1909 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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und auch Amerika von Sizilien aus mit Schwefel versorgt. Seit man aber gelernt hat,
Schwefelsäure auch aus schwefelhaltigen Metallerzen herzustellen, haben die sizilischen
Gruben an Bedeutung verloren. Doch liefert Italien an reinem Schwefel noch immer
etwa zwanzigmal so viel als alle andern Länder der Erde zusammengenommen.
Geschichte. Sizilien war im Altertum eins der gesegnetsten Länder Europas. Seine
außerordentliche Fruchtbarkeit, seine günstige Lage in der Mitte des verkehrreichen Meeres
und seine vortrefflichen Häfen lockten schon früh fremde Ansiedler herbei. Phönizier,
Griechen und Karthager ließen sich au den Küsten nieder. Vor allem zahlreich waren
die griechischen Pflanzstädte. Das auf der Ostseite gelegene Syrakus soll zur Zeit seiner
Blüte 1 Mill. E. gehabt haben. Agrigent im S., jetzt Girgenti (dschirdschönti), muß
nach den noch vorhandenen Ruinen ebenfalls sehr bedeutend gewesen sein. Nach dem ersten
Punischen Kriege (241 v. Chr.) kam die Insel unter die Herrschaft der Römer. Das Land
war damals vortrefflich angebaut und erzeugte gewaltige Mengen von Getreide. Im
Mittelalter ließen sich Sarazenen und nach ihnen Normannen auf Sizilien nieder und
haben es Jahrhunderte lang in Besitz gehabt. Dann haben in wechselvoller Geschichte
Deutsche (Hohenstaufen), Franzosen, Spanier und Österreicher die Herrschaft aus-
geübt, bis die Insel 1860 mit dem neuen Königreiche Italien vereinigt wurde.
Die Insel hat schwere Geschicke durchgemacht. Kriegsstürme, Mißregierung, innere
Unruhen, verheerende Erdbeben und Ausbrüche des Ätnas haben das einst so blühende
Land arg heruntergebracht. Der größte Teil der Bevölkerung ist arm und verkommen,
unwissend und roh. Fast aller Grundbesitz ist in den Händen reicher Adliger, des Staates
und der größeren Stadtgemeinden. Die kleinen Pächter aber und die kärglich bezahlten
Landarbeiter darben. Ihre Wohnung, Nahrung und Kleidung sind gleich armselig.
Siedlungen. Die wichtigsten Städte Siziliens liegen an der Küste. Palermo
(310000 E.) an der Nordseite ist ausgezeichnet durch seine wundervolle Lage in einer
überaus fruchtbaren, künstlich bewässerten Ebene, der Goldenen Muschel (Conca d’oro), die
hufeisenförmig von Bergen umschlossen wird. Unmittelbar hinter der Stadt der Monte
Pellegrino (650 na), d. h. Pilgerberg, eine gewaltige Felsmasse ohne Baum und Strauch.
Palermo ist reich an Baudenkmälern aus der arabischen, normannischen und staufischen
Zeit und der erste Handelsplatz der Insel. Messina verdankt seine Blüte der Lage an
der Meerenge und seinem vorzüglichen, durch eine sichelförmig vorspringende Halbinsel ge-
bildeten Naturhafen. Leider steht es auf gefährlichem, erdbebenreichem Boden, und schon
zweimal, 1783 und 1908, ist es gänzlich zerstört worden. Es zählte zuletzt 160 000 E.
und war ein Hauptausfuhrplatz für Südfrüchte, Wein und Öl. Catania (150000 E.),
am Fuße des Ätnas, am Rande der größten und fruchtbarsten Ebene Siziliens, führt
nebeir Südfrüchten viel Schwefel aus und betreibt Seidenindustrie. Siracusa (32000 E.)
ist jetzt eine unbedeutende Stadt. Girgenti (dschirdschdnti 21000 E.) an der Südküste und
Caltanisetta (43000 E.) in der Mitte liegen in den Hauptgebieten der Schwefel-
gewinnung. An der Westküste die Hafenstädte Marsala (58000 E.) und Trapani
(59000 E.).
Die Nachbarinseln. W. von Sizilien liegen die kleinen Ägatischen Inseln,
drei aus Kalk bestehende Eilande und mehrere Klippen, n. die Gruppe der Liparischen
Inseln, 12 an der Zahl und sämtlich vulkanischen Ursprungs. Auf zweien, Lipari und
Vulcano, regt sich noch zuweilen die unterirdische Tätigkeit, auf einer dritten, Str6mboli,
ist der 925 m hohe Kraterberg in fast ununterbrochener Arbeit und schleudert Asche und
Schlacken gen Himmel. Auch die Insel Pantellaria zwischen Sizilien und Tunis ist ein
erloschener Vulkan.