1909 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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der Spitze. Der englische Handel bewegt sich zwar immer noch in steigender Linie, aber
der amerikanische und namentlich der deutsche wächst rascher. Im Anteil am Welthandel
geht England zurück, schreiten Deutschland und Amerika voran. (England 1890 = 20,8 °/0,
1906 = 17,4, Deutschland 11,1 und 12,4 %, die Vereinigten Staaten 9,4 und 10 °/«). Auch
am Himmel des britischen Kolonialreichs zeigen sich dunkle Wolken. Kanada und
Australien haben sich hauptsächlich der englischen Einfuhr wegen mit hohen Schutzzollschranken
umgeben. In Südafrika machen die Selbständigkeitsbestrebungen des Afrikandertums den
Engländern viel zu schaffen, und auch in Indien zeigen sich ähnliche Bewegungen. Der
Verlust einiger großer Kolonien würde für England von den schwersten Folgen sein. Endlich
fühlt sich England durch das Anwachsen der Flotten anderer Mächte, namentlich Deutsch-
lands, auch in seiner Seeherrschaft bedroht. Allerdings ist sein Übergewicht hier am
größten, aber bei der notwendigen Vermehrung der Kriegs- und Kauffahrteiflotte wird es
immer schwieriger, aus dem eigenen Lande die erforderliche seetüchtige Bemannung zu
beschaffen, und schon heute besteht die Besatzung der Frachtdampfer und Segelschiffe zum
großen Teil aus Angehörigen andrer Völker.
Die allmählich durchdringende Erkenntnis dieser bedrohlichen Umstände hat in England
in der letzten Zeit eine wachsende Beunruhigung und eine gereizte Stimmung hervor-
gerufen, die sich bekanntlich in erster Linie gegen das mächtig aufstrebende Deutschland
richtet, und man macht jetzt die gewaltigsten Anstrengungen, um durch den Ban einer
übermächtigen Kriegsflotte wenigstens die Herrschaft zur See, den Grundpfeiler des
Britischen Reiches, im vollen Umfange aufrecht zu erhalten. Der Sorge um die Zukunft
ist auch der an Stärke gewinnende, in letzter Zeit namentlich von Chamberlain (tschemberlen)
vertretene Imperialismus entsprungen, dessen Streben dahin geht, durch Schaffung
eines „größeren Britanniens", d. h. durch einen engeren Zusammenschluß der Kolonien
mit dem Mutierlande, die politische und wirtschaftliche Machtstellung des Britischen Reiches
zu festigen und zu heben. Die Verwirklichung seiner Ziele scheint indessen bei den stark
einander widerstreitenden Interessen der einzelnen Länder noch in weiter Ferne zu liegen.
b) Wirtschaftliche Verhältnisse.
Landwirtschaft. Im Vergleich zu den Haupterwerbsquellen, der Industrie
und dem Handel, spielt die Landwirtschaft auf den Britischen Inseln, insbesondere
in Großbritannien, eine untergeordnete Rolle. Gebirgswüsteneien, Heiden,
Moore, Wege, Eisenbahnen, Fabrikgebäude und Wohnhäuser bedecken eine ver-
hältnismäßig große Fläche, mehr als V3 des ganzen Landes (34,6 °/0, D. 9,3),
in Schottland sogar über 7/10 der Gesamtfläche. Nur 13, in England gar nur
8,8 o/o der erwerbstätigen Bewohner entfallen auf die Landwirtschaft gegen 37,5 °/0
in Deutschland. Die Eigentumsverhältnisse sind in England ganz andere
als in Deutschland. Einen eigentlichen Bauernstand gibt es nicht. Fast das
ganze Land ist in den Händen von adligen Großgrundbesitzern, die ihre Güter
aber nur selten selbst bewirtschaften. Die Landwirte sind darum fast alle
Pächter. „Kleine freie Bauernschaften, die bis 20 ha groß sind, machen nur
6 °/0 vom Grund und Boden aus."
Dem Ackerbau, dessen Hauptgebiet die Ostenglische Ebene ist, dienen 24,9 °/0 der
Bodenfläche, etwa halb so viel wie in Deutschland. Dabei ist aber noch zu beachten, daß
ein unverhältnismäßig großer Teil der Felder nur Futterkräuter trägt. Die Ernte