1884 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weigeldt, Paul
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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und meist prachtvoll blaues Eisthor, das Gletscherthor genannt,
hervorbrechen. Solche Gletscherbäche sind die Anfänge der später
so majestätisch dahinrauschenden Alpenströme, und die Gletscher selbst
sind die unerschöpflichen Wasserbrunnen, aus denen jene gespeist werden.
Da nun die Gletscher ihre Gaben den ihnen entquellenden Strömen
gerade dann am reichlichsten spenden, wenn (im hohen Sommer) die
niederen Berge und Hügel ihren Tribut versagen, so erhalten sie ihnen
stete, gleichmäßigere Wasserfülle. So führen also die Gletscher in
Form von Eis die in der Region des ewigen Schnees sich allmählich
anhäufenden Schneemengen in Regionen, wo dieselben schmelzen können.
Sie spielen im Haushalte der Natur eine ähnliche Rolle wie die Ströme,
sie entwässern nämlich gewisse Gebiete.
Die Gletscher vermehren auch die Zugänglichkeit der Alpen;
manche der tiefen Schluchten würde unübersteiglich sein, wenn nicht
Schnee- und Eisbrücken einen Weg über sie bahnten.
Die meisten Gletscher der Alpen tragen auf ihrer Oberfläche Ge-
steinsschutt. Von den steilen Felsen, welche ein Gletscherbett begrenzen,
lösen sich häufig Stücke los, und diese Trümmer fallen auf den Glet-
scher hernieder. Hier bleiben sie liegen, und im Laufe der Zeit fam-
melt sich so am seitlichen Rande, des Gletschers ein langgedehnter
Schutthaufen. Diesen Schuttwall nennt man Seitenmoräne. Der
langsam sich vorwärts bewegende Gletscher nimmt jenen Schuttwall
nun mit sich und führt ihn thalabwärts. Da wo zwei mit solchen
Seitenmoränen sich wie zwei Flüsse vereinigen, da verschmelzen auch
die beiden sich zugewendeten Seitenmoränen zu einem einzigen Walle,
welcher die Mitte des vereinigten Gletschers einnimmt. Diesen Wall
nennt man dann Mittelmoräne. So führen in Gestalt der Seiten-
und Mittelmoränen manche Gletscher nicht unbeträchtliche Gesteinsmassen
mit sich und bekunden aus das deutlichste ihre transportierende
Thätigkeit.
Wie durch die Gletscher wird auch durch die Lawinen ein Teil
des lockeren Hochgebirgsschnees dem Thale zugeführt. Dies geschieht
namentlich im Frühjahre, wenn der erweichte Schnee an den steileren
Hängen nicht mehr haften kann. Der Schuß eines Jägers, der Pfiff
einer Lokomotive, ja das Jauchzen eines sangesfrohen Älplers genügt
dann, um so gewaltige Schneemassen in Bewegung zu setzen. Ohne
die Lawinenstürze würde manche hochgelegene Matte ohne Vegetation
bleiben. Wieder aber gehören die Lawinen zu den furchtbarsten aller
Naturerscheinungen. Indem sie Bäume und Felsblöcke mit sich fort-
reißen und Häuser und ganze Wälder und Dörfer verschütten und be-
graben, verursachen sie die Verwüstung und Zerstörung aller auf ihrem
Wege liegenden Gegenstände.
Unter den eigentümlichen Naturgebilden der Alpen sind noch die
zahlreichen
t Seen von besonderem Interesse und großer Wichtigkeit. Es sind
kleine im innern Hochgebirge und größere zu beiden Seiten
desselben.
Die kleineren Seen schmücken die höhern Alpengaue und werden
deshalb.hochgebirgsseen genannt. Sie erhalten, da die Gletscher