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1. Europa - S. 210

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
210 Waldbäumen der s. und ö. Länder sind die Steineiche, deren Früchte der Schweinezucht dienen, und besonders die Korkeiche von Wichtigkeit. Eine ge- regelte Forstwirtschaft gibt es nicht. Die Korkeiche findet sich in allen Mittelmeerländern, gedeiht aber am besten in den w. Gebieten, Algerien, Marokko, Spanien, Portugal und im sö. Frankreich. Sie ist ein unsrer deutschen Eiche ähnlicher Baum mit breiter, krummästiger Krone. Ihr Stamm erreicht gewöhnlich einen Durchmesser von 1—Iv, m. Der Baum ist dadurch merkwürdig, daß er eine 10—12 cm dick werdende Korkrinde bildet, die sich immer wieder erneuert, wenn sie abgerissen wird. Dies geschieht alle 8-10 Jahre, indem man in Entfernungen von etwa 1 m Kreisschnitte um den Stamm macht und diese dann durch zwei Längs- schnitte verbindet/ worauf sich die Korkschicht leicht ablösen läßt. Damit die Platten sich gerade strecken, werden sie zu Haufen aufgeschichtet und mit Steinen beschwert. Darauf läßt man sie 5—6 Minuten in Wasser kochen, wodurch sie elastischer werden. Im Durch- schnitt erhält man von einem Baume auf einmal 100 kg Kork im Werte von 10—100 Mk., je nach der Güte. Den besten Kork liefern Bäume im Alter von 50—100 Jahren. Auch wird lie Beschaffenheit durch den Standort und das Klima beeinflußt. Spanien erzeugt von allen Ländern der Erde den meisten Kork. Die Ausfuhr beläuft sich auf jährlich 80 Mill. Mk. Halb soviel versendet Portugal, Algerien etwa ein Fünftel. Die Viehzucht leidet unter dem Mangel an Wiesen und frischen Wei- den. Rinder, im ganzen nur 2,2 Mill. gegen 20 Mill. in Deutschland, werden hauptsächlich in den n. Küstenlandschaften gehalten, von wo auch eine starke Fleischausfuhr nach England stattfindet. Größer ist die Zahl der Ziegen (2,8, D. 3,5 Mill.), die leider den Waldungen sehr schaden. Die einst berühmte Schafzucht ist gegen früher sehr zurückgegangen. (1830 gab es noch 23, 1850 noch 19, 1906 nur noch 13 Mill. Stück, in D. 7,7 Mill.). Schweine zieht man besonders in den Eichenwäldern Estremaduras (2 Mill., D. 22). Als Zug-, Last- und Reittiere dienen allgemein Esel und Maultiere (1,6 Mill.), während die Zahl der Pferde gering ist (450000, D. 4^g Mill.). Über die spanische Schafzucht sei noch folgendes mitgeteilt. Man hält vorwiegend Wanderschafe, Merinos, die sich durch lange und feine Wolle auszeichnen. Die Herden bleiben das ganze Jahr hindurch im Freien. Den Sommer über weiden sie auf den Steppen des Hochlandes, im Herbste ziehen sie in die tiefer und wärmer gelegenen Land- schaften, wo sie überwintern. Das Umherwandern und die Wege, die die Herden ein- schlagen müssen, sind gesetzlich geregelt. Eine Merinoherde besteht gewöhnlich aus 10000 Tieren, die in Gruppen von je 1000 eingeteilt sind. Die Führung, die Auswahl der Weideplätze, die Leitung der Wollschur usw. ist einem Oberhirten übertragen, dem 50 Unterhirten, meist zerlumpte, wilde Gesellen mit ebenso vielen Hunden unterstellt sind. Die Besitzer der Herden, vorwiegend Adlige, hatten früher große Vorrechte. So mußte in den Gegenden, durch die die Herden regelmäßig zogen, zum Schaden der Landwirtschaft ein 50 m breiter Landstreifen unbebaut als Weg liegen bleiben. Ferner durften die Hirten da, wo sie überwinterten oder auch nur durchkamen, von jedem Waldbaume einen Ast abhauen, um Holz für ihre Hütten, die Hürden und als Brennstoff zur Bereitung der Speisen zu bekommen. Auf diese Weise gingen oft die schönsten Bäume zugrunde. Der Rückgang der spanischen Schafzucht ist teils auf die Beseitigung dieser Vorrechte und den zunehmen- den Anbau des Landes, teils auf den Wettbewerb anderer Länder zurückzuführen (Ii, S. 271).
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