1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die physische Geographie. — Das Land.
Je mannigfaltiger eine Küste gegliedert ist, desto größer ist die Küsten-
entwicklung (Küstenlänge), welche wiederum auf die Kulturentwicke-
lung bedeutend einwirken kann. So hat Europa unter allen Erdtheilen
die größte Küstenentwickelung, Afrika die geringste. Jnselbildungen
geschehen aus vierfache Weise: 1) Au felsigen Küsten sprengt die rast-
los arbeitende Gewalt des bewegten Meeres Bruchstücke inselartig ab;
an Flachküsten vernichtet das durch die Dünen einbrechende Meer das
flache Hinterland und läßt die Dünenhöhen als Jnselreihen stehen.
2) Größere und kleinere Inseln und Inselgruppen in seichten Meeren,
in der Regel von größeren Landmassen begrenzt, sind als die höher
gelegenen Ueberreste gesunkener Länder anzusehen. 3) Zahlreiche
flache Inseln sind durch Korallenbauten in der heißen Zone ent-
standen. 4) Einzelne Inseln entstehen durch den Aufbau vulkanischer
Eruptionen unter dem Meeresspiegel.
§ 16. Wie das Meer nicht überall gleichen Boden bietet, d. h.
vom Meeresspiegel aus verschiedene Tiefe hat, wenn auch keine Ge-
birgsketten unter dem Wasser sich hinziehen wie auf dem Lande; so
zeigt auch das Land verschiedene Formen: Hochland, Stufen!and
(Terrassenland), Tiefland. Die niedrigsten Theile des Tieflandes
heißen auch Niederungen. Hochland mit geringen Höhenunterschieden
heißt Hochebene, wenn es von höheren Rundgebirgen überragt wird;
Tafelland oder Plateau, wenn es selbst die höchste Erhebung
bildet. Dasselbe ist aus der Erde mehr vertreten nach seinem Flächen-
raum als Gebirgsland'; den Abfall zum Tiefland bildet das
Stufenland. .Ties!andformen unterscheidet man entweder nach
ihrer Entstehung als Geest (meist sandiger Diluvialboden) und Marsch
(fruchtbarer, immer noch sich neu erzeugender Alluvialboden im Mün-
dungsland größerer Flusse) oder nach ihrer Pflanzendecke: Heide und
Pußte in Mitteleuropa, Savanne in Nordamerika, Llano und
Pampa in Südamerika, Tundra in Nordeuropa und Nordasien.
Die meisten dieser Tiefländer waren in der jüngsten geolog. Periode
noch vom Meere bedeckt. Erd senken (Depressionen) nennt man
solche Gebiete int Innern der Kontinente, welche unter den Spiegel
des Meeres herabsinken, wie die Niederung am Kaspischen und Aralsee,
das Jordanthal mit dem todten Meere, die Oasen Algeriens südlich
vom Atlas, die Oase Audschila südl. vom Hochland von Barka u. a.
Unter den Gebirgen stehen die Massen ge bir ge den Hoch-
ländern am nächsten. Kettengebirge haben einen Kamm (d. i. die
Gebirgslinie, in welcher sich die meisten Gipfel finden), mit sich darüber
erhebenden Gipfeln, und ziemlich gleichmäßig ausgebildetem Abfall
(Abdachung). Ihrer Höhe nach, welche man vom Meeresspiegel aus,
als der niedrigsten, überall ziemlich gleichen Fläche mißt, theilt man
die Gebirge in Hochgebirge, bei einer Mittelhöhe über 2000 m.,
Alpengebirge, bei einer Mittelhöhe von 1500—2000 m., Mittel-
gebirge bei einer Mittelhöhe von 700 - 1500 m. und Nieder-
gebirge bei einer Mittelhöhe von 700 m. (Nach Sonklars Einthei-
lung). Im Niedergebirge sind sanfte Wellenformen außer in Kalk-
und Sandsteingebirgen vorherrschend. Im Mittelgebirge sind die