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1. Deutschland - S. 58

1884 - Leipzig : Brandstetter
58 3. Das Gebiet der Unterweser und der Ems. Durch die westfälische Pforte tritt die Weser oberhalb Minden in die Tiefebene. Nirgends ist der Übergang aus dem Berglande plötzlicher als hier, wo dem Strome sogleich erkennbare Thalränder fehlen, wo er weite Moor- und Heidegegenden in einem flach einge- furchten Bette von 2—3 m hohen Sommerufern durchläuft. Dieses Bett erweitert sich von Strecke zu Strecke zu Marschflächen, die fast alljährlich überschwemmt werden. Zuweilen steigen die Frühlings- fluten hoch über die Ufer, setzen dann flache Gegenden weithin unter Wasser und richten große Verheerungen an. Im Sommer dagegen ist die Tiese des Stromes oft so gering, daß die Kies-, Sand- oder Thonbänke des Bettes gleich Inseln aus dem Wasser hervorragen und die Schiffahrt fast ganz eingestellt werden muß. Durch die Aller, welche die Mehrzahl der zwischen Elbe und Weser entstehenden Ge- wässer in ihrem Bette vereinigt, wird die Wassermasse zwar bedeutend verstärkt, immerhin beschränken auch von ihrer Einmündung ab Ver- sandungen des Weserbettes die Schiffahrt. Wie an der unteren Elbe die freie Stadt Hamburg, so ist an der unteren Weser Bremen (123 000 Einw.) zu einem Hauptplatze des deutschen Seehandels ge- worden. Im Vereinigungspunkte wichtiger Handelsstraßen gelegen, konzentriert sich in Bremen der ganze Verkehr des Wesergebietes, so- wohl für die Ausfuhr deutscher Erzeugnisse und Fabrikate, als auch für die Einfuhr fremder Produkte (Tabak, Petroleum). Hier ist der Sitz des „Norddeutschen Lloyd", einer Aktiengesellschaft, die eine regel- mäßige Dampfschiffahrt mit England und Amerika unterhält. Wenn Bremen im Gesamtumfang seines Seeverkehrs mit Hamburg sich nicht messen kann, so steht es diesem doch in einigen Zweigen voran: als Haupthafen für Auswanderung, als Hauptstapel für amerikanischen Tabak und Petroleum, sowie als erster deutscher Markt für Rohbaum- wolle. Da infolge zunehmender Versandung der Weser die größeren Seeschiffe Bremen nicht mehr erreichen können, schuf es sich vor we- nigen Jahrzehnten (1827) rechts der Wesermündung seinen schönen Seehafen Bremerhaven. Dieser Ort giebt in der Schnelligkeit seines Wachstums, seiner Bauart und Anlage ein ziemlich treues Bild einer amerikanischen Stadt und bildet ein merkwürdiges Gegenstück zu Bremen, das zwar nicht das alte Gepräge wie Lübeck hat, aber manche Baudenk- mäler der Vorzeit (Dom und Rathaus), die unser Interesse in hohem Grade erregen. Auch bei der Weser wiederholt sich die Erscheinung, wie bei der Oder und der Elbe, daß die Nebenflüsse anfangs nur auf linker Seite sich finden (Fulda mit Eder und Diemel), und daß im untern Laufe ein einziger, aber ansehnlicher und schon durch Zuflüsse verstärkter Niederungsfluß auf der rechten Seite hinzutritt: die Aller mit der Ocker und der schiffbaren Leine. Die Aller, der größte Zufluß der Weser, entspringt westlich von Magdeburg und hat eine vorwiegend nordwestliche Richtung. Die Ocker entspringt im Oberharz, durchströmt das reizende Ockerthal und geht an Wolfenbüttel und Braunschweig vorüber in nördlicher Rich-
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