1913 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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die Klippen geschleudert worden, ein französisches Torpedvboot lag mit eingedrückten Wänden
an dem steinernen Pier. Eine amerikanische Fregatte war weit aufs Land in die Straßen
getragen worden, und verschiedene Passagierdampfer waren zerstört. Der chinesische Hafen
war buchstäblich erfüllt von den Trümmern der zerschellten Schiffe; über 10000 Menschen
waren während des Sturmes umgekommen."
Die Pflanzenwelt. Die ursprüngliche Pflanzendecke hat in China durch die dichte
Bevölkerung, die alles nutzbare Land anbaut, eine große Veränderung erfahren. Der Wald
ist meist auf die höheren Berge eingeschränkt worden. In Nordchina findet man überwiegend
unfern mitteleuropäischen verwandte Baumarten: Birken, Haselgesträuch, Fichten, Roß-
kastanien, Pappeln, Ulmen usw. Dazu kommt der der Seidenzucht dienende Maulbeer-
bäum. Trockene, für den Anbau nicht geeignete Lößlandfchaften sind häufig mit ver-
krüppeltem Buschwald überzogen. Im feuchteren und wärmeren Südchina ist die Pflanzenwelt
üppiger. Hier gibt es immergrüne Bäume und Sträucher, Palmen, Baumfarne, Bambufe,
Rotang usw. Auch die freie Tierwelt ist durch den Menschen stark zurückgedrängt worden.
Von großen Raubtieren finden sich in abgelegenen Gegenden noch der Tiger und der
Bär. Im S. gibt es zahlreiche Affen. Von Vögeln verdienen Fasanen und Pfauen
eine besondere Erwähnung.
Bevölkerung. China ist sehr dicht bevölkert. Auf einem Raum von 2/5 der
Größe Europas wohnen nach neuster Schätzung über 300 Mill. Menschen,
1lz der gesamten Menschheit. Die Durchschnittsdichte beträgt über 100 und steigt
in den Tiefländern auf 300—400. Nur der vortrefflichste Anbau des Landes
und die große Genügsamkeit des Volkes machen es möglich, eine so zahlreiche
Bevölkerung zu ernähren. Doch sind viele Tausende jährlich genötigt, dauernd
oder vorübergehend auszuwandern, um sich anderwärts ihren Unterhalt zu er-
werben. In Vorder- und namentlich Hinterindien (S. 141), auf den Indischen
Inseln, in Australien und jenseits des Großen Ozeans in Kalifornien, überall
findet man Chinesen als Kaufleute, Handwerker und besonders als „Kulis", an-
geworbene Arbeiter. Da diese sehr fleißig, dazu außerordentlich genügsam und
sparsam sind und ihre Arbeitskraft billig verkaufen, sind sie den andern Arbeitern
überall als Lohndrücker verhaßt.
Die Chinesen gehören zur großen mongolischen Völkerfamilie, deren Haupt-
zweig sie bilden. Sie haben sich aber zu einem durch körperliche und geistige
Eigenschaften, Sitte und Sprache eigenartigen Volke entwickelt und schon früh
eine hohe Kulturstufe erreicht.
Der Chinese ist im allgemeinen kräftig gebaut und körperlich außerordentlich leistungs-
fähig. Die Gesichtsbildung gleicht^ der der andern Mongolen (S. 154). Die Hautfarbe
ist aber weizengelb, im S. mehr braungelb. Jeder männliche Chinese läßt alle 14 Tage
seinen Kopf glatt rasieren bis auf einen Haarbüschel, der zum Zopfe geflochten wird und
lang herabhängt, während die Frauen ihre Zöpfe mit Silberschmuck befestigen. Ein Kenn-
zeichen des vornehmen Mannes, der nicht zu arbeiten braucht, ist es, die Fingernägel,
wenigstens an einigen Fingern, mehrere cm lang zu tragen. Noch merkwürdiger ist die
nur bei den Chinesen, aber auch hier nicht überall sich findende Sitte der Krüppelfüße bei
den Frauen. „Vom fünften Jahre ab wird der Kinderfuß in der Weise eingepreßt, daß
die vier kleinen Zehen untergebogen und zugleich die Fersen nach oben und rückwärts ge-
Ortet, Erdkunde. Iv. Band. H