1913 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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mit den notwendigsten Gegenständen versorgen und wohin diese ihre Erzeugnisse auf den
Markt bringen" (Passarge). Größere Ansiedlungen gibt es nur an der Küste, in den dein
Ackerbau dienenden Gegenden und in den Bergwerksbezirken.
1. Die Hauptstadt des Kaplandes, die Kapstadt (70000, mit den Vorstädten
170000 E.), liegt am Südrande der nach N.-W. offenen, geräumigen und tiefen Tafelbai,
die den Schiffen einen guten Ankerplatz bietet und jetzt durch große Dämme auch vor den
Nordweststürmen gesichert ist. Unmittelbar hinter der Stadt erhebt sich der Tafelberg
(1080 m), eine bis zur Höhe des Brockens fast senkrecht emporsteigende, gewaltige, oben
ganz flache Felsmasse, und daneben der Löwen opf (665 m). Beide bilden eine 4 km
lange Mauer, die der Stadt gegen die heftigen Süd- und Südostwinde Schutz gewähren.
Die Kapstadt ist eine der schönsten Städte Afrikas, regelmäßig gebaut, mit ansehnlichen
öffentlichen Bauwerken und prächtigen Park- und Gartenanlagen in der Umgebung. Sie
ist das wichtigste Eingangstor Südafrikas und darum der Ausgangspunkt mehrerer Eisen-
bahnen und ein wichtiger Haltepunkt für die den Erdteil umsegelnden Schiffe. Noch wich-
tiger als Handelsplatz ist Port Elisabeth (31000 E.) an der Algoabai, der Haupthafen
für den mittleren und ö. Teil der Kolonie und die n. davon gelegenen Gebiete. Die Ber-
bindung nach dem Innern ist von hier aus viel kürzer als von der Kapstadt. Die
bedeutendste Stadt im Innern ist Kimberley (31000 E.) inmitten des wichtigsten
Diamantenbezirks. Etwa 800 Weiße und gegen 2000 Schwarze sind in den Bergwerken
beschäftigt.
2. In Natal ist Durban (70000 E., darunter 32000 Weiße) ein bedeutender
Hafen und der Ausgangspunkt mehrerer Bahnen. An der Hauptlinie, die nach Transvaal
führt, Pietermaritzburg (30000 E.), der Sitz der Regierung, eine ganz europäisch
gebaute, von großen Gärten und schönen Landhäusern umgebene Stadt.
3. Die Hanptstadt vom Oranjesreistaat ist Bloemfontein (27000 E.), die von
Transvaal Pretoria (50000 E.). Eine weit größere Bedeutung hat Johannisburg
(240000 E.). Die Stadt ist innerhalb einiger Jahrzehnte mit fast beispielloser Schnelligkeit
emporgeblüht. Noch 1886 war die Gegend eine ziemlich wertlose Viehweide. Heute
„herrscht ein sehr großstädtisches Leben in der reichen Bergwerksstadt und eine sehr leichtlebige,
genußsüchtige Bevölkerung. Die breiten Straßen, die zahlreichen öffentlichen Gebäude, die
Klubhäuser, Theater, Börse und vor allem die großen Kaufhäuser machen einen imponierenden
Eindruck, und in den Vorstädten hat man es verstanden, schmucke, grüne Gärten anzulegen,
die von schnellwachsenden hohen Eukalyptusbäumen überschattet werden an Stellen, wo sich
vor einigen Jahren noch ödes Grasland ausdehnte" (Passarge).
d) Portugiesisch-Ostafrika.
(760000 qkm, 3,1 Mill. E., 4 auf 1 qkm).
Die Kolonie reicht von der Delagöabai bis zum Rovuma, der Grenze
gegen Deutsch-Ostafrika. Sie umfaßt im wesentlichen das bis 400 km breite,
feuchtheiße und fruchtbare, aber ungesunde Küstenvorland, greift indessen auch
noch in das Stufenland und am Sambesi und Njassasee bis auf das Hoch-
land über.
Das Land ist schon seit Jahrhunderten in portugiesischem Besitz, doch sind die heutigen
Grenzen erst in neuster Zeit durch Verträge mit den Engländern festgelegt worden.
Früher zogen die Portugiesen hauptsächlich durch den Sklavenhandel Nutzen aus dieser
Kolonie. Der Anbau wurde dagegen ganz vernachlässigt, und als der Sklavenhandel