1913 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Kupfer findet sich am reichlichsten in Neu-Südwales, Südaustralien und auf der
Insel Tasmanien. Sehr ergiebig waren in früheren Zeiten besonders die jetzt fast erschöpften
Gruben der Flinderskette; heute liefern die Gruben von Wallaroo w. vom Spencerbusen
die größte Ausbeute. Silber wird in allen Staaten gewonnen. Die bedeutendsten Berg-
werke liegen in Neu-Südwales, w. vom untern Darling, wo infolge des Bergbaues eine
ansehnliche Stadt, Bröken Hill, entstanden ist. Zinn liefern Neu-Südwales und Queens-
land. Eisen kommt in allen Staaten vor, z. T. in mächtigen Lagern. Aber die Aus-
beutung der Lager und die Verhüttung der Erze ist bis jetzt noch gering, da es an Arbeitern
fehlt und die Löhne zu hoch sind. Die größten Kohlenlager enthalten Neu-Südwales
und Queensland. Einige reichen bis zur Küste, so daß die Kohlen z. T. unmittelbar aus
den Schächten auf die Schiffe verladen werden können. Der Hauptausfuhrhafen ist New
Castle (nju käßl) n. von Sidney, der nicht nur fast ganz Australien versorgt, sondern
auch bedeutende Mengen von Kohlen nach Süd- und Ostasien, den Südseeinseln und selbst
nach dem w. Amerika ausführt. 1909 wurden 8,3 Mill. t abgebaut (D. 149).
Die Industrie ist nur in den Zweigen gut entwickelt, die sich mit der Ver-
arbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse befassen. Dahin gehört die hauptsächlich
Wolle verarbeitende Webeindustrie, die Gerberei und die Schuhfabrikation,
die Zurichtung von Gefrier- und Büchsenfleisch, die Herstellung von Kerzen
und Seifen, das Mühlengewerbe und die Brauerei. Dagegen hat die
Eisen- wie überhaupt die Metallindustrie trotz der reichen Bodenschätze noch keine
größere Bedeutung gewonnen.
Die australischen Staaten haben schon seit lange durch hohe Schutzzölle die Entwickelung
der Industrie zu fördern gesucht, ohne großen Erfolg. Das Haupthemmnis ist die schon
erwähnte Arbeiterfrage. Die allmächtige sozialistische Partei hat eine Reihe von Forderungen
durchgesetzt, die neue große industrielle Unternehmungen fast unmöglich machen. Der Zuzug
fremder Arbeiter ist fast unterbunden (S. 215), so daß es überall an Arbeitskräften fehlt.
Die einheimischen Arbeiter aber haben ihre berühmte 4 mal 8 erreicht: 8 Stunden Arbeit,
8 Stunden Ruhe und Sport, 8 Stunden Schlaf und 8 Schilling Lohn. Unter solchen
Umständen ist ein Wettbewerb mit dem bedeutend billiger arbeitenden Auslande fast aus-
geschlossen. Das Absatzgebiet der australischen Industrie ist darum der Hauptsache nach
auf die Nachbargebiete Asiens und der Südsee beschränkt, und die Einfuhr von Fabrik-
erzeugniffen übersteigt weit die Ausfuhr.
Berkehr und Handel. An Verkehrsstraßen ist Australien im Verhältnis
zur Größe des Landes arm. Zieht man aber die Einwohnerzahl in Betracht,
so muß man sagen, daß die Staaten auf diesem Gebiete Großartiges geleistet
haben.
Die Binnenschiffahrt ist wegen der Wasserarmut der Flüsse unbedeutend. Gut
ausgebaute Fahrstraßen gibt es nur in den dichter bewohnten Gegenden. Das Eisen-
bahnnetz hatte Ende 1910 eine Schienenlänge von 26600 km. Es kommen demnach
59 km auf je 10000 E., 6 mal soviel wie in Deutschland (9,3). Freilich entspricht dem
nicht der Verkehr. Viele Strecken sind nur Schmalspurbahnen, und auf vielen fahren Züge
nur einmal täglich, auf andern nur ein- oder zweimal wöchentlich. Die Bahnen sind auf
die Küstenlandschaften beschränkt, und von den Hauptstrecken führen Stichbahnen ins Innere.
Die wichtigste Linie (fast 3000 km) geht von Adelaide über Melbourne und Sidney nach
Brisbane. Täglich, mit Ausnahme des Sonntags, verkehrt auf ihr ein Zug, der 31/2 Tage
braucht, um sein Ziel zu erreichen. Eine den ganzen Erdteil durchquerende Bahn gibt es