1913 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Raum ein. Der ganze N. und die Osthälfte Nordamerikas war ursprünglich Waldland.
Auf nordische Nadelwälder im heutigen Kanada (S. 251) folgen gemischte Wälder in den
Vereinigten Staaten (S. 265). In Mittel- und Sudamerika sinden wir tropischen Regen-
wald, der im Amazonenstromtiefland nächst dem sibirischen (S. 185) das größte zusammen-
hängende Urwaldgebiet der Erde bildet (©. 185). Neben den Wäldern nehnien auch
Steppen weite Flächen ein: die Prärien in Nordamerika, die als breiler Streifen am
Felsengebirge entlang ziehen (S. 262), die Llanos am Orinoko und die Pampas im La
Platagebiet (S. 321). An einheimischen Nutzpflanzen ist Amerika viel ärmer als die
Alte Welt. Mehrere von ihnen haben aber eine große Bedeutung erlangt und werden
jetzt z. T. auch in andern Erdleilen gebaut, vor allen der Mais, die Kartoffel, der
Kakao und der Tabak. Von andern verdienen erwähnt zu werden: die Batate, die
Erdnuß, die Maniokwurzel, die Tomate, der Spanische Pfeffer, die Vanille,
der Paraguaytee, von Arzneipflanzen der Fieberrindenbaum und der Kokastrauch,
von Faserpflanzen der Sisalhans. Andre wertvolle Nutzgewächse, die aber in verwandten
Arten auch der Alten Welt angehören, sind Kautschukpflanzen, Färb- und Edel-
Hölzer. Viel zahlreicher sind die Kulturpflanzen, die die europäischen Ansiedler nach
Amerika gebracht und die dort eine neue Heimat gefunden haben: die verschiedenen Getreide-
arten, die Baumwolle, der Kaffee, das Zuckerrohr u. a.
Die Tierwelt Amerikas zeigt zwar auch große Mannigfaltigkeit, ist im allgemeinen
aber weniger kräftig entwickelt als die der Alten Welt. „Im Vergleich zu den großen
Landtieren der Alten Welt erscheinen die entsprechenden amerikanischen Tierformen fast wie
verkümmert." Der Puma und der Jaguar sind nur schwächliche Abbilder des Löwen und
des Tigers. Die Dickhäuter, die in Afrika und Asien so riesenhafte Formen wie den Ele-
fanten, das Nashorn und das Flußpferd aufweisen, sind nur durch den Tapir vertreten,
der etwa die Größe des Esels hat. Giraffe und Kamel fehlen; verwandt mit dem letzteren
ist das viel kleinere Lama (S. 299). Auch unter den zahlreichen Affen findet sich keine
Art, die dem Gorilla, dem Orang Utan oder dem Schimpansen an die Seite gestellt werden
könnte. Doch behaupten einige Tiere den Vorrang vor denen der Alten Welt: der
Grislibär, der Bison und der Kondor sind die größten Tiere ihrer Gattung. Sehr
reich entfaltet ist dagegen die Welt der Vögel, der Kriechtiere (Riesen- und Klapperschlangen)
und Insekten. Zähmbare Nutztiere besaß Amerika ursprünglich fast gar nicht. Nur das
Lama wurde von den Peruanern als Lastträger benutzt, und nur ein Tier, der Truthahn,
ist auch in andern Ländern Haustier geworden.
Die Bevölkerung Amerikas (177 Mill.) ist im Verhältnis zur Größe des Erdteils
gering. Die Durchschnittsdichte, 4,5 auf 1 qkm, ist noch etwas geringer als die Afrikas
(5) und steht hinter der Asiens (20) und Europas (45) weit zurück. Mehr als die Hälfte
der Bewohner sind Europäer, für die Amerika seit Jahrhunderten das Hauptziel der Aus-
Wanderung ist. Der Herkunst nach gliedern sich die Bewohner wie folgt:
1. Indianer (etwa 12 Mill.). Sie waren ursprünglich über den ganzen Erdteil
verbreitet, sind aber jetzt in Westindien fast ganz ausgerottet, und auch in Kanada und in
den Vereinigten Staaten ist ihre Zahl nur noch gering (128000 und 266000). Dagegen
bilden sie in Mexiko, auf dem Festlande von Mittelamerika und in Südamerika einen be-
trächtlichen Teil der heutigen Bevölkerung. — Den Indianern verwandt sind die im hohen
N. wohnenden Polarvölker, von denen die Eskimo (S. 332) und die Aleuten die
wichtigsten sind.
2. Europäer (über 100 Mill.). Sie sind am zahlreichste,, in den Vereinigten
Staaten und Kanada und hier überwiegend germanischer, besonders englischer und