1909 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Sammelpunkte einer dichteren Bevölkerung, und die reihenförmige Anordnung an den
Flüssen erleichtert in dem sonst so unwegsamen Lande die Anlage von Verkehrsstraßen.
Flüsse. Der eigenartige zerstückelte Aufbau des Landes und der dadurch
bewirkte Mangel an umfangreicheren Tiefebenen haben die Bildung größerer
Flüsse verhindert. Wenn man von der Griechischen Halbinsel, die nur
unbedeutende Flußlänfe besitzt, absieht, erfolgt die Entwässerung nach vier
Seiten hin. Nach W., zum Adriatischen Meere, strömen Narenta und Drin;
nach N., zur Donau, Drina, Mürawa, Timok und Jsker; nach O., zum
Schwarzen Meere, die Donau und einige kleine Küstenflüsse; nach S., zum
Ägäischen Meere, Wardar, Struma und Maritza.
Staatliche Verhältnisse. Der Balkanhalbinsel fehlt die staatliche Einheit.
Über 300 Jahre hat sie fast ganz zum Türkischen Reiche gehört. Aber im
Laufe der letzten hundert Jahre sind diesem große Gebiete verloren gegangen.
Die Europäische Türkei umfaßt jetzt nur noch ein Drittel vom Flächen-
raume der Halbinsel. N. von ihr liegen heute die Königreiche Bulgarien
und Serbien, das Fürstentum Montenegro, die zu Österreich-Ungarn ge-
hörigen Länder Bosnien und die Herzegowina und die österreichische
Provinz Dalmatien. Die Griechische Halbinsel gehört fast ganz zum König-
reiche Griechenland.
Der s., schmale Teil der Halbinsel war im Altertum von dem hochgebildeten Volke
der Griechen oder Hellenen bewohnt. Den breiten Norden hatten Barbarenvölker,
Illyrer im W. und Thraker im O., im Besitz. Einer der n. Stämme, das unter
griechischem Kultureinfluß stehende Volk der Makedonier, gelangte im 4. Jahrhundert
v. Chr. zu hoher Macht und gründete unter Alexander dem Großen ein Weltreich, zu dem
auch die ganze Balkanhalbinsel gehörte. 200 Jahre später kam diese unter die Herrschaft
der Römer. Als in der stürmischen Zeit der Völkerwanderung das Weströmische Reich
zugrunde ging, erhielt sich der Osten als selbständiges Ost römisches oder Byzantinisches
Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel. Indessen seine nichteuropäischen Besitzungen
wurden ihm bald durch die Araber entrissen, und im N. gingen große Gebiete an vor-
dringende slawische Völker, Serben und Bulgaren, verloren. Seit dem 14. Jahr-
hundert wurde das Byzantinische Reich von den Türken bedroht, die endlich 1453
Konstantinopel eroberten und nun die ganze Halbinsel mit Ausnahme Montenegros,
Dalmatiens und der Ionischen Inseln in ihre Gewalt brachten. In der Folgezeit dehnten
sie ihre Herrschaft auch noch über Ungarn, Rumänien und Südrußland aus, und zweimal
haben türkische Heere Wien belagert (1529, 1683). Dann aber ging es mit der Macht
der Türken wieder rasch abwärts. Bereits 1718 war ganz Ungarn frei, und gegen Ende
des Jahrhunderts gingen die russischen Besitzungen verloren. Von 1821—29 erkämpften
sich die Griechen ihre Freiheit, dann wurden Serbien (1829), die Moldau und die
Walachei (1856) und Bulgarien (1878) selbständige, doch abgabepflichtige Staaten. Der
letzte russisch-türkische Krieg brachte außerdem Serbien und Rumänien volle Unabhängigkeit,
Montenegro und Griechenland einen Gebietszuwachs und Bosnien und die Herzegowina unter
österreichisch-ungarische Verwaltung. 1885 wurde Ostrumelien mit Bulgarien vereinigt, 1898
Kreta auf Beschluß der europäischen Großmächte einem griechischen Statthalter unterstellt. 1908
endlich löste Bulgarien das noch bestehende Abhängigkeilsverhältnis zur Türkei, und