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1. Europa - S. 287

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
287 der Spitze. Der englische Handel bewegt sich zwar immer noch in steigender Linie, aber der amerikanische und namentlich der deutsche wächst rascher. Im Anteil am Welthandel geht England zurück, schreiten Deutschland und Amerika voran. (England 1890 = 20,8 °/0, 1906 = 17,4, Deutschland 11,1 und 12,4 %, die Vereinigten Staaten 9,4 und 10 °/«). Auch am Himmel des britischen Kolonialreichs zeigen sich dunkle Wolken. Kanada und Australien haben sich hauptsächlich der englischen Einfuhr wegen mit hohen Schutzzollschranken umgeben. In Südafrika machen die Selbständigkeitsbestrebungen des Afrikandertums den Engländern viel zu schaffen, und auch in Indien zeigen sich ähnliche Bewegungen. Der Verlust einiger großer Kolonien würde für England von den schwersten Folgen sein. Endlich fühlt sich England durch das Anwachsen der Flotten anderer Mächte, namentlich Deutsch- lands, auch in seiner Seeherrschaft bedroht. Allerdings ist sein Übergewicht hier am größten, aber bei der notwendigen Vermehrung der Kriegs- und Kauffahrteiflotte wird es immer schwieriger, aus dem eigenen Lande die erforderliche seetüchtige Bemannung zu beschaffen, und schon heute besteht die Besatzung der Frachtdampfer und Segelschiffe zum großen Teil aus Angehörigen andrer Völker. Die allmählich durchdringende Erkenntnis dieser bedrohlichen Umstände hat in England in der letzten Zeit eine wachsende Beunruhigung und eine gereizte Stimmung hervor- gerufen, die sich bekanntlich in erster Linie gegen das mächtig aufstrebende Deutschland richtet, und man macht jetzt die gewaltigsten Anstrengungen, um durch den Ban einer übermächtigen Kriegsflotte wenigstens die Herrschaft zur See, den Grundpfeiler des Britischen Reiches, im vollen Umfange aufrecht zu erhalten. Der Sorge um die Zukunft ist auch der an Stärke gewinnende, in letzter Zeit namentlich von Chamberlain (tschemberlen) vertretene Imperialismus entsprungen, dessen Streben dahin geht, durch Schaffung eines „größeren Britanniens", d. h. durch einen engeren Zusammenschluß der Kolonien mit dem Mutierlande, die politische und wirtschaftliche Machtstellung des Britischen Reiches zu festigen und zu heben. Die Verwirklichung seiner Ziele scheint indessen bei den stark einander widerstreitenden Interessen der einzelnen Länder noch in weiter Ferne zu liegen. b) Wirtschaftliche Verhältnisse. Landwirtschaft. Im Vergleich zu den Haupterwerbsquellen, der Industrie und dem Handel, spielt die Landwirtschaft auf den Britischen Inseln, insbesondere in Großbritannien, eine untergeordnete Rolle. Gebirgswüsteneien, Heiden, Moore, Wege, Eisenbahnen, Fabrikgebäude und Wohnhäuser bedecken eine ver- hältnismäßig große Fläche, mehr als V3 des ganzen Landes (34,6 °/0, D. 9,3), in Schottland sogar über 7/10 der Gesamtfläche. Nur 13, in England gar nur 8,8 o/o der erwerbstätigen Bewohner entfallen auf die Landwirtschaft gegen 37,5 °/0 in Deutschland. Die Eigentumsverhältnisse sind in England ganz andere als in Deutschland. Einen eigentlichen Bauernstand gibt es nicht. Fast das ganze Land ist in den Händen von adligen Großgrundbesitzern, die ihre Güter aber nur selten selbst bewirtschaften. Die Landwirte sind darum fast alle Pächter. „Kleine freie Bauernschaften, die bis 20 ha groß sind, machen nur 6 °/0 vom Grund und Boden aus." Dem Ackerbau, dessen Hauptgebiet die Ostenglische Ebene ist, dienen 24,9 °/0 der Bodenfläche, etwa halb so viel wie in Deutschland. Dabei ist aber noch zu beachten, daß ein unverhältnismäßig großer Teil der Felder nur Futterkräuter trägt. Die Ernte
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