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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 186

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 186 — Bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts schickte Rußland seine ersten Verbannten nach Sibirien. Größeren Umfang aber nahm die Verschickung erst im 19. Jahrhundert an. Vorwiegend wurden politische Vergehen mit dieser Slrase belegt. Im Durchschnitt entfallen wohl 20000 Verbannte ans das Jahr. Oft ziehen mit den Sträflingen auch deren Angehörige. Schrecklich war früher die lange Reise bis zum Verschickungsorte. Sie wurde ganz zu Fuß zurückgelegt. Täglich, selbst bei Regen, Sturm und Schnee, mußten die Unglücklichen 15 Werst marschieren. „Vor und hinter ihnen ritten Kosaken, die ihnen, wenn sie sich in ihren Ketten durch den Schlamm und Schmutz der Wege schleppten, kein Ausruhen gestatteten. Jetzt werden sie in besonderen Gefangenenwagen mit vergitterten Fenstern auf der Bahn befördert. Manchmal sieht man diese rollenden Gefängnisse auf dem Nebengleise eines Bahnhofs stehen. Bleiche Gesichter schauen durch das Gitter und beobachten mit gleichgültigen Blicken, was auf dem Bahnsteig vor sich geht" (S. Hedin). Das Schicksal der Verbannten ist verschieden. Die schwersten Verbrecher arbeiten gefesselt in Bergwerken und führen ein wahrhaft klägliches Dasein. Andre dürfen sich als Hand- werker oder Arbeiter in einer Ortschaft ansiedeln, diese aber nicht verlassen. Wieder andre bekommen ein Stück Land zugewiesen, das sie zu bearbeiten haben, und müssen als Abgabe eine bestimmte Anzahl Pelze an die Regierung abliefern. Viele entziehen sich durch die Flucht der ihnen auferlegten Strafe und werden als Landstreicher zu einer Plage der freien Bevölkerung. Wirtschaftsleben. Sibirien ist keineswegs so unwirtlich, wie man sich das häufig vorstellt. Die s., etwa 2/5 der Gesamtfläche umfassenden Gebiete eignen sich gut zum Ackerbau, der jetzt die Grundlage des sibirischen Wirtschaftslebens bildet. Es gedeihen alle Getreidearten, dazu Kartoffeln, Flachs, Tabak usw. Die Entwicklung des Ackerbaus litt aber bisher unter dem Mangel an Verkehrswegen. Seit der Eröffnung der Sibirischen Überlandbahn (S. 187) aber hat der Anbau rasche Fortschritte gemacht, und es werden bereits bedeutende Mengen von Getreide ausgeführt. Ebenso hat sich die Viehzucht gehoben, deren Betrieb bedeutend weiter nach N. reicht. 1907 wurden 58000 t Butter im Werte von 63 Mill. Mk. allein nach England versandt. Dazu kommen als weitere Ausfuhrgegenstände Wolle und Häute. Sehr reiche Erträge liefert der Fischfang, der in der Volksernährung eine wichtige Rolle spielt. Die unermeßlichen Schätze des Waldes an Holz sind bisher noch wenig ausgebeutet worden, da der Versand nach Europa zu kostspielig ist. In früheren Zeiten war die Jagd aus Pelztiere eine ergiebige Erwerbsquelle. Die rücksichtslose Verfolgung hat aber unter den wertvollen Tieren stark aufgeräumt. Zobel, Hermeline, Blaufüchse, Iltisse, Nerze und > Marder werden immer seltener. Die Pelztierjagd wird hauptsächlich von Ein- geborenen in wenig bewohnten Waldgegenden, namentlich Ostsibiriens, betrieben. Einen großen Reichtum besitzt Sibirien an Bodeuschätzen. Von Metallen findet man Eisen, Kupfer, Blei, Zink, Silber und Gold. Doch nur die beiden letzten werden bis jetzt in beträchtlichem Umfange gefördert. Die wichtigsten Silber- gruben liegen bei Nertschinsk jenseits des Baikalsees, die bedeutendsten Goldbergwerte am Altai. Außerdem wird Waschgold am Jenissei u. a. Flüssen gewonnen. In der letzten Zeit ist die Goldausbeute beträchtlich gestiegen (1901: 34 400,
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