1913 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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in vier gleichlaufende Streifen: die Küstenebene, das Westjordanische
Hochland, das Ghor und das Ostjordanische Hochland.
Die Küstenebene. Die Küste Palästinas ist flach und einförmig, ohne
Buchten, ohne Inseln und mit hohen Dünen bedeckt, eine wahrhaft eiserne Küste.
Daher ist die Schiffahrt hier niemals von Bedeutung gewesen. Hinter dem
Dünenwalle breitet sich eine im Mittel 20 km breite, sanft nach O. ansteigende
Ebene aus. Der Gebirgsrücken des Karmel teilt sie in einen kleineren n. und
einen größeren s. Abschnitt. Jener, die Ebene Jesreel, dringt bnchtenförmig
ins Gebirgsland ein und wird vom Kison durchströmt. In dem s. Abschnitte
unterscheidet man wieder die Ebene Saron im N. und die Ebene Sephela
im S. Das Tiesland wird von zahlreichen Gebirgsbächen durchströmt, die zwar
im Sommer austrocknen, bis dahin aber zur künstlichen Bewässerung ausgenutzt
werden können. Der Boden besitzt eine große natürliche Fruchtbarkeit und war
im Altertum vortrefflich angebaut. Jetzt liegen weite Strecken brach als dürre
Steppen da; aber im Frühling, wenn der Winterregen den Boden durchfeuchtet
hat, grünt und blüht es allenthalben, und was das Land bei sorgfältigem
Anbau auch heute noch hervorzubringen vermag, davou gebeu mehrere blühende
deutsche Ansiedlnngen bei Jaffa und am Karmel Zeugnis.
Das Gebirge des Westjordanlandes ist ein dem Schwäbischen Jura ahn-
liches, aus wagerecht gelagerten Kalkschichten bestehendes Hochland, ein stehen-
gebliebener Horst. Seine Breite beträgt 50—60 km, seine Höhe, die von N.
nach S. zunimmt, 600—1200 m. Znm tiefgelegenen Jordantale fällt es sehr
steil, doch in mehreren Stufen ab, während es sich nach dem regenreicheren
W., wo die Abtragung stärker gewirkt hat, mehr allmählich abdacht. Die Hoch-
stächen sind im allgemeinen sanft gewellt. Aber die Gießbäche haben tiefe, enge,
vielfach unzugängliche Schluchten in das Gebirge eingegraben, die den Verkehr
außerordentlich hemmen. Wie in allen Kalkgebirgen, so gibt es auch hier zahl-
reiche Höhlen.
„Überall sind Höhlen vorhanden, oft in großer Ausdehnung, in Gruppen vereinigt,
durch Kunst erweitert, zugänglich und wohnlich gemacht. Oft werden solche in der Geschichte
Palästinas als Zufluchtsstätten Verfolgter und Heimatloser genannt; sie dienten als Ein-
fiedeleien, als Gräber, als Wohnstätten, als Festungen; ganze Höhlendörfer sind nachgewiesen,
und noch heute dienen sie vielfach zur Ergänzung der Häuser als Ställe, Vorratsräume,
Werkstätten u. dergl." Eine besondere Bedeutung erlangten sie in Kriegszeiten. Die
Bewohner verbargen dann in den Höhlen nicht nur ihre Vorräte an Lebensmitteln, sondern
anch sie selbst und ihr Vieh fanden eine sichere Zuflucht in den weitverzweigten Gängen.
Liegen doch die Eingänge in den grausigen Schluchten oft so hoch, daß man nur an
Stricken oder mit Aufzügen hingelangen kann. So konnte in Kriegsstürmen immer ein
beträchtlicher Teil der Einwohner unter der Erde verschwinden und wieder hervorkommen,
wenn die Gefahr vorüber war. (Nach Th. Fischer.)
Das Hochland ist sehr waldarm. Nur spärlicher Graswuchs, hier und da
etwas trocknes Gestränsch bedeckt den Boden; häufig tritt der nackte Fels zutage.