1913 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael, Opitz, H.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Tie Alpen.
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Die Alpen.
Allgemeines.
Tie Alpen sind das Hauptgebirge Europas.
Sie erstrecken sich in der Gestalt eines Füllhorns und in einer Länge von
1000 km vom Ligurischen Meer bis zur Donau und dem Adriatischen Meere und
wachsen in der Breite von 150 km im Westen auf 300 km im Osten an. In dieser
gewaltigen Ausdehnung berühren sie Frankreich, Italien, die Schweiz, das Deutsche
Reich und Österreich-Ungarn; die Schweiz und Österreich können geradezu als
Alpenstaaten bezeichnet werden, da die Hauptteile ihrer Ländermassen diesem Hoch-
gebirge angehören. Die Alpen sind das höchste Hochgebirge Europas.
Ausbau. Nach ihrem Ausbau bestehen sie aus vielen langgestreckten, meist
parallellaufenden Gebirgszügen, die durch Längs- und Quertäler voneinander ge-
trennt werden. Sie bilden ein Ketten- oder Faltengebirge.
Ter Name Faltengebirge deutet auf die Entstehung der Alpen hin. Ursprünglich
bildete nämlich die Erde eine feurig-flüsfige Kugel, die sich allmählich abkühlte und schließ-
lich erstarrte. Mit der Abkühlung erfolgte zugleich eine Einschrumpfung des Erdkörpers
(„Kälte zieht die Körper zusammen"). Hierbei wurden Teile der festen Erdkruste zusammen-
gepreßt und zu Bergketten aufgetürmt, ähnlich wie sich im kleinen die Haut eines zusam-
menschrumpsenden Apfels faltet. Daher der Name Faltengebirge. Im Vergleich zur
Größe der Erde erscheinen diese Erhebungen freilich sehr gering. Bei einem Globus von
1 rn Durchmesser würde der höchste aller Berge nur 2/3 mm messen. Die Alpen zeigen in-
dessen heute nicht mehr das Bild wie bei ihrer Entstehung; sie haben vielmehr starke Ver-
änderungen erlitten. Wind und Wetter, Regen, Schnee und Eis haben unaufhörlich an ihrer
Zerstörung gearbeitet, sie haben die rohen Gesteinsmassen wie mit Künstlerhand modelliert,
Gipfel und Grate, Täler und Kessel, Wände und Schutthalden geschaffen und den Alpen
so das Aussehen einer großartigen Ruine verliehen.
Gesteinsbeschassenheit. Hiernach lassen sich die Alpen in drei Zonen
teilen (s. Skizze S. 12): die Nördlichen Kalkalpen, die Zentralalpenf
aus Granit, Gneis und Tonschiefer bestehend, und die Südlichen Kalkalpen.
Große Längstäler trennen die Zentral- und die Kalkalpen voneinander; im Norden
das Inn-, das Salzach- und das Ennstal, im Süden das Drautal.
Einteilung. Nach ihrer Längenausdehnung gliedert man die Alpen
in zwei Hälften: die West- und die Ostalpen. Beide sind durch eine Linie vom.
Bodensee zum Laugensee getrennt. Sie folgt erst dem Rheintal, übersteigt dann
den Splügenpaß und senkt sich zum Langensee herab.
Klima. Die Wärme nimmt mit der Höhe ab. Infolgedessen ist das Klima
der Alpen je nach der Höhe sehr verschieden. Bei 2700 m Höhe fallen die Nieder-
schlüge nur mehr in fester Form, der Schnee bleibt dauernd liegen (Schneegrenze)
und verwandelt sich in Firn und Eis. Die Eisströme oder Gletscher der Zentral^
alpen gehen indes vielfach weit unter die Schneegrenze herab, wie der Grindel-
waldgletscher im Berner Oberland (bis 1000 m) und das mer de glace am Mont-
blanc (bis 1150 m; s. auch Abb. S. 22), so daß ihr unteres Ende zwischen Matten
und Wäldern liegt. Zu den merkwürdigsten Erscheinungen der Schnee- und Eis-
region zählen serner die Lawinen, starke Schneestürze von mitunter verheerender