1884 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weigeldt, Paul
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Hochflächen, nur die Zwergkiefer und das Knieholz breiten sich gleich-
sam in mächtigen Rasen aus. Zahlreiche Wassertümpel, von dunkler
Farbe und undurchsichtig, am Rande mit trügerischem Moose um-
wachsen, in welche der Fuß des Wanderers tief einsinkt, machen einen
unheimlichen Eindruck. Die Hochmoore tragen den Charakter der Ein-
förmigkeit und Ode. Selbst das Tierleben ist hier nur dürftig ver-
treten: Frösche, Wasserkäfer, Schmetterlinge kommen nur vereinzelt
vor, selbst Wasservögel sind selten. Die Bedeutung der Hochmoore
liegt darin, daß sie die atmosphärischen Niederschläge und die zur Zeit
der Schneeschmelze sich bildenden Wasser schwammartig einsaugen, die-
selben nur allmählich an die Quellen benachbarter Flüsse abgeben und
diese so das ganze Jahr hindurch fast gleichmäßig mit Wasser ver-
sorgen, das Land aber vor plötzlichen Überschwemmungen behüten.
Die dortige Bevölkerung nennt ein solches Hochmoor im südlichen
Teile des Gebirges, wo es, von fern betrachtet, oft den Anblick einer
weiten Wiesenflur gewährt, „Aue", im Zentrum, also in den rauheren
Gegenden hochgelegener Plateaux, „Filz", und in dem nordwestlichen
Teile „Lohe". Die Zahl der Ansiedlungen im böhmisch-bayerischen
Waldgebirge ist gering; denn es fehlt an nutzbaren Metallen, welche
sonst die Bevölkerung der Ebenen ins Gebirge locken. Hier waren es
die Holzschätze, welche die Besiedelung veranlaßten. Die noch in den
ersten Anfängen stehende Holzindustrie und der Glashüttenbetrieb sind
außer Viehzucht und dürftigem Ackerbau die Erwerbsquellen für die
wenig zahlreiche Bevölkerung. An das böhmisch-bayerische Waldgebirge
schließt sich das nach seinen Fichtenwäldern benannte
Fichtelgebirge an, welches in seiner Gliederung die Form eines
nach Osten offenen Hufeisens hat. Es ist der Mittelpunkt der deutschen
Gebirge. Seine Höhe (Schneeberg 1063 m) fällt wegen der hohen
Grundlage von etwa 600 m nicht besonders auf, und sein geringer
Umfang erlaubt leicht eine Umgehung. Selbst durch das Gebirge sind
Straßen mit Leichtigkeit geführt worden. Das Fichtelgebirge ist stark
bevölkert. Seine Bewohner treiben meist Ackerbau und Viehzucht.
Die Redensart: „Auf dem Fichtelberg wirft der Bauer nach einer
Kuh, und der Stein ist mehr wert als die Kuh", bezieht sich auf die
alte Sage, daß das Fichtelgebirge in seinem Felsgesteine edles Metall
bärge. Und in der That ist in alten Zeiten dort Bergbau auf Gold
getrieben worden. Orte, wie Goldkronach und Goldmühl, verdanken
diesem Umstände ihren Namen.
Das von den genannten Gebirgen und gebirgigen Erdanschwellungen
umschlossene Böhmerland selbst ist in seinem Innern ein vorherrschend
unebenes, von Südwest nach Nordost abfallendes Stufen- oder Ter-
rasfenland. Die südliche und höchste Terrasse lehnt sich an den süd-
östlichen Teil des böhmisch-bayerischen Waldgebirges und an den Greiner
Wald, die nördliche und niedrigste an das Erzgebirge und die Sudeten
an. In der Mitte dieser letzten Stufe erhebt sich vollkommen isoliert
das basaltische böhmische Mittelgebirge, dessen Kegelberge nirgends
zu einer Bergkette zusammentreten. Am höchsten steigt der Donners-
berg oder Milleschauer (835 m) empor; er bietet eine unvergleich-
liche Aussicht über einen großen Teil Böhmens.