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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 376

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 376 — Bedeutung. Kiautschou nimmt unter den Schutzgebieten Deutschlands eine Sonderstellung ein. Bei seinem geringen Umfang wird sein wirtschaftlicher Eigenwert stets gering bleiben. Seine Bedeutung liegt auf andern Gebieten. Zunächst bildet es einen Stützpunkt für uusre Flotte. Infolge unsers gewaltig entwickelten Handels befindet sich stets eine größere Zahl deutscher Kauffahrteischiffe in den chinesischen und japanischen Gewässern, und zum Schutze uusrer Volksangehörigen in Ostasien ist es nötig, daß dort auch einige Kriegs- schiffe dauernd Ausenthalt nehmen. Für beide ist es aber außerordentlich wichtig, daß wir dort einen eignen Hafen besitzen, in dem sie anlausen können, um Schäden ausbessern zu lassen und sich mit Lebensmitteln und Kohle» zu versorgen und in dem sie in Zeiten kriegerischer Verwicklungen Unterschlupf und Schutz finden. Daher ist auch die Verwaltung des Schutzgebietes nicht dem Reichskolonial-, sondern dem Reichsmarineamt unterstellt, der Gouverneur ist ein höherer Seeoffizier, und der Hafen Tsingtau ist stark befestigt und mit einem Schwimmdock und Werftanlagen ausgestattet worden. Zum andern soll Kiautschou ein Stützpunkt für den deutfch-chinesischen Handel sein, eine Handelskolonie im eigentlichen Sinne des Wortes, deren wirtschaftliche Aufgabe in der Vermittlung des Güteraustausches zwischen zwei großen Wirtschasts- gebieten liegt. Für diesen Zweck ist Kiautschou vorzüglich gelegen. Es bildet das Eingangstor zu der großen, von etwa 30 Mill. bevölkerten Provinz Schantuug, die zudem reich an Kohlen und Erzen ist, deren Ausbeutung dem deutschen Unternehmungsgeiste ein weites Feld der Betätiguug darbietet. Daher wurde denn auch gleich die Schautungbahu angelegt, die in einer Länge von 436 km von Tsingtau über die im neutralen Gebiete liegende Stadt Kiautschou zur Landeshauptstadt Tfiuanfu am Hoangho führt und eine Zweiglinie in das wertvolle Kohlengebiet von Poschan entsendet. Die hier lagernde Kohle ist von ausgezeichneter Beschaffenheit und wird in Zukunft nicht nur den Bedarf der deutschen Flotte decken, sondern auch die minderwertige japanische, die bisher hauptsächlich die Küsten Ostasiens versorgte, und die teure englische Kohle zurückdrängen. Der Außenhandel hat sich von 1905—1911 verdoppelt und erreichte im letzt- genannten Jahre den Wert von 130 Mill. Mk. (A. 61, E. 69). Unter den Ausfuhr- gegenständen stehen an erster Stelle Strohborten (für 13 Mill. Mk.), Erdnüsse (10), Erdnuß- und Bohnenöl (7,2), Pongecs, eine Art Seitengewebe (5,7), Seide (4), Baum- wolle (3,5), Kohle (1,6), unter den Einfuhrgegenständen Baumwollgarn (17,5), Baum- wollwaren (13,6), Papier (8), Erdöl (5,3), Anilinfarben (3,3), Metalle (3), Zündhölzer (2,7), Zucker (2,5). Siedlungen. Die Hauptstadt Tsingtau (40000 E.) liegt an der Ostseite der Ein- fahrt zur Kiautschoubucht. Zur Zeit der Erwerbung stand hier ein elendes, schmutziges Chinesendorf. Jetzt ist Tsingtau ein stattlicher Ort, der aus 2 getrennten Teilen besteht, der Europäer- und der Chinesenstadt. Jene ist ganz neuzeitlich gebaut, hat breite, schattige Straßen, hervorragende Gebäude, elektrisches Licht und Wasserleitung. Die Haseneinrich-
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