1913 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael, Opitz, H.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Nordafrika. 15
haben die Engländer durch die von ihnen geschaffenen großartigen Bewässerungsanlagen.
So befindet sich in der Nähe von Assuan ein durch eine Zurrmauer. gebildeter Stausee
von der dreifachen Größe des Genferfees. Erst die Englander haben überhaupt Ägypten
zu einem gut verwalteten und aufstrebenden Staat umgestaltet. Ihnen dankt es auch den Bau
bedeutender Schienenstränge. So führt schon eine Linie von Alexandrien über Kairo (Keiro)
nach Assuan und von Wadi Halsa bis über Chartum hinaus. Den Verkehr zwischen Assuan
und Wadi Halfa vermitteln vorerst noch Dampfschiffe. —Aus dem Gebiete der I n d u st r i e
ist nur die Zigarettenfabrikation von Bedeutung. —Die beiden Hauptorte Ägyptens sind
Kqixo, 660 000 Einw., die größte Stadt Afrikas, zugleich die Haupts, und Residenz-
fcibt; unweit Kairo ist fräs 'Dorf Gizeh mit den Pyramiden; an der N.-Küste liegt
Alexandria, der wichtigste Handelshafen Ägyptens (340000 Einw.). ,
------vom Nildelta verläuft der Suezkanal (sues). Er erstreckt sich von P o r t S a i d
am Mittelmeer bis S u e z am Ein^angmdas Rote Meer (160 krn). Der Suezkanal
verkürzt die Dampfschiffahrt von Europa nach Ostasien und Australien gegenüber der Fahrt
um das Kap der Guten Hoffnung um viele Tage. Durch die Umlegung der asiatischen Welt-
Handelsstraße von: Kap nach Suez sind die Mittelmeerhäfen wieder in ihre frühere begün-
stigte Stellung eingerückt. Da der Suezkanal nur für Dampfer befahrbar ist, so hat er die
Umgestaltung der Handelsflotten von Segel- zu Dampferflotten außerordentlich befördert.
Ebenso ist ihm die raschere Verbreitung abendländischer Gesittung im Orient zu danken.
Ganz besondere Bedeutung hat dieser Seeweg für England als kürzeste Verbindung nach
Indien. England hat sich daher auf die Verwaltung des Kanals auch den größte:: Einfluß
zu sichern gewußt. Nächst der englischen Flotte wird der Kanal am meisten von der
deutschen benützt. Der Suezkanal ist eine Weltverkehrsstraße ersten Ranges.
Die Zahl der den Kanal passierenden Schiffe ist von 486 im Jahre 1870 auf rund
5000 im Jahre 1911 gestiegen, die Zahl der Nettotonnen in den gleichen Jahren von
300 000 bis auf 18,3 Mill. Weitaus die Mehrzahl der Schiffe, die durch den Kanal fahren,
sind englische (1911: 3089). Doch ist der d e n t s ch e Schiffahrtsverkehr der Zahl der Schiffe
und in noch höherem Grade dem Tonnengehalt nach in steter Zunahme begriffen (1911: 667
Schiffe mit 2,7 Mill. Tonnen). Die Fahrt durch den Kanal währt an 20 Stunden. Die
Kanalgebühr beträgt für die Registertonne (2,8 cbm) 6,25 Frcs. (für ein beladenes Schiff
mit 6000 Registertonnen somit 37 500 Frcs.) und für die erwachsene Person 10 Frcs.
Nilfahrt von Kairo bis zu den Katarakten (s. Abb. S. 16).
Ein höchst einförmiger Anschwemmungsstrand, der völlig flache Boden des Nildeltas,
überrascht den Reisenden, der bei Alexandrien ans Ufer steigt, um das alte „Wunderland
der Pyramiden" zu besuchen. Doch mit jedem Schritte vorwärts in das Innere wächst
wie bei einem spannenden Drama das Interesse des Beschauers. Zur rechten Seite des
Schienenweges wogt das brackische^) Wasser des alten mareotischen Sees, Segelschiffe, die
die Nilarme befahren, gleiten vorüber, Dörfer, von Palmen umschattet und von wohl-
bestellten Fluren umgeben, tauchen in der Fläche auf und auf den hohen Nildämmen
ziehen Kamele mit ihren Treibern oder Fuhrwerke mit Büffeln hin, während Männer und
Frauen, fellachische Urbewohner des Landes, in Baumwollfeldern arbeiten. Befiederte
Wintergäste aus dem Norden schwirren an den Flußufern hin, daneben Schwärme von
Silberreihern mit ihrem glänzenden Gefieder. Doch was hebt sich dort, vom blauen Duft
umflossen, aus der glatten Ebene, immer höher, immer riesiger in eigenartigen regelmäßigen
Formen? Es sind die ägyptischen Pyramiden, die sich, wie Bergspitzen von
Menschenhand geformt, immer klarer vom blauen Himmel abheben. Dann taucht auf
hochragendem Plateau die beherrschende Zitadelle auf mit der von goldenen Kuppeln ge-
krönten und von himmelhohen Minaretten überragten „A l a b a st e r - M o s ch e t"
x) Mit Salzwasser gemischt.