1913 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Tripolitanien.
(1100000 qkm, 725000 E., 0,7 auf 1 qkm.)
Das Land. Tripolitanien oder Tripolis, die einzige Provinz, die den
Türken bisher in Afrika geblieben war, ist 1911 von den Italienern besetzt
worden und nach einjährigem Kriege in deren Besitz übergegangen. Das Land
liegt an der Süd- und Ostseite der Syrien, zwischen Tunis und Ägypten, und
reicht in Form eines Dreieckes nach S. bis über den Wendekreis hinaus. Es
gliedert sich in drei natürliche Gebiete: das eigentliche Tripolis an der Süd-
seite der Syrten, die s. davon gelegene Landschaft Fessan und das kleine
halbinselartig vorspringende Hochland von Barka ö. der großen Syrte.
Tripolis i. e. S. besteht größtenteils aus einer etwa 300 m hohen
Hochfläche, der aber noch mehrfach Bergreihen, Ausläufer des Atlas, aufgesetzt
sind. Nach N. fällt die von Schluchtentälern zerrissene Platte mit steilem
Rande zu einem niedrigen, bis ans Meer reichenden Vorlande ab. Die etwa
900 km lange Küste ist fast überall flach und sandig und war schon im Alter-
tum ein Schrecken der Schiffer. Das Land ist ohne einen dauernd Wasser
führenden Fluß, waldlos, größtenteils Steppe, die hier und da noch mit Strauch-
werk bewachsen ist, z. T. auch Sandwüste. Im Küstenlande, wo zahlreiche
Bäche endigen und in der Tiefe überall Wasser vorhanden ist, reiht sich eine
Dattelpalmenoase an die andere, und weiter landeinwärts, an den Abhängen der
Höhenplatte und den Talwänden, finden sich große Ölbaumpflanzuugeu. Feffan
gehört ganz der Wüste an und besitzt nur wenig Kulturland, das sich noch dazu
auf eine Menge von meist kleinen Oasen verteilt. Es ist aber wertvoll, weil
diese Oasen den Verkehr durch die Sahara außerordentlich erleichtern. Das
Hochland von Barka hat etwa die Größe Bayerns und eine Durchschnittshöhe
von 500 m, steigt aber im W. bis über 800 m an. Zum Meere und nach
S. fällt es steil ab, während es sich nach Osten allmählich senkt. Im Innern
ziemlich einförmig, ist es nach der Küste zu von tiefen Tälern zerfurcht. Die
ansehnliche Höhe und die vorgeschobene Lage, die es dem Anprall der atlantischen
Winde aussetzt, bewirken einen reichlichen Regenfall. Daher ist es reich an
Quellen und Flüssen, und die Abhänge nach der Meerfeite hin sind mit
üppigem Pflanzenwuchse bedeckt, während das Innere und die Ostabdachung
mehr das Gepräge von Steppenlandschasten haben. Trotz günstiger Kultur-
bedingungen ist Barka menschenarm (125000 (£.); ein englischer Reisender traf
in 10 Tagen nur auf etwa 50 Menschen.
Die Bevölkerung Tripolitaniens besteht hauptsächlich aus Arabern und
Berbern. Dazu kommen dann noch Neger, Juden, Türken und etwa
5000 Europäer, meist Malteser und Italiener, die fast alle in der Hauptstadt
Tripolis wohnen.