1913 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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und starken Brandung gefährlichen Torresstraße geschieden. Die Insel ähnelt
in ihrer Gestalt einer Schildkröte, da dem länglichrunden Rumpfe zwei Halbinseln
angesetzt find, eine reichgegliederte im N.-O. und eine keilförmig auslaufende
im S.-W. Die Küsten sind vorwiegend flach, sumpfig, mit ausgedehnten
Mangrovewäldern bedeckt und größtenteils von Korallenriffen umsäumt.
Das Innere Neuguineas ist noch fast unbekannt. Die Unzugänglichkeit der
Küsten, große Urwälder, schroffe, unwegsame Gebirge, ein höchst ungesundes Klima
und die Wildheit der Bewohner setzen der Erforschung große Hindernisse entgegen.
Nur die schmäleren Halbinseln sind in der letzten Zeit durchquert worden. Die
Insel wird ihrer ganzen Länge nach von hohen Gebirgen durchzogen, die auch
den n. Teil ausfüllen. Darunter finden sich Erhebungen von 4000—5000 m.
Der S. bildet ein weites Tiefland, das von dem größten Flusse der Insel, dem
wasserreichen Fly (flei), durchströmt wird. Das Klima ist tropisch, feuchtheiß
und ungesund. Pflanzen- und Tierwelt bilden den Übergang nach Asien.
Fast die ganze Insel ist mit Urwäldern bedeckt, in denen Palmen einen Haupt-
bestandteil bilden. Nur im trockenen S. finden sich auch Sawaunen. Unter den
einheimischen Nutzpflanzen verdient besonders erwähnt zu werden die Kokos-
Palme (S. 238), die namentlich in der Nähe der Küste gedeiht, die Sagopalme
(S. 126), die in den sumpfigen Niederungen ganze Wälder bildet, und der
Muskatnußbaum, von dem es nicht weniger als 30 Arten gibt. Größere
Säugetiere fehlen. Zahlreich sind die Vögel, darunter der prächtige Paradiesvogel.
Neuguinea ruht auf einem unterseeischen, nach Australien hinüberreichenden Sockel,
über dem das Meer nur eine Tiefe von 100—200 m hat. Doch fällt dieser an der Nord-
küste zu bedeutender Tiefe ab. Die Hauptinsel ist von einer größeren Zahl kleinerer Inseln
umgeben, die als abgetrennte Teile jener zu betrachten sind, da sie sich auf demselben
Sockel erheben. Die Gebirge der Insel sind in ihrem Verlauf noch nicht genügend bekannt.
S. der Geelwinkbai, auf niederländischem Gebiet, beginnt das ostwärts streichende Karl
Ludwig-Gebirge mit mehreren Schneegipfeln, unter denen einer 5100 m erreicht.
Wahrscheinlich setzt sich das Gebirge durch das unbekannte Innere der Insel fort und steht
in Verbindung mit dem auf der Grenze von Deutsch- und Britisch-Neuguinea verlaufenden
Viktor Emanuel-Gebirge. Die sö. Halbinsel wird von der Owen Stanley-Kette
erfüllt, die Gipfel von über 4000 m Höhe aufweist.
Die Bewohner Neuguineas, die Papua (Abb. 41), gehören zu den Me-
lanesiern, die die nach ihnen benannten Inseln bewohnen. Die Melanesier,
im ganzen etwa 1j/4 Mill., zeigen manche übereinstimmende Merkmale: mittlere
Körpergröße, lange, schmale Schädel, einen großen Mund mit dicken Lippen, eine
breite, an der Spitze etwas gekrümmte Nase, starken krausen Haarwuchs und
braune bis schwarze Hautfarbe. Im einzelnen aber treten bedeutende Unter-
schiede hervor, die ohne Zweifel darauf hinweisen, daß die Bevölkerung aus einer
Mischung verschiedener Rassen hervorgegangen ist. So haben auch die Papua
ihre besonderen Eigentümlichkeiten. Doch zeigen auch sie keineswegs ein einheit-
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