1909 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Gewinn und Genuß, allenfalls auf künstlerische Betätigung" gerichtet ist. auf der andern
Seite eine große Armut der breiten Volksmassen. Und diese zwischen reich und arm
gähnende Kluft wird noch erweitert durch die geringe Volksbildung, die zu der hohen
materiellen Entwickelung Belgiens in einem so auffallenden Gegensatze steht. Mehr als
10 °/o der Bevölkerung sind des Lesens und Schreibens unkundig. Der Pflege der Wissen-
schaft dienen vier Universitäten, zwei staatliche in Gent und Lüttich und zwei, die durch
freiwillige Beiträge erhalten werden, eine „freie" in Brüssel und eine katholische in Löwen.
Auf dem Gebiete der Kunst, namentlich der Baukunst und Malerei (Rubens), hat
Belgien in früheren Jahrhunderten Großes geleistet, wovon die prächtigen alten Kirchen
und Rathäuser und die wertvollen Gemäldesammlungen in Brüssel und anderen Städten
beredtes Zeugnis ablegen.
Staatliche Verhältnisse. Belgien besteht als selbständiger Staat erst seit
dem Jahre 1830 (S. 15), ist ein verfassungsmäßiges Königreich mit zwei
Kammern (Senatoren und Repräsentanten) und seit 1833 für neutral erklärt.
Das Heer ist daher klein (43000 Mann) und nur zur Verteidigung des Landes
gegen fremde Angriffe und zur Aufrechterhaltung der Neutralität bestimmt.
Eine Kriegsflotte besitzt Belgien nicht.
Auswärtige Besitzungen. Belgien hatte bisher keine Kolonien. Doch war sein
König, Leopold Ii., zugleich Herrscher des Kongostaates in Mittelafrika (2*/* Mill. qkm,
19 Mill. E.), dessen reiche Erzeugnisse an Kautschuk (1906 für 39 Mill. Mk.), Elfenbein
(4 Mill. Mk.), Palmöl usw. vorwiegend dem belgischen Volke zugute kamen. Anfang 1908
ist indessen das große afrikanische Reich in den Besitz des belgischen Staates übergegangen.
Iii. Aas Kroßherzogtum Luxemburg.
(2600 qkm, 246000 E., 95 auf 1 qkm).
An der Südostseite Belgiens, außer diesem von der Rheinprovinz, Lothringen
und Frankreich umschlossen, liegt das Großherzogtum Luxemburg. Our, Sauer
und Mosel scheiden es von der Rheinprovinz, die anderen Grenzen sind ganz
willkürlich gezogen. Mit seiner Nordhälfte erstreckt sich Luxemburg über die
Ardennen, während der S. der Lothringischen Hochebene angehört. In diesem
Teile sind bedeutende Eisenlager, aus denen in etwa 60 Gruben jährlich
3—4 Mill. t Erze gefördert werden, die meist nach Belgien und ins Industrie-
gebiet an der Saar gehen (Ii, S. 5). Doch wird ein Teil auch an Ort und
Stelle verhüttet. Das Ardennengebiet ist reich an Wald, und die Haupterwerbs-
zweige sind hier Ackerbau, Viehzucht und Forstwirtschaft. Die Bevölkerung
ist fast durchweg katholisch und deutschen Stammes, doch bedienen sich die Ge-
bildeten mit Vorliebe der französischen Sprache, die auch Regierungssprache ist.
Das heutige Luxemburg ist nur der Rest eines größeren Landgebietes, das von 1815
ab einen deutschen Bundesstaat unter der Regierung des Königs der Niederlande bildete.
Nach der Trennung Belgiens von Holland wurde 1834 die ö. Hälfte mit Belgien vereinigt,