1913 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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die nur spärlich bewachsene Steppe erhitzen sich viel stärker als Landschaften mit
dichter Pflanzendecke, insbesondere Wäldern. 2. Die Oftfeite Afrikas ist durchweg
bedeutend wärmer als die Westseite. Die Wärmelinie von 250 tritt am
Roten Meere unter dem 25. Breitenkreise in Afrika ein und verläßt es wieder an
der Westküste unter dem 18. Grade. Noch größer ist der Unterschied in Südafrika, wo
die Linie gleicher Wärme die Küste Afrikas w. von Madagaskar, 22 0 f. Br., berührt und
an der Westseite nahe dem Äquator aus dem Erdteil wieder heraustritt. Wir haben also
hier an zwei Punkten, die um 22 0 auseinanderliegen, dieselbe Jahreswärme. Die
Hauptursache dieser auffallenden Erscheinung sind die Wärmezustände der angrenzenden
Meere. Während nämlich die Ostküste von warmen Meeresströmungen berührt wird,
verlaufen an'der Westküste zwei kalte Strömungen, der Benguelaström im S. und der
Kanarische Strom im N. Dazu kommt weiter, daß anhaltende ö. Winde das wärmere
Oberflächenwasser von der Küste abtreiben, zu dessen Ersatz dann kaltes, sog. Auftrieb-
wasser aus der Tiefe emporsteigt.
Die große Flächenausdehnung des Erdteils, die geringe Gliederung und die hohen
Randgebirge bewirken ferner, daß der weitaus größte Teil Afrikas ein ausgeprägtes Land -
klima hat. Die Unterschiede zwischen der wärmeren und der kühleren Jahreszeit sind oft sehr
groß, viel größer noch die zwischen Tag und Nacht. Namentlich in den Wüsten und Hoch-
steppen Nord- und Südafrikas folgen nicht selten auf glühendheiße Tage bitterkalte Nächte,
in denen das Thermometer unter den Gefrierpunkt sinkt. „Die Afrikareisenden sind oft im
Zweifel, ob sie mehr über die Hitze oder die Kälte klagen sollen, und die leichtbekleideten
Afrikaner pflegen in den kalten Nächten und eisigen, feuchten und nebligen Morgenstunden
in einer solchen Weise zu leiden, daß wir an Erzählungen von arktischen Abenteuern er-
innert werden. Allerdings brauchen wir dabei nicht gleich an Temperaturen tief unter
dem Nullpunkt zu denken, sondern der Mensch, und nicht bloß der Afrikaner, sondern auch
der einige Zeit im Lande verweilende Europäer findet es schon unerträglich kalt, wenn das
Quecksilber noch weit vom Gefrierpunkt entfernt ist. Trotzdem sind wahrscheinlich diese scharfen
Temperaturgegensätze als eine Wohltat zu betrachten; denn Afrika ist gerade da am wenigsten
gesund, wo sie fehlen und wo auch die Nacht keine ausreichende Abkühlung bringt" (Hahn).
Die Niederschläge sind in Afrika, im ganzen genommen, gering. Selbst die den
Tropen angehörigen Teile empfangen viel weniger Regen als die gleichliegenden Land-
fchaften Südamerikas und Südasiens. Im N. und S. Afrikas aber befinden sich aus-
gesprochene Trockengebiete mit weniger als 25 cm Regenmenge: die Sahara, Deutsch-Süd-
westasrika, die Kalahari und große Teile des Kaplandes. Die Ursachen für die Regenarmut
dieser Gebiete sind im N. die S. 23 geschilderten Windverhältnisse, im S. die regenfangenden
Randgebirge an der Ost- und die kalte Ströniung an der Westküste (S. 62). Eine etwas
reichlichere Regenmenge, örtlich bis zu 100 cm, erhalten die Atlasländer, der n. Sudan,
die Somalhalbinsel, das Sambesigebiet und der sö. Teil Südafrikas. In den Äquatorial-
gegenden steigen die Niederschläge bis auf 200 und mehr cm. Am reichlichsten bedacht ist
die Südwestecke Nordguineas, die Landschaften im Hintergrunde des Busens von Guinea,
insbesondere Kamerun (800-1000 cm), und die Ostseite Madagaskars (300 cm). Die
Verteilung der Niederschläge über die Jahreszeiten ist sehr ungleichmäßig. In den
nördlichsten Gebieten und dem größten Teile der Sahara fällt der Hauptregen im Winter
(S. 23), ebenso im äußersten S. und S.-W. des Erdteils, während sonst in Südafrika
Sommerregen vorherrschen (S. 63). Der große Raum etwa zwischen dem 18° n. und s.
Breite gehört dem Gebiete der Tropenregen an (S. 38). Schnee ist in einem sehr großen
Teile Afrikas unbekannt. Eine dauernde Schneedecke und Gletscher tragen nur die drei
Bergriesen Ostafrikas: der Kilimandscharo, der Kenia und der Runsoro.
Fick, Erdkunde. Iv. Band. c