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1. Lehrbuch der Geschichte des deutschen Volkes für die oberen Klassen katholischer höherer Mädchenschulen - S. 3

1903 - Paderborn : Schöningh
— 3 — 4. Familienleben. In seiner Familie war der Hausvater unumschränkter Herr und Gebieter. Ihm zur Seite stand die Hausfrau, welche die Wirtschaft leitete und dem Gesinde die Arbeit anwies. Die treue Gattin genoß weit größere Achtung als bei anderen heidnischen Völkern. Ihr oblag das Hauswesen und die Erziehung der Kinder. In ihrer Gegenwart setzte sich niemand, und wenn sie das Wort nahm, so lauschte alles ihrer Rede. Die Erziehung der Kinder war streng und auf Abhärtung berechnet. Schon die Knaben übten sich im Gebrauche der Waffen; ihre größte Freude war es, wenn sie den Vater auf die Jagd begleiten durften. Die Mädchen lernten Zucht und Sitte bei der Mutter; unter ihrer Leitung verrichteten sie die häuslichen Arbeiten; sonst beschäftigten sie sich mit Spinnen (Handspindel) und Weben. Die gesamte Kleidung für die Familie und das Gesinde wurde durch sie angefertigt. Nur durch Tapferkeit und edles Benehmen erwarb der Jüngling sich die Neigung der Jungfrau. Wenn der Bräutigam die Braut heimführte, so schenkte er ihr ein Gespann Ochsen und ein Streitroß nebst Schwert und Lanze, um anzudeuten, daß sie ihm nicht nur im Frieden, sondern auch im Kriege eine treue Genossin sein müsse. 5. Religion. Die religiösen Vorstellungen der Germanen waren einfach ; sie verehrten die Naturkräfte, hatten aber noch manche Züge von dem ursprünglichen Glauben an einen einzigen Gott bewahrt. Die Namen der Götter waren nicht bei allen Stämmen dieselben. (Edda.) Der höchste Gott ist Wodan (nordisch Odin); von ihm geht alles Leben aus; er spendet der Erde Regen und Sonnenschein; er ist der Ersinder der Schrift (Runen) und der Dichtkunst und versteht sich auf die Heilung von Wunden und Krankheiten. Wodan ist insbesondere auch der Gott des Krieges: er lehrt seine Lieblinge die Kriegskunst, lenkt die Schlachten und verleiht den Sieg. Seine Schlachtjungfrauen (Walküren) tragen die Gefallenen in seine himmlische Halle (Walhalla). Hier schmausen und zechen die Helden und ergötzen sich an Jagd und Kampf. Wer nicht im Kampfe sein Leben läßt, fällt dem finsteren Schattenreiche der Hel (Hölle) anheim. Wodans ältester Sohn ist der rotbärtige Donar oder Thor, welcher den Hammer (Blitzstrahl) schleudert und im Gewitter die Felsen spaltet; er macht aber auch die Erde fruchtbar durch Gewitterregen und schützt die Menschen gegen verderbliche Naturkräfte. Der schönste Sohn Wodans ist der freundliche Lichtgott Balder. Ziu (Saxnot, Tyr), sein dritter Sohn, stellt die schreckliche Seite des Krieges dar; er stürzt sich selbst ins wilde Kampfgetümmel, ihm singen deshalb die Germanen ihre Kriegslieder, wenn sie in die Schlacht ziehen. Als Göttinnen wurden besonders verehrt Freia oder Frigga, die Gemahlin Wodans (Holda, Frau Holle), und die liebliche Hertha oder Nerthus, d. H. Mutter Erde, unter deren Obhut das Haus und das Familienleben stand. l*
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