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1. Europa - S. 90

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
90 stark befestigt und der Sitz einer Universität. Die innere Stadt hat ganz das Aussehen westeuropäischer Hauptstädte, lange Straßenzüge mit Prachtbauten und glänzenden Läden. Aber in den Außenbezirken haust eine arme Bevölkerung in niedrigen, elenden Hütten, die sich, von Gärten unterbrochen, an breiten dorfartigen Straßen hinziehen. Ein witziger Franzose hat Bukarest mit dem Zylinderhute auf dem Kopfe eines Barbaren verglichen. An der Donau, in der Nähe der Serethmündung, wo See- und Flußschiffahrt sich berühren, liegen die Hafenstädte Braila (bra-Ua, 59 000 E.) und Galatz (65 000 E.), die Hauptversandplätze des Landes für Getreide und Holz. Von den kleineren Donauhäfen sind die wichtigsten Turn-Severin (20 000 E.) in der Nähe des Eisernen Tores und Dschürdschewo (16000 E.), dem bulgarischen Rustschuk gegenüber, wo die Bahn von Bukarest nach Warna die Donau überschreitet. Im Binnenlande der Walachei sind be- merkenswert Krajova (46 000 E.) am Schyl, der Mittelpunkt der w. vom Alt gelegenen sog. Kleinen Walachei, und Ploeschti (47 Ooo E.), am Fuße des Gebirges n. von Bukarest. Die Hauptstadt der Moldau ist Jassy (juschi, 80000 E.), das zur Hälfte von Juden bewohnt wird. Es vermittelt hauptsächlich den Handel mit Rußland und hat eine Universität. Neben westeuropäischem Luxus, dem die in prächtigen Palästen wohnenden Bojaren frönen, finden wir auch hier, wie in allen morgenländischen Städten, überwiegend Armut und Elend, krumme, von Schmutz starrende Straßen und armselige Hütten, in denen eine ver- kommene Bevölkerung lebt. In der Dobrudscha, am Schwarzen Meere, liegt die auf- blühende Hafenstadt Konstanza oder Küstendsche (11 Ooo E.). Sie verdankt ihre Bedeutung der neuen Bahnlinie, die von Bukarest kommend, bei Tschernawöda auf großartiger Brücke die Donau überschreitet und den weiten Umweg durch das Donaudelta erspart. Der Staat. Rumänien ist ein verfassungsmäßiges Königreich mit zwei Kammern. Das stehende Heer zählt 70 000 Mann, die Kriegsflotte 38 Fahr- zeuge, darunter 4 Panzerkanonenboote. Seit dem 13. Jahrhundert bestanden zwei Fürstentümer, die Moldau und die Walachei, die später von den Türken abhängig wurden. Anfänglich behielten sie noch eine gewisse Selbständigkeit und einheimische, vom Adel und von der Geistlichkeit gewählte Fürsten oder Hospodare. Im 18. Jahrhundert aber ging die Pforte dazu über, die Fürstenwürde an Griechen aus Konstantinopel zu vergeben, die ihr Amt teuer bezahlen mußten und nun die von ihnen verwalteten Fürstentümer auf alle Weise aussogen. Nachdem die beiden Länder 1829 wieder einheimische Fürsten bekommen hatten, erlangten sie nach dem Krim- kriege (1856) auch wieder größere Selbständigkeit und vereinigten sich 1862 zu einem Staate, dem Fürstentum Rumänien, zu dessen Herrscher durch Volkswahl Karl I. aus dem Hause Hohenzollern-Sigmaringen gewählt wurde. Durch die Beteiligung am Kriege der Russen gegen die Türken (1878) erhielt Rumänien völlige Unabhängigkeit und den Besitz der Dobrudscha, wofür es aber Bessarabien, das bisher zur Moldau gehört hatte, an Ruß- land abtreten mußte. 1881 wurde es zum Königreich erhoben. Unter der Regierung des Hohenzollernfürsten, dessen Gemahlin Elisabeth, eine geborene Prinzessin von Wied, unter dem Namen Carmen Sylva als Dichterin bekannt ist, hat Rumänien gewaltige Fort- schritte gemacht. Der tatkräftige Herrscher hat dem Lande eine Verfassung gegeben, eine geordnete Verwaltung eingeführt, für die Anlage von Bahnen und Landstraßen gesorgt, ein achtunggebietendes Heer geschaffen und vor allem Bedeutendes zur Hebung des Bauern- standes getan.
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