1913 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Fick, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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allgemeinen von W. nach O. und von S. nach N. zu. Keetmannshoop im S. hat 15,
Windhuk 36, das Ovamboland 50—70 cm, wie das nw. Deutschland. Doch muß man
bedenken, daß dieselbe Regenmenge in dem heißen Afrika einen viel geringem Wert
hat als in den gemäßigten Ländern. Dazu kommt noch die ungleichmäßige Verteilung.
Einen Vorzug hat das Klima vor dem unserer andern Kolonien. Wegen seiner Trockenheit
und der nächtlichen Abkühlung ist es gesund und den Europäern zuträglich. Daher ist
Deutsch-Südwestafrika unser einziges Schutzgebiet, das sich für deutsche Ansiedler eignet.
Nur der tropische N., das Ovamboland, ist davon ausgeschlossen.
Die Pflanzendecke ist infolge der Regenarmut des Landes sehr dürftig. Das gilt
besonders von der Namib, die nur einige, dem Wüstenklima angepaßie Gewächse hervor-
bringt (S. 21). Nur eine Nutzpflanze findet sich darunter, der sperrige, fast blattlose
Narasstrauch, der faustgroße, kürbisähnliche Früchte trag:, die ein Hauptnahrungsmitlel
der Eingebornen bilden. Nach dem Hochlande zu wird die Pflanzenwelt etwas reichlicher
und kräftiger. Weit verbreitet ist hier die sonderbare Welwitschte (S. 70). Dazu
kommen verschiedene Dornsträucher (Akazien, Mimosen), die oft undurchdringliche Ge-
büfche bilden, Wolfsmilchgewächse (Euphorbien), Aloe u.a. Das Binnenland ist vor-
wiegend Gras- und Strauchsteppe, im regenreicheren N. Busch- und Baum steppe.
Das Gras steht aber nicht in dichtem Rasen wie auf unsern Wiesen und Weiden, sondern
in Büscheln, zwischen dcnen überall der nackte Boden zutage tritt. Nur zur Regenzeit
bietet die Steppe, die dann auch zahlreiche Blütengewächse trägt, einen frischgrünen, ange-
nehmen Anblick. In kurzer Zeit ist alles wieder dürr und gelb. Aber das Gras, das
gleichsam „auf dem Halme zu Heu wird", ist auch dann nahrhaft und bietet dem Wild
und dem Vieh ein gutes Futter. Die Holzgewächse sind meist auf die Flußufer und die
muldcnartigen Vertiefungen beschränkt, wo sich das Grundwasser länger hält. Auch hier
sind es vorwiegend mit Dornen bewehrte Sträucher und Bäume, von denen manche ein
stattliches Aussehen haben. Gefürchtet ist ein Strauch mit langen, widerhakigen Dornen,
der sich den Reisenden in die Kleider hakt und den Schafen die Wolle ausrauft und den die
holländischen Ansiedler darum als „Wacht en bitgen", „Wart ein bißchen", bezeichnen. Im
Ovambolande nimmt die Pflanzenwelt ein mehr tropisches Gepräge an. Es finden sich
hier Palmen, Affenbrotbäume und an den Flüffen dichte Urwälder.
Die Tierwelt stimmt im wesentlichen mit der der andern Steppengebiete Süd-
afrikcis überein und zeigt trotz der starken Verfolgung noch immer einen großen Reichtum
(S. 60). Großwild, wie Elefanten, Flußpferde, Giraffen, Büffel, findet man allerdings
nur noch in den entfernt liegenden Gegenden dcs O. und N. Aber Antilopen aller Art,
Zebras, Affen, Stachelschweine usw. sind überall im Graslande noch häufig. Dazu
kommen als Raubtiere Gepard, Hyäne und Schakal. Im N. und O. lebt noch der
Strauß in ganzen Herden. Sehr zahlreich vertreten sind hühnerartige Vögel und
Schlangen, darunter auch giftige. Das Küstenmeer beherbergt einen gewaltigen Reich-
tum an Fischen, mit dessen Ausbeutung im großen man jetzt begonnen hat. Ebenso
leben hier zahllose Wasservögel, die namentlich auf den der Küste vorgelagerten Felsen-
inselchen große Kolonien bilden. Zu ganzen Bergen hat sich hier im Laufe der Jahr-
taufende der Vogeldung (Guano) angehäuft, und das veranlaßte die Engländer, die sonst
wertlosen Eilande in Besitz zu nehmen und zu behalten, um das wertvolle Düngemittel
abzubauen.
Die Bevölkerung (82000) ist außerordentlich gering an Zahl. Deutsch-
land würde bei gleicher Volksdichte nur etwa 60000 Bewohner haben. Die
Eingebornen gehören verschiedenen Völkern an. Den S. bewohnen über-
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