1884 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weigeldt, Paul
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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lauter kräftige Gestalten, mehr Gesundheit als Schönheit im Gesicht,
mehr Kraft als Anmut im Gang, ernst, doch nicht kopfhängerisch da-
herschreitend, die Weiber im schwarzen Kopftuch oder das schwarze
Bändermützchen auf dem blonden Haar, die Männer in schwarzer
Schirmmütze, alte Bauern in weiter schwerer Sammethose — nirgends
zerlumptes Gesindel, kein einziger Bettler, wie es scheint, im ganzen
Lande.
Wie aber ernähren sich die Bewohner? _ Sie sind vorzugsweise
angewiesen auf die drei Hauptprodukte der Heide: Schafe, Buchweizen
und Honig. Die grobe, meist schwarzbraune Wolle der Heidschnucken
liefert ihnen den Stoff zu fast allen ihren Kleidungsstücken und das
überaus wohlschmeckende Fleisch gar manchen Braten. Der Buchweizen
liefert ihnen ihre Hauptnahrung. Er wird teils zu Mehl, teils zu
Grütze verarbeitet. Der Honig endlich ist ihnen eine sichere und reiche
Erwerbsquelle. Ganze Fuder bringt der „Imker" (Bienenvater) zu
Anfange des Herbstes nach Hamburg und Celle und kehrt mit gefülltem
Beutel in sein Heidedorf Zurück.
Die Zahl der Wohnorte ist im Innern der Lüneburger Heide
äußerst gering, am äußern Rande dagegen ziemlich bedeutend. Wie
in den Marschen verrät auch hier gewöhnlich ein Eichenbestand den
einsamen Hof oder die kleine Gehöftgruppe. So traulich liegen die
Wohnungen der Heidebauern oft im Laubschatten, daß Mansie mit ihren
frischroten Ziegeldächern nur weniger früh gewahr wird, als bis man
sich in ihrer nächsten Nähe befindet. Da aber nehmen sich die Back-
steinhäuser äußerst schmuck aus. Ist doch der deutsche Nordwesten in-
sonderheit die Heimstätte deutscher Reinlichkeit.
Eine auffällige Erscheinung in der Lüneburger Heide sind die ziem-
lich häusig vorkommenden Hünengräber und erratischen Blöcke.
Jene sind weithin sichtbare Hügel, welche die Grabstätten alter ger-
manischer Helden umschließen. Diese sind größere und kleinere Stein-
blöcke, welche auf Eisbergen (Gletschern) aus den skandinavischen Ge-
birgen nach Süden getragen worden sind und hier in unzählbarer
Menge die norddeutsche Tiesebene bedecken.
Zum Teil inmitten der Lüneburger Heide, hauptsächlich aber und
in gewaltiger Ausdehnung westlich von der unteren Weser (besonders
im Gebiete der Ems) breiten sich
die Moores aus. Noch erinnert ihr Name an das Meer, und
in der That bildet das Wasser, wenn eben auch nicht das Meerwasser,
einen Hauptbestandteil und den eigentlichen nährenden Schoß dieser
Erdform. Wo sich Moore bilden sollen, bedarf es in allen Fällen
muldenartiger Vertiefungen, in denen Wasser festgehalten wird.
An den Ufern solcher stehender Gewässer siedeln sich gern die gelblich
oder rötlich aussehenden Arten der Wassermoose, vor allem das
Sumpf- oder Torfmoos, an und wachsen von diesen aus nach der
Mitte des Wasserspiegels. Über dem von ihnen in Besitz genommenen
') Vergl. Masius, Naturstudien. Bd. Iv, 113—133; Guthe, die Lande Braun-
schweig und Hannover. S. 49 u. folgende; Zeitschrift für Schulgeographie. Bd. Iii,
26 35; „Daheim" 1868. No. 42; Ku^en, das deutsche Land ?c. 487—507.