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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 45

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
t — 45 — gegen wilde Tiere und feindliche Überfälle mit hohen Zäunen, Erdmauern oder Dorn- gehegen umgeben sind. In der Mitte befindet sich meist ein freier Platz, der der Herde als Nachtaufenthalt dient. Die Nahrung besteht überwiegend aus Pflanzenstoffen. Hirse und Mais werden zwischen Steinen zerrieben oder in Mörsern zerstampft, und aus dem so gewonnenen groben Mehl bereitet man Brei und eine Art Brot, das in heißer Asche gebacken wird. Dazu kommen dann je nach der Gegend noch Jams, Bataten, Erdnüsse, Kokosnüsse u. a. Früchte. Fleisch wird entweder, roh gegessen oder zuvor am Spieße gebraten, auch wohl in Streifen geschnitten und gedörrt. Die Viehzucht treibenden Stämme genießen auch Milch; doch liefern die Tiere nur geringe Mengen. Der Ackerbau wird noch in sehr rückständiger Form betrieben. Der Pflug und die Verwendung von Zugtieren sind unbekannt. Als Werkzeuge dienen die Hacke u. a. Geräte, weshalb man diese Art des Betriebs auch als Hackbau bezeichnet. Von Düngung und ordentlicher Pflege der Felder ist keine Rede. Wenn ein Ackerstück nicht mehr genügend trägt, läßt man es für einige Jahre brach liegen und gewinnt durch Abbrennen der Steppe neues Land. Die Feldarbeit liegt ausschließlich den Frauen ob. Als Haustiere hält man Rinder, Schafe und Ziegen, und allverbreitet ist die Hühnerzucht. Doch werden Eier nur hier und da gegessen. Als Waffen waren bei den Negern früher Speere, Dolchmesser, Schlachtäxte, Wurf- keulen, Bogen und Pfeile sowie große, mannigfach geformte, aus Holz, Flechtwerk, Leder und Fellen gearbeitete Schilde im Gebrauch. Seit der Berührung mit den Europäern werden sie aber mehr und mehr durch Schußwaffen verdrängt. Um sich ein gesürchtetes Aussehen zu geben, legt man allerlei kriegerischen Schmuck an: einen hohen, mit Federn verzierten Kopfputz, Ringe aus Bronze, Eisen oder Zähnen, grellfarbige Schleifen, man bemalt den Körper usw. Die Stämme leben häufig miteinander in Fehde. Die Kriege werden gewöhnlich mit erbarmungsloser Grausamkeit geführt. Die geistigen Fähigkeiten der Negerrasse hat man früher zu gering eingeschätzt. Der Neger saßt rasch auf, er ist anstellig und geschickt und weiß sich überraschend schnell in neue Verhältnisse hineinzufinden. Fast alle Beobachter stimmen darin überein, daß die Neger auffallend schnell europäische Erzeugnisse, selbst schwieriger herzustellende, nach- bilden lernen. Ebenso erlernen sie rasch und leicht fremde Sprachen. Schulkinder über- treffen gewöhnlich in den ersten Jahren europäische Schüler, nachher aber bleiben sie im Rückstände, wie denn überhaupt der Neger über eine gewisse geistige Höhe nicht hinaus- zukommen scheint, auch wenn er, wie in Nordamerika, inmitten einer hochentwickelten Kultur lebt. Es fehlt ihm die geistige Regsamkeit, der selbsttätige Schaffensdrang, die Gabe der Erfindung. Was er an Kultur besitzt, ist ihm größtenteils von außen zugeführt worden. Aber er hat nicht die Fähigkeit, sich das Überkommene innerlich anzueignen und selbständig weiterzubilden. Ja, es läßt sich mehrfach nachweisen, daß, wo der fremde Einfluß aufhörte, der Kulturbesitz wieder verkümmerte und v.rarmte. Bezeichnend ist jedenfalls auch, daß kein Negerstamm es zur Erfindung der Schrift gebracht hat. Dazu kommt weiter, daß es dem Neger „in hohem Grade an Selbstüberwindung, Zielbewußtsein, Zähigkeit und Charakterfestigkeit fehlt, gerade also an den Eigenschaften, ohne die eine höhere Kultur, ein verwickeltes modernes Staats- wesen nicht möglich ist" (Passarge). Bei den Negern überwiegt durchaus die sinnliche Natur; allen Eindrücken und Leidenschaften sind sie fast widerstandslos preisgegeben, und ihre Stimmung wechselt fast unvermittelt. Nicht mit Unrecht hat man sie als große Kinder bezeichnet. Das soziale Leben der Neger ist noch wenig entwickelt. Die Frau wird vom Manne gekauft, wie das bei wilden oder halbwilden Völkern meist Brauch ist. Dazu besteht Vielweiberei. Je mehr Frauen ein Mann hat, desto größer ist sein Ansehen und
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