur wenige Völker, deren Eigenart sich so leicht aus der Natur des Landes erklären läßt, wie das bei den Holländern der Fall ist. Im Gegensatze zu dem benachbarten Belgien steht die Volksbildung in Holland auf hoher Stufe. Doch sind immer noch 2 % der Rekruten des Lesens und Schreibens unkundig. Wissenschaft und Kunst haben von jeher eifrige Pflege gefunden. Die Universitäten zu Leiden und Utrecht hatten im 16. und 17. Jahrhundert europäischen Ruf, und Gelehrte wie der Humanist Erasmus von Rotterdam (f 1536), der Rechtsgelehrte Hugo Grotius (st 1645) und der Physiker Huyghens (sp. heuchens, f 1695), nehmen in der Geschichte der Wissenschaften eine hervorragende Stelle ein. Das Bedeutendste aber haben die Holländer in der Malerei geleistet, wovon die großen Bildersammlungen in Amsterdam und Haag Zeugnis ablegen (Rembrandt f 1669, Franz Hals st 1666, Ruisdal, spr. reusdal, st 1682, Polter st 1654). — Holland hat drei staatliche Universitäten, in Leiden, Utrecht und Groningen, und eine freie Universität in Amsterdam. Von Reichsdeutschen leben in Holland rund 32000, besonders in Amsterdam, Rotterdam und Haag, wo auch deutsch-evangelische Gemeinden und deutsche Schulen bestehen. Staatliche Verhältnisse. Die Niederlande bilden ein verfassungsmäßiges Königreich unter dem Hause Orbnien. Die Thronfolge gilt auch in der weiblichen Linie. Die Volksvertretung besteht aus zwei Kammern, die zu- sammen die „Generalstaaten" bilden. — Holland unterhält in Europa ein stehendes Heer von 35 000 Mann, wozu noch 40 000 Mann Kolonialtruppen kommen. Verhältnismäßig groß ist die Kriegsflotte, die 76 Fahrzeuge, darunter 9 Panzerschiffe, zählt. Bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts gehörte Holland nebst dem benachbarten Belgien zum Deutschen Reiche. Dann kamen beide durch Erbschaft an das Haus Habsburg und später, als nach dem Tode Karls V. die habsburgischen Länder unter die österreichische und spanische Linie geteilt wurden, an die letztere. Die Bedrückung unter Philipp Ii. führte zum Aufstande, und in langen Kämpfen errangen sich die Holländer ihre Freiheit und Selbständigkeit, die im Westfälischen Frieden (1648) dann endgültig anerkannt wurden, während Belgien bis 1713, wo es an Österreich kam, spanisch blieb. 1815 wurden beide Länder zu einem Königreiche vereinigt, aber der religiöse Gegensatz führte 1830 wieder zu einer Trennung beider Staaten. Auswärtige Besitzungen. Die Bedeutung Hollands als Handelsmacht beruht zum großen Teil auf seinen auswärtigen Besitzungen, die an Wert nur von denen Englands übertroffen werden. Sie sind zusammen an Flächeninhalt 50 mal so groß wie das Mutter- land und haben ungefähr 7 mal soviel Einwohner (2 Mill. qkm, 39 Mill. E.). Es ge-
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