1884 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weigeldt, Paul
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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starke Branntweinbrennereien oder Brauereien sie begünstigen. Die
meisten und besten Schweine liefern Westfalen, Böhmen und Bayern.
Den Mehrbedarf an Schlachttieren (Rindern, Schafen und Schwei-
nen) liefern die östlichen Nachbarstaaten und die Einfuhren der ameri-
kanifchen und australischen Fleischextraktfabriken. — Federviehzucht:
Hühner, Tauben, Gänse und Enten sind allgemein verbreitet; besonders
berühmt sind die pommerschen Gänse — Die Zahl der Bienenstöcke
ist am bedeutendsten in der Rheinprovinz, in Schleswig-Holstein und
Hannover.
7. Bevölkerung.
a) Absolute und relative Bevölkerung.
In Deutschland leben gegenwärtig nahezu 75 Millionen Ein-
wohner, nämlich 45 Mill. in dem deutschen Reiche, 14 Mill. in den
zu Deutschland gehörigen österreichischen und 15 Mill. in den an-
grenzenden, auch zugehörigen Ländern und Landesteilen.
Da sich diese 75 Mill. Einwohner auf ungefähr 840 000 qkm
Land verteilen, so' würden unter der Annahme ganz gleichmäßiger
Verteilung auf 1 qkm etwa 90 Menschen kommen; das ist die mitt-
lere Bevölkerungsdichte. Diese Durchschnittszahl giebt aber keines-
wegs eine der Wirklichkeit entsprechende Vorstellung. Wie die karto-
graphische Darstellung der Bevölkerungsdichte von Deutschland lehrt,
findet sich der oben gefundene Dichtegrad in Wirklichkeit nur selten
vor, auf größere Strecken hin nur in den preußischen Provinzen
Schlesien, Brandenburg und Sachsen, in Böhmen und Mähren, und
in den thüringischen Staaten. Der größte Teil Deutschlands, beson-
ders der Süden und Norden, erreicht ihn nicht, andere Teile über-
steigen ihn bei weitem.
Die spärlichste Bevölkerung, weniger als 30 auf 1 qkm, haben
die Alpen. Bei einem Hochgebirge erscheint dies selbstverständlich;
aber selbst eine unbedeutende Erhöhung des Bodens, sobald sie
nur größeren Umfang hat, übt diese abwehrende Wirkung aus. Die
das nördliche Deutschland quer durchsetzenden Landrücken geben den
deutlichsten Beweis dafür. Beide bringen es mit ihrer Umgebung auf
nicht mehr als 40—50 Menschen pro qkm, und das nordwestliche
Endglied des südlichen Höhenzuges, die Lüneburger Heide, zählt als
eine der dürftigsten Gegenden Deutschlands nur 25—30 Bewohner
auf dem qkm. Eine Ausnahme macht das Südostende, das Tarno-
witzer Plateau. Dieses gehört zu den am dichtesten bevölkerten Land-
schasten Deutschlands und hat aus dem qkm 300 Bewohner. Dafür
sind aber auch Kohle und Eisen an Ort und Stelle; sie haben die
Veranlassung zur Industrie und damit zur Verdichtung der Bevölkerung
gegeben. Von besonderem Interesse ist auch die Ausnahme, welche
verschiedene Teile vom Hauptkamme und vom nördlichen Außenrande
des mitteldeutschen Berglandes machen. Nutzbare Mineralien, überall
vorhandene Wasserkraft, die zentrale Lage, die Zugänglichkeit und
gewiß nicht minder die Kleinstaaterei haben hier die Volksdichte über
die Durchschnittszahl von Deutschland erhoben.
Daß auch die größere Fruchtbarkeit des Bodens die Volks-