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1. Europa - S. 129

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
129 doch wurde Kreta als selbständige türkische Provinz einem griechischen Prinzen als Statt- halter unterstellt. Seit 1863 herrscht König Georg aus dem dänischen Königshause. Die Entwicklung des Staates leidet sehr unter dem politischen Parteigetriebe. Die freiheitliche Verfassung, die dem so lange geknechteten und politisch noch ganz unreifen Volke verliehen wurde, hat dem Lande nur Unsegen gebracht. „In 34 Jahren haben sich 42 verschiedene Ministerien abgelöst, und damit hat jedesmal das ganze Beamtentum gewechselt. Dieser Mangel an Stetigkeit in der Verwaltung ist ein moralischer Verderb für das Land. Auch die Vergeudung der Staatsmittel verdankt man dieser Parlamentsherrschaft, da das Geld zu Wahlzwecken und Parteiinteressen verbraucht wird" (Philippson). 3. Die Balkanhalbinsel im allgemeinen. Lage. Die Balkanhalbinsel bildet infolge ihrer Lage das Bindeglied zwischen Europa und dem Morgenlande, und darauf beruht ihre Weltstellung. Nur eine schmale, stromartige Meeresstraße trennt sie von Kleinasien, das ihr auf halbem Wege entgegeukommt, und weiter s. bilden die zahlreichen Inseln des Ägäischen Meeres gleichsam die Pfeiler einer gewaltigen Brücke, die von dem einen Erd- teile zum andern hinüberreicht. So kam insbesondere Griechenland schon früh mit der alten, hochentwickelten Kultur Vorderasiens und Ägyptens in Berührung. Die fruchtbaren Keime, die es von dort empfing, hat dann das hochbegabte Griechenvolk zu selbständiger und eigenartiger Entfaltung gebracht und ist damit der Lehrmeister Europas geworden. Im Mittelalter und in der Neuzeit treten die wirtschaftlichen Beziehungen in den Vordergrund. Zwei große Verkehrswege — Weltstraßen — aus Mitteleuropa nach dem Morgenlande führen durch die Halbinsel: eine, die das Morawa- und Wardartal benutzt, endet bei Saloniki und stellt die kürzeste Verbindung mit dem Sueskanal, mit Ägypten und Syrien her. Die andere, der jetzt die Orientbahn folgt, geht über Belgrad, Sofia, Philippopel und Konstantinopel nach Kleinasien. Sie wird noch an Bedeutung gewinnen, wenn erst die Bagdadbahn, die Konstantinopel mit Mesopotamien und dem Persischen Meerbusen verbinden soll, fertiggestellt sein wird. Mit diesem Landwege kreuzt sich bei Konstantinopel eine wichtige Wasserstraße, die ebenfalls von der Balkanhalbinsel beherrscht wird, der Durchgang vom Schwarzen zum Mittelländischen Meere. Diese Straße ist namentlich für Rußland von größter Bedeutung, da sie den Süden des Riesenreiches mit dem Indischen und dem Atlantischen Ozean in Verbindung setzt. Auf ihr hauptsächlich versendet es sein Getreide und das Petroleum vom Kaukasus. Es ist darum erklärlich, daß Rußland nach dem Besitz der wichtigen Meerenge strebt, umso mehr, als durch eine internationale Bestimmung vom Jahre 1841, die fremden Kriegs- schiffen die Durchfahrt nicht gestattet, die russische Schwarzmeerflotte in ihrer Verwendung auf das Schwarze Meer beschränkt ist. Anderseits haben aber auch die andern Großmächte, insbesondere das nahgelegene Österreich-Ungarn, ein Interesse daran, eine Machterweiterung Rußlands, wie sie die Beherrschung Filk, Erdkunde. Iii. Band. 9
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