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1. Deutschland - S. 61

1884 - Leipzig : Brandstetter
61 lauter kräftige Gestalten, mehr Gesundheit als Schönheit im Gesicht, mehr Kraft als Anmut im Gang, ernst, doch nicht kopfhängerisch da- herschreitend, die Weiber im schwarzen Kopftuch oder das schwarze Bändermützchen auf dem blonden Haar, die Männer in schwarzer Schirmmütze, alte Bauern in weiter schwerer Sammethose — nirgends zerlumptes Gesindel, kein einziger Bettler, wie es scheint, im ganzen Lande. Wie aber ernähren sich die Bewohner? _ Sie sind vorzugsweise angewiesen auf die drei Hauptprodukte der Heide: Schafe, Buchweizen und Honig. Die grobe, meist schwarzbraune Wolle der Heidschnucken liefert ihnen den Stoff zu fast allen ihren Kleidungsstücken und das überaus wohlschmeckende Fleisch gar manchen Braten. Der Buchweizen liefert ihnen ihre Hauptnahrung. Er wird teils zu Mehl, teils zu Grütze verarbeitet. Der Honig endlich ist ihnen eine sichere und reiche Erwerbsquelle. Ganze Fuder bringt der „Imker" (Bienenvater) zu Anfange des Herbstes nach Hamburg und Celle und kehrt mit gefülltem Beutel in sein Heidedorf Zurück. Die Zahl der Wohnorte ist im Innern der Lüneburger Heide äußerst gering, am äußern Rande dagegen ziemlich bedeutend. Wie in den Marschen verrät auch hier gewöhnlich ein Eichenbestand den einsamen Hof oder die kleine Gehöftgruppe. So traulich liegen die Wohnungen der Heidebauern oft im Laubschatten, daß Mansie mit ihren frischroten Ziegeldächern nur weniger früh gewahr wird, als bis man sich in ihrer nächsten Nähe befindet. Da aber nehmen sich die Back- steinhäuser äußerst schmuck aus. Ist doch der deutsche Nordwesten in- sonderheit die Heimstätte deutscher Reinlichkeit. Eine auffällige Erscheinung in der Lüneburger Heide sind die ziem- lich häusig vorkommenden Hünengräber und erratischen Blöcke. Jene sind weithin sichtbare Hügel, welche die Grabstätten alter ger- manischer Helden umschließen. Diese sind größere und kleinere Stein- blöcke, welche auf Eisbergen (Gletschern) aus den skandinavischen Ge- birgen nach Süden getragen worden sind und hier in unzählbarer Menge die norddeutsche Tiesebene bedecken. Zum Teil inmitten der Lüneburger Heide, hauptsächlich aber und in gewaltiger Ausdehnung westlich von der unteren Weser (besonders im Gebiete der Ems) breiten sich die Moores aus. Noch erinnert ihr Name an das Meer, und in der That bildet das Wasser, wenn eben auch nicht das Meerwasser, einen Hauptbestandteil und den eigentlichen nährenden Schoß dieser Erdform. Wo sich Moore bilden sollen, bedarf es in allen Fällen muldenartiger Vertiefungen, in denen Wasser festgehalten wird. An den Ufern solcher stehender Gewässer siedeln sich gern die gelblich oder rötlich aussehenden Arten der Wassermoose, vor allem das Sumpf- oder Torfmoos, an und wachsen von diesen aus nach der Mitte des Wasserspiegels. Über dem von ihnen in Besitz genommenen ') Vergl. Masius, Naturstudien. Bd. Iv, 113—133; Guthe, die Lande Braun- schweig und Hannover. S. 49 u. folgende; Zeitschrift für Schulgeographie. Bd. Iii, 26 35; „Daheim" 1868. No. 42; Ku^en, das deutsche Land ?c. 487—507.
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