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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 311

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 311 — nirgends weniger als 5 km; oft dehnt er sich so weit aus, daß das jenseitige Ufer dem Auge entschwindet, und bei der Einmündung großer Nebenflüsse sieht der Schiffer den Horizont in der Ferne ringsum auf dem Wasser ruhen wie auf dem offenen Meere. Die Tiefe beträgt im Unterlaufe 50—100 in. Der Stoß der Wassermasseu des Amazonenstromes ist noch mehrere 100 km weit im Atlantischen Ozean spürbar, und nicht mit Unrecht hat man den Fluß als ein wanderndes Süßwassermeer bezeichnet. Der Amazonenstrom entspringt unter dem Namen Maralon (maranjün) in den Anden von Peru in 4300 m Höhe. Er fließt zunächst mit starkem Gefälle, oft Wasser- fälle und Stromschnellen bildend, 700 Km weit in einem Längentale nordwärts. Dann wendet er sich nach O., durchbricht die vorliegenden Bergketten und gelangt durch das große Felsentor von Manferiche (manseritfche) in das Tiefland. Er ist jetzt bereits ein mächtiger Strom von 1600 m Breite. Sein Lauf wird nun ruhig, denn sein Gefälle beträgt auf der ganzen ungeheuren Strecke bis zum Meere — alle die zahlreichen Windungen mit- gerechnet 4450 km — nur nock 180 mf 4 cm auf 1 km. Er ist deshalb selbst für größere Schiffe bis zum Fuße der Kordilleren fahrbar. Der Fluß macht als echter Tieslandstrom zahlreiche Windungen, die seine Lauflänge um die Hälfte erhöhen, und umschließt oft große und kleine Inseln. Die Userlandschaften sind meist niedrig, und auf beiden Seiten be- gleiten den Strom zahlreiche Seen, die gewöhnlich durch schmale Kanäle oder breitere Flußarme mit ihm in Verbindung stehen. Zur Regenzeit schwillt ter Fluß gewaltig an, und da- Land wird dann weithin überschwemmt. Um 10—15 m hebt sich der Wasser- spiegel. „Zu dieser Zeit ist das Amazonasbecken eine gewaltige Wasserwüste; die an und für sich schon sehr genäherten großen Nebenflüsse verbinden sich dann vollends durch Kanäle untereinander und mit dem Hauptstrom; die zur regenlosen Zeit oft trocken liegenden Lagunen zur Seite der Ströme füllen sich, und der Uferwald steht meilenweit unter Wasser" (Sievers). Die Fluten würden noch viel höher steigen und weiter vordringen, wenn nicht das Hochwasser der s. und n. Nebenflüsse zu verschiedener Zeit einträte. Da der tropische Re^en dem Hochstande der Sonne folgt, schwellen jene im Süd-, diese im Nordsommer an. Den höchsten Stand erreicht der Fluß im Juni und Juli, den tiefsten im September und Oktober. Beim Rücktritt des Wassers brechen hier und da die erweichten und unterwühlten Uferwände ein, und mit ihnen stürzen die Baumriesen, die darauf wuchsen, in die Fluten. Um diese Zeit führt der Fluß eine Menge von Treibholz mit sich, das der Schiffahrt hinderlich und gefährlich werden kann. Im Gegensatze zum Orinoko endet der Amazonenstrom nicht mit einem Delta, sondern mit einer gewaltigen Trichtermündung. Schon in 400 km Entfernung vom Meere beginnt das Flußbett sich auszudehnen und erreicht zuletzt eine Breite von 100 km. Doch ist die gewaltige Wasserfläche von zahlreichen Inseln durchsetzt. Neben dieser Hauptmündung hat der Strom noch einen zweiten Zugang zum Meere. Einige Arme zweigen sich nämlich nach s. ab und vereinigen ihre Gewässer mit dem von S. kommenden Tokantins, wodurch die Württemberg an Größe gleichkommende Insel Marajo (maräscho) abgegliedert wird. Der Mündungstrichter des Tokantins, der Rio Para, ist 30—60 km breit und bildet die Eingangspforte zum Amazonenstrom, da er der Schiffahrt günstigere Verhältnisse bietet als die stark verschlämmte, an Untiefen reiche Hauptmündung. Da, wo beide Trichter sich vereinigen, beträgt die Breite 300 km. Die gewaltigen Wassermassen, die der Amazonenstrom dem Meere zuführt, rufen in seinem Mündungsgebiet im Verein mit den Gezeiten eine merkwürdige Erscheinung hervor,
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