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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 270

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 270 — errungen hat, machen es erklärlich, daß der Yankee von hohem Selbstbewußtsein erfüllt ist und mit maßlosem Stolze von seinem Vaterlande spricht. Trotz aller Rücksichtslosigkeit im Geschäftsleben fehlt es dem Yankee doch nicht an Sinn für die allgemein menschlichen Angelegenheiten. Nirgendwo sonst werden von einzelnen solche Riesensummen für Wissenschaft, Kunst- und Wohltätigkeitsanstalten geopfert. Hunderte von Millionen sind von einzelnen Personen gestiftet worden, um damit wissenschaftliche Anstalten, Universitäten, Museen, Kranken- und Waisenhäuser zu gründen und für alle Zeiten zu unterhalten. Ob aber dabei nicht die Großmannssucht, der Wunsch, seinen Namen da ernd der Nachwelt zu überliefern, ob nicht vielleicht auch der Gedanke, damit sein Gewissen über das rücksichtslos zusammengescharrte Vermögen zu beschwichtigen, die Haupt- triebseder ist, mag dahingestellt bleiben. Die Zahl der Deutsch-Amerikaner beträgt nach amtlichen Ermittelungen etwa 10 Mill., ist in Wirklichkeit aber wohl erheblich größer. Denn viele, deren Vorfahren aus Deutschland oder deutschsprechenden Ländern eingewandert sind, haben ihr Deutschtum, vor allem ihre Sprache, längst verloren und sind im englischen Amerikanertum aufgegangen. Die erste deutsche Siedlung, Germautown (dschörmentaun) in Pennsylvanien, gründete 1683 Dr. Franz Pastorius mit 13 Mennonitensamilien aus Krefeld. 1766 schätzte L. Franklin die Zahl der Deutschen allein in Pennsylvanien bereits aus 90—100060, und damals wurde sogar einmal darüber verhandelt, ob Deutsch oder Englisch die Amtssprache in diesem Staate werden sollte. Bis gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts hielt sich die Einwanderung in bescheidenen Grenzen. Dann aber schnellte sie zur Zeit der politischen Unruhen in Deutschland <1848—54) zu gewaltiger Höhe empor (1854: 215000), um darauf wieder, namentlich seit Gründung des Deutschen Reiches, bedeutend herabzusinken <1878: 29000). Ein neues, ungeahntes Anwachsen brachte die Zeit geschäftlichen Niederganges anfangs der achtziger Jahre (1882: 250 000). Seitdem ist die Zahl fast andauernd wieder zurückgegangen (1898: 17000, 1911: 32000). Zudem ist auch eine nicht unbedeutende Rückwanderung eingetreten. Die Deutschen sind sehr ungleichmäßig über die Staaten der Union verbreitet. Am zahlreichsten wohnen sie in Neu-Dork und dessen Umgebung, in den Staaten zwischen dem Ohio und den Kanadischen Seen und weiter nach W. bis zum Felsengebirge. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt in 22 Staaten 10—20 °/0. 1900 gab es in der Stadt Neu-York nicht weniger als 322000 in Deutschland Geborne, in Chicago 17l 000, Philadelphia 71000, St. Louis 59000, Milwaukee 54000. Doch wohnt der größere Teil der deutschen Bevölkerung auf dem Lande. Etwa 8/i sind Eigentümer, viele außerdem Pächter von Farmen. Die Deutsch-Amerikaner haben in der Kulturentwicklung der V. St. eine wichtige Rolle gespielt. In der Urbarmachung und Besiedlung der Urwald- und Steppenlandschaften sind sie oft die Bahnbrecher gewesen. Hervorragendes haben sie auf dem Gebiete der Technik geleistet, so vor allem Röbling, der neben vielen andern kühnen Brücken auch die erste Riesenbrücke zwischen Neu-Aork und Brooklyn erbaut hat. Andere haben sich als Groß- industrielle und Kaufleute hervorgetan. „Die größten Bierbrauereien, Pianofortefabriken, Lederwaren-, Papierfabriken u. a. großindustrielle Unternehmungen sind von Deutschen ins Leben gerufen worden". Dagegen ist ihr Einfluß im politischen Leben immer gering ge- wesen. Die große Mehrzahl der Einwanderer gehörte den untern Ständen an und kümmerte sich nicht viel um die Öffentlichkeit. Die Gebildeten aber schlössen sich vielfach von ihren Landsleuten ab. Dazu kam der Mangel an Nationalbewußtsein, der seinen Grund in den traurigen Zuständen Deutschlands hatte. Es fehlte ein fester Zusammenschluß. Nur ein Deutscher, Karl Schurz, hat es zum Minister gebracht. Kein Wunder daher, daß so viele Deutsche ausp Gleichgültigkeit oder um äußeren Gewinnes willen ihr Deutschtum, ihre
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