Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Europa - S. 160

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
160 Kalkbergen liegt ein tertiäres Bergland (600—1000 m) mit ausgedehnten Hochflächen, rutschenden Gehängen (S. 135) und versumpften, von Fieberluft erfüllten Tälern. Der Vesuv (Abb. 42 u. 44) liegt Io km sö. von Neapel unmittelbar an der Küste und erhebt sich frei aus der Ebene in Form eines gewaltigen Kegels, dessen Grundfläche einen Umfang von 50 km hat. Der breite, bis zu einer Höhe von 600 m sanft ansteigende Sockel des Berges trägt zwei Gipfel, den Monte Somma im N. und den eigentlichen Vesuvkegel. Die Somma, ein halbkreisförmiger Wall (1000—1100 m), ist der Rest eines alten großen Kraters, der in vorgeschichtlicher Zeit die gewaltigen Lava- und Aschenmassen ausgeworfen hat, die den Boden der Kampagna bilden. Ein 300 m tiefes, sichelförmiges Schluchtental (das Atrio bei Cavallo), zu dem sie in ungemein schroffen Wänden abstürzt, trennt die Somma von dem inmitten des alten Kraters steil aufsteigenden Auswurfskegel. Dieser verdankt seine Entstehung erst dem furchtbaren Ausbruche im I. 79 n. Chr., durch den auch der heute nicht mehr vorhandene Teil der Somma zerstört wurde. Mit jedem Ausbruche verändert sich seine Gestalt und Größe; durch den letzten im April 1906 hat er 114 m an Höhe verloren, so daß er gegenwärtig nur noch 1225 m mißt. Trotz der sich häuftg wiederholenden Ausbrüche ist der Fuß des Berges von einem dichten Kranze von Ortschaften umgeben, die über 80000 Menschen beherbergen. Die untern Abhänge sind mit üppigen Weingärten und Hainen von Kirsch-, Aprikosen-, Apfel- sinen- und Feigenbäumen bedeckt. Dazwischen liegen tiefe, unfruchtbare Talschluchten, in denen alte Lavamassen in zackigen Felsen aufgehäuft sind. Weiter hinaus folgen Öl- pflanzungen. Dann wird der Pflanzenwuchs immer spärlicher, und nur noch vereinzelt erblickt man Kastanienbüsche und Weingärten. Vulkanische Asche und erstarrte Lavaströme bilden den Boden. „Hier wird der Pfad manchmal sehr eng", so schildert Sch oller eine Besteigung des Vesuvs, „weil er sich durch Lavablöcke windet. Die Massen sind zusammen- gedrängt und starren spitz und zackig in die Höhe, als wären die roten Flammen in ihrer wütenden Hitze erstarrt. Am Fuße des Gipfels werden die Saumtiere zurückgelassen; der Kegel ist zu steil für sie. Eine Art von Pfad oder vielmehr eine Spur des Weges, den die vielen Besteiger des Berges genommen haben, gibt den Schritten der Wanderer die Richtung. Anfangs geht es ziemlich gut, es sind noch große, festliegende Steine da, auf die man beim Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das Geröll und Gebröckel kleiner, verbrannter Steine und durch die rot- braune Asche außerordentlich beschwerlich. Bei jedem Schritt aufwärts sinkt man wiederrnn einen halben Schritt zurück. Hier und da ist der Boden sehr heiß, und ein weißer Rauch qualmt manchmal unter Steinen heraus. Nach einer halben Stunde ist der Kegel erreicht, und wir stehen glücklich oben am Rande des Kraters." „Der Krater ist ein ungeheurer rundlicher Kessel, dessen Rand aus verbranntem Gestein und Asche besteht. An der Südseite ist dieser Rand tief eingebrochen, so daß man durch die Lücke ins Innere hineinsehen kann. In der Mitte ist im Boden der eigentliche jetzige Feuerschlund. Man sieht da einen kleinen Kegel, der 8—10 m hoch zu sein scheint und durch das Gestein und die Asche, die der Vulkan auswirft, gebildet ist. Auf dem Gipfel dieses kleinen Kegels ist eine Öffnung, aus der ein weißer, schwefelgelblich schimmernder, dichter Dampf aufwallt. Am Fuße dieses kleinen Kraters bemerkt man an verschiedenen Stellen, sobald es dunkel wird, das Feuer der Erde. Wie düsterrote Kohlen- glut sieht man hier das Gestein des Berges brennen: zwischen dem Feuer hin ziehen sich Lagen der schwarzen, mit gelbem Schwefel überzogenen Erde." — Am Fuße des Aus- bruchskegels besindet sich auf einem 675 rn hohen Bergesrücken ein Observatorium, bis zu dem von Resina aus eine bequem angelegte Straße und seit 1880 auch eine jetzt elektrisch
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer