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1. Deutschland - S. 17

1884 - Leipzig : Brandstetter
17 Fuß. Ohne jeden Pfad führt sie durch ein Gewirr von Felsblöcken, modernden Ästen, Stämmen und Stöcken, die mit weißen Flechten und langem Moose überkleidet sind. Morsche Stämme, auf denen junge Tannen- und Fichtensaat üppig wuchert, krachen dumpf unter dem Tritte zusammen; umgestürzte Bäume, vom Winde gebrochen, bilden allerwärts natürliche Verhaue, dichtes Gestrüpp von Himbeeren, Brom- beeren und Heidelbeeren verstricken bei jedem Schritte den Fuß. Da- neben überdecken weiche Mooshügel trügerisch den zerklüfteten Boden oder sumpfige Strecken, in die man beim Betreten leicht einsinkt. Ist man in solchen Wirrwarr einmal hineingeraten, so hat man Mühe und Not, wieder herauszukommen. — Der König der Urwaldbäume ist die Tanne. Sie erreicht oft die Höhe unseres Thomaskirchturmes/) ihr Alter aber beläuft sich nicht selten auf 300—400 Jahre. Andere Hauptbäume sind Fichten und Buchen. Ein Seitenstück zu diesem Urwalde, aber nicht in der großen Welt der Bäume, sondern in der kleinen Welt der Moose, bilden die Torf- moore. Sie finden sich sowohl auf den breiten Rücken der einzelnen Gebirgszüge, als auch in den Thalgründen längs der Flüsse. Moore können sich nur da bilden, wo muldenartige Vertiesungen vorhanden sind, wo der Boden ähnlich gestaltet ist wie eine Fleischermulde. In diesen Vertiesungen wird nämlich das Regenwasser festgehalten. An dem Rande solcher stehender Gewässer siedeln sich dann zahlreiche Wassermoose, vor allem das Sumpf- oder Torfmoos, -an, und sie wachsen von ihm aus nach der Mitte des Wasserspiegels. So entsteht allmählich eine Moosdecke, welche im Lause der Zeit den Wasserspiegel ganz verschließt, dabei aber auch immer mehr an Dicke zunimmt und aus ihrer Oberfläche anderen Sumpfgewächsen einen geeigneten An- siedlungsplatz gewährt. Indem nun aber dieses schwimmende Land, die ursprüngliche Mooshaut, nicht bloß in die Breite, sondern auch in die Dicke wächst, senkt es sich unter den Wasserspiegel, aber nur so weit, daß die aus dem vermodernden Moose von neuem wachsenden Pflanzenarten noch über den Wasserspiegel emporragen. Werden nun diese neuen Ansiedler größer, so wird auch die schwimmende Moosdecke wieder schwerer; wieder sinkt sie tiefer in das Wasser, verfault und gewährt einer dritten Pflanzenansiedlung Platz. Indem nun auf diese Weise das schwimmende Land sich immer mehr und mehr senkt und nach jeder Senkung eine neue Pflanzenwelt auf der eben erst versun- kenen zum Vorscheine kommt, wird allmählich die schwimmende Masse so dick, daß sie den Grund ihres Wasserbeckens erreicht und somit das- selbe von unten bis oben ausfüllt. Auf diese Weise sind die Moore Jahrhunderte, ja Jahrtausende hindurch gewachsen und wachsen sie noch gegenwärtig. Ihre Mächtigkeit ist sehr verschieden; oft beträgt sie nur einen, oft mehrere Meter. Die durch die Verwesung des Sumpfmooses mtstandene Masse heißt Torf („der Torf"). Er ist ein sehr wichtiges Brennmaterial; er wird auch zur Herstellung von Torfpapier, Torf- tapeten und weißen Lichten verwendet. — Der Anblick eines Moores ist überaus öde; nirgends bietet sich dem Auge eine andere Farbe als ') Dieser ist 6t) in hoch. Weigeldt, Geographie von Deusckland. 2
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