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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 137

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 137 — sowie zur Ausrottung wilder Tiere und giftiger Schlangen geschehen. Der ungeheuren Hungersnöte, die zuweilen das Land heimsuchen, ist die englische Regierung allerdings noch nicht Herr geworden. Aber die Verbesserung der Verkehrswege hat auch hier eine wesent- liche Erleichterung gebracht. Siedlungen. Die indische Bevölkerung wohnt vorwiegend auf dem Lande. Nur etwa 1j10 entfällt auf die Städte, unter denen 30 mehr als 100000, 4 mehr als 1/2 Mill. E. haben. Die größte Volksdichte findet sich in der Gangesebene, besonders in der frucht- baren Provinz Bengalen, die */4 der Gesamtbevölkerung des Reiches umfaßt. In ihr Kalkutta (1,2 Mill. E.), bis 1912 die Hauptstadt des Landes. Die Stadt liegt an der wichtigsten natürlichen Eingangspforte der Gangesebene, an dem für Seeschiffe zugänglichen Gangesarm Hugli, 160 km von der Mündung, und ist der zweite Hafenplatz Indiens, der Sitz einer Universiiät n. a. wissenschaftlicher Anstalten. Man unterscheidet die weiße und die schwarze Stadt. Jene, die überwiegend von Europäern bewohnt wird, hat breite, schöne Straßen, hervorragende öffentliche Bauwerke und im vornehmen Viertel, dem Wohnsitz der hohen Beamten und Kaufleute, prächtige Paläste und Landhäuser mit den wundervollsten Park- und Gartenanlagen. Die schwarze Stadt dagegen, die fast nur von Eingeborenen bewohnt wird, besteht zum größten Teil aus Lehmhütten, die an engen, krummen, oft un- glaublich schmutzigen Gassen stehen. Beständig herrschen hier Seuchen und Fieber. Patna (136000 E.) am Ganges ist der Mittelpunkt einer durch Opium- und Jndigobau reichen Gegend. Weiter aufwärts am Fluß Benares (200000 E.), die heilige Stadt der Hindu mit 1450 Tempelu und 570 Moscheen, der Sitz der brahminischen Gelehrsamkeit und das Ziel unzähliger Wallfahrer. Hier in den heiligen Fluten des Ganges zu baden, ist die Sehnsucht jedes Brahmagläubigen. „Da stehen sie im Wasser, die frommen Hindus, und verrichten ihre umständlichen Waschungen und Gebetsübungen. Eine solche Übung kunstgerecht zu machen, ist nicht leicht; das Fingerspiel in streng geord- neter Weise währends des Betens ist weitläufiger, für den Fremden unverständlicher als das Beten eines Mohammedaners. Und dazu all die peinlich beobachteten Vorschriften des Untertauchens, des Schlürfens vom heiligen Wasser, unangefochten, ob dicht nebenan die Hindufrau mit dem aufgewühlten Schlamm ihre Trinkgefäße scheuert oder die Asche des Scheiterhaufens mit den nicht völlig verbrannten und verkohlten Leichenresten in den Strom ausgeschüttet wird. Der Hindu schlürft das heilige, schier ekelhafte, dickschlammige Schmutz- wasser, andachtsvoll überzeugt, daß er von den Tropfen in zauberischer Weise an Leib und Seele gesunde. Weit ins Wasser hinein sind auf Holzböcken Bohlen gelegt. Auf ihnen sitzt stundenlang mit untergeschlagenen Beinen der fromme Pilger, nachdem die Waschungen vorüber, in scheinbar tiefe Betrachtungen versenkt, die ihn freilich nicht abhalten, gleich wieder mit dem Nachbar zu plaudern oder dem Fremdling nachzusehen, der mit seinem Boote laugsam an ihm vorübergleitet. Neben ihm hockt unter einem mächtigen Sonnen- schirm, wie ihn bei uns Gemüseweiber auf dem Markte aufspannen, der Falir mit ungekämmtem, wüstem Haar, fast völlig unbekleidet, und Männlein und Weiblein hören seinem Gerede zu. Dort wieder steht regungslos wie ein Storch auf einem Beine ein Asket, den einen Arm kerzengerade in die Höhe gereckt, das stiere Auge auf den Strom gerichtet. Als ich nach einer halben Stunde wieder an die Stelle kam, stand das menschliche Lineal noch ebenso da wie vorhin; nichts schien ihn von der umgebenden kuuterbunten Welt zu berühren" (Dalton). Allahabad (172000 E.), am Einfluß der Dfchamna in den Ganges, ist ebenfalls eine heilige Stadt und ein berühmter Wallfahrtsort, „wo ein Bad und mehr noch das Er- trinken im Ganges ein religiöses Verdienst ist". Kanpur (200000 E.) und Lacknau (260 000 E.) weiter nö., sind gewerbreiche Städte mit Seiden- und Baumwollfabriken.
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