1909 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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s. Wind, der nur in den s. Landschaften, in Sizilien, Unteritalien, Griechenland und
Südspanien (hier unter dem Namen Leveche), auftritt. Während des Schirokkosturmes
steigert sich die Wärme bis zur Gluthitze. In Palermo sind schon 50° gemessen worden,
und selbst um Mitternacht zeigt das Thermometer häufig noch 35°. Die außerordentliche
Trockenheit läßt die Blätter und Blüten der Pflanzen verwelken, und zuweilen wird die
ganze Oliven- und Weinernte vernichtet. Der Schirokko bringt nur ausnahmsweise einmal
etwas Regen. Häufig aber schlägt er einen rötlichen oder weißen Staub nieder. „Dabei
ist die Luft dunstig, der Himmel gelblich bis bleifarben, die Sonne gar nicht oder kaum
sichtbar. Die Menschen leiden unter Mattigkeit, Beklemmung und Unlust zu jeder Tätigkeit.
Der Schirokko erscheint in allen Jahreszeiten, am häufigsten jedoch im Friihjahr. Man
hat ihn früher als „Wüstenwind" erklärt, als einen Luftstrom, der seine Hitze und
Trockenheit aus der Sahara mitbringe. In der Tat bezeugt der Staub, den er häufig
mitführt, daß die Schirokkoluft über der Wüste in Wirbelstürmen aufgestiegen und so den
Staub in die Höhe gerissen hat. Doch ist damit die Erscheinung noch nicht genügend
erklärt, da aus derselben Richtung auch andre weniger heiße und sehr feuchte Winde
wehen. Der echte Schirokko ist ein föhnartiger Fallwind, der aus den höheren Teilen der
Atmosphäre herabstürzt und seine hohe Wärme und Trockenheit dadurch erlangt, daß er
sich dabei dynamisch erwärmt und infolgedessen relativ trocken wird" (Philippson. —
Bergt. I, S. 48).
Landwirtschaft. Die natürliche Fruchtbarkeit des Bodens und das günstige
Klima machen Italien in hervorragendem Maße zu einem Lande des Ackerbaus.
Doch werden nur 46 °/0 der Bodenfläche, etwas weniger als in Deutschland
49 (o/o), mit Pflug und Spaten bearbeitet; große Flächen könnten noch für den
Anbau gewonnen und die Erträge durch bessere Bewirtschaftung erhöht werden.
Infolge des ganz andern Klimas find die Formen und Erzeugnisse des Anbaus
von denen der mitteleuropäischen Länder erheblich verschieden. Die große Trocken-
heit erfordert vielfach künstliche Bewässerung. 17000 qkm werden jetzt
aus diese Weise befeuchtet, besonders in der Lombardei und in Sizilien. Der
Ertrag der Länder wird dadurch bedeutend erhöht, in Sizilien bis auf das
Zwanzigfache. Bei der langandauernden Wärme liefern die Berieselungsanlagen
mehrere Ernten im Jahre, erst Weizen, dann Mais (S. 142) oder mehrere
Gemüsearten nacheinander. Eine weitere Eigentümlichkeit des italienischen Boden-
baus besteht darin, daß häufig aus derselben Fläche mehrere Frnchtarten zu-
gleich gezogen werden. Vielfach sieht man an den Rändern oder inmitten der
Felder Ulmen, Pappeln, Maulbeer- oder Fruchtbäume, au denen die Rebe
emporrankt und von Stamm zu Stamm Gewinde bildet. Ebenso stehen häufig.
Weinstöcke zwischen den nur wenig Schatten werfenden Ölbäumen, ja mitunter
zieht man auf demselben Landstücke noch Gerste, freilich nur als Futterkraut,
das schon im April abgemäht wird, ehe jene grünen. Auffallend groß ist end-
lich der Reichtum an Frucht bäumen, deren Zahl die des doppelt so großen
Deutschen Reiches um das Mehrfache übertrifft. Die Haupterzeugnisse des italie-
nischen Landbaus sind Getreide, Wein, Öl, Südfrüchte und Seide.
Der Getreidebau liefert überwiegend Weizen und Mais, daneben auch Gerste^