1913 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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2—5 m hoch. Ihr Anbau ist fast ganz auf Bengalen und Assam beschränkt. Die Fasern
geben ein grobes, aber dauerhaftes Gewebe. Da ein Landstück 5—10 mal so viel Fasern
liefert wie ein gleichgroßes Flachs- oder Hanffeld, so ist die Jute sehr billig und nächst der
Baumwolle zum wichtigsten Webstoff geworden. In Indien fertigt man daraus Haupt-
sächlich Säcke zum Versand der Landeserzeugnisse (jährlich über 100 Mill.). Die europäischen
und amerikanischen Jutefabriken liefern außer Sackleinen besonders Möbel-, Vorhang- und
Läuferstoffe. Jute steht unter den Ausfuhrerzeugnissen Indiens an zweiter Stelle und
brachte 1910/11 dem Lande eine Einnahme von 514 Mill. Mk.
Die Viehzucht ist in Indien von geringer Bedeutung. Von Rindern hält
man Büffel und Zebus, die auch als Zugtiere verwendet werden. Als Last-
träger dienen Kamele und Elefanten. Von einiger Bedeutung ist die Seiden-
gewinnung, und eine beträchtliche Einnahme bringt die Perlenfischerei, die
besonders im Golf von Manaar bei Ceylon betrieben wird.
An Bodenschätzen besitzt Indien Steinkohlen (nw. von Kalkutta), Eisen,
Gold und Edelsteine, besonders Diamanten und Rubine. Nicht unbedeutend
ist die Industrie. Schon seit alter Zeit haben die Jndier großes Geschick in
der Herstellung von feinen Seiden- und Baumwollstoffen, Stickereien
und Schmucksachen bekundet. In nenrer Zeit sind dann in wachsendem Um-
fange auch Fabriken nach europäischem Muster entstanden. Da die Arbeitslöhne
sehr gering sind (6—10 Mk. monatlich), so treten die indischen Webstoffe,
namentlich auf den asiatischen Märkten, mit den europäischen erfolgreich in
Wettbewerb.
Bedeutendes haben die Engländer auf dem Gebiete der Verkehrseinrich-
tungen geschaffen. Das Eisenbahnnetz (1911: 53 000 km) ist das dichteste
vou allen Ländern Asiens. Alle bedeutenderen Städte sind jetzt durch Schienen-
Wege verbunden. Dazu kommen wohlgebaute Landstraßen, und auch für die
Regelung der Flüsse und die Anlage von Seehäfen sind große Summen aus-
gegeben worden.
Der Außenhandel von Britisch-Jndien hatte 1911—12 einen Wert von 4468
Mill. Mk., (A. 2744, E. 1724). Ausgeführt wurde u. a. Baumwolle und Baum-
Wollgarn (523 Mill. Mk.), Jute und Jutewaren (514), Reis (387), Sämereien (359), Weizen und
Mchl (189), Häute (186), Opium (175), Tee (172). Fast die Halste des Handels entfällt
auf Großbritannien, ein weiteres Zehntel auf die britischen Kolonien. Deutschland war
an der Ausfuhr mit 440, an der Einfuhr mit 100 Mill. Mk. beteiligt. Es bezog ins-
besondere von dort Baumwolle (69 Mill. Mk.), Reis (63), Jute (62), Raps, Rübsen (31),
Leinsamen (27), Rinderhäute (22), Ziegenfelle (11), Sesam (11), Kopra (11), Weizen (11),
Kautschuk und Guttapercha (9), führte dahin aus hauptsächlich Metallwaren, Baumwoll-
und Farbstoffe.
Staatliche Verhältnisse. Vorderindien ist mit Ausnahme einiger kleiner
Gebiete (S. 139) britischer Besitz und bildet zusammen mit Belutschistan (S. 121)
und der Provinz Barma in Hinterindien (S. 141) das Kaiserreich Indien
(4,7 Mill. qkm, 315 Mill. E., 67 auf 1 qkm). Seiner Verwaltung unter-