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1. Deutschland - S. 5

1884 - Leipzig : Brandstetter
5 Hochflächen, nur die Zwergkiefer und das Knieholz breiten sich gleich- sam in mächtigen Rasen aus. Zahlreiche Wassertümpel, von dunkler Farbe und undurchsichtig, am Rande mit trügerischem Moose um- wachsen, in welche der Fuß des Wanderers tief einsinkt, machen einen unheimlichen Eindruck. Die Hochmoore tragen den Charakter der Ein- förmigkeit und Ode. Selbst das Tierleben ist hier nur dürftig ver- treten: Frösche, Wasserkäfer, Schmetterlinge kommen nur vereinzelt vor, selbst Wasservögel sind selten. Die Bedeutung der Hochmoore liegt darin, daß sie die atmosphärischen Niederschläge und die zur Zeit der Schneeschmelze sich bildenden Wasser schwammartig einsaugen, die- selben nur allmählich an die Quellen benachbarter Flüsse abgeben und diese so das ganze Jahr hindurch fast gleichmäßig mit Wasser ver- sorgen, das Land aber vor plötzlichen Überschwemmungen behüten. Die dortige Bevölkerung nennt ein solches Hochmoor im südlichen Teile des Gebirges, wo es, von fern betrachtet, oft den Anblick einer weiten Wiesenflur gewährt, „Aue", im Zentrum, also in den rauheren Gegenden hochgelegener Plateaux, „Filz", und in dem nordwestlichen Teile „Lohe". Die Zahl der Ansiedlungen im böhmisch-bayerischen Waldgebirge ist gering; denn es fehlt an nutzbaren Metallen, welche sonst die Bevölkerung der Ebenen ins Gebirge locken. Hier waren es die Holzschätze, welche die Besiedelung veranlaßten. Die noch in den ersten Anfängen stehende Holzindustrie und der Glashüttenbetrieb sind außer Viehzucht und dürftigem Ackerbau die Erwerbsquellen für die wenig zahlreiche Bevölkerung. An das böhmisch-bayerische Waldgebirge schließt sich das nach seinen Fichtenwäldern benannte Fichtelgebirge an, welches in seiner Gliederung die Form eines nach Osten offenen Hufeisens hat. Es ist der Mittelpunkt der deutschen Gebirge. Seine Höhe (Schneeberg 1063 m) fällt wegen der hohen Grundlage von etwa 600 m nicht besonders auf, und sein geringer Umfang erlaubt leicht eine Umgehung. Selbst durch das Gebirge sind Straßen mit Leichtigkeit geführt worden. Das Fichtelgebirge ist stark bevölkert. Seine Bewohner treiben meist Ackerbau und Viehzucht. Die Redensart: „Auf dem Fichtelberg wirft der Bauer nach einer Kuh, und der Stein ist mehr wert als die Kuh", bezieht sich auf die alte Sage, daß das Fichtelgebirge in seinem Felsgesteine edles Metall bärge. Und in der That ist in alten Zeiten dort Bergbau auf Gold getrieben worden. Orte, wie Goldkronach und Goldmühl, verdanken diesem Umstände ihren Namen. Das von den genannten Gebirgen und gebirgigen Erdanschwellungen umschlossene Böhmerland selbst ist in seinem Innern ein vorherrschend unebenes, von Südwest nach Nordost abfallendes Stufen- oder Ter- rasfenland. Die südliche und höchste Terrasse lehnt sich an den süd- östlichen Teil des böhmisch-bayerischen Waldgebirges und an den Greiner Wald, die nördliche und niedrigste an das Erzgebirge und die Sudeten an. In der Mitte dieser letzten Stufe erhebt sich vollkommen isoliert das basaltische böhmische Mittelgebirge, dessen Kegelberge nirgends zu einer Bergkette zusammentreten. Am höchsten steigt der Donners- berg oder Milleschauer (835 m) empor; er bietet eine unvergleich- liche Aussicht über einen großen Teil Böhmens.
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