1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
30 Die Physische Geographie. — Die geographische Verbreitung der Thiere.
8. Die geographische Verbreitung der Thiere.
§ 88. Die Thierwelt (Fauna) ist abhängig von dem Klima und
der Pflanzenwelt. Nicht alle Thiere bedürfen gleich viel Wärme;
aber die Zunahme der Thierformen entspricht der Zunahme der Jahres-
wärme, den Jsothermengürteln. Behaarte Thiere bekommen beim Ein-
tritt der Kälte Winterhaar, dessen Stärke und Dauer sich nach der
Länge der kalten Jahreszeit richtet, so ist z. B. das Winterhaar beim
norwegischen Pferde länger als beim deutschen; beim Alpenhasen in
der Schweiz dauert es 6 — 7, in Lappland 10 Monate. Die Haus-
ziege bekommt im berner Oberland im Winter Wolle, ähnlich der
Kaschmirziege. Umgekehrt ist die Erscheinung in der heißen Zone.
Der berühmte Reisende Rohlfs sah in der Oase Tuat Schafe mit
straffen Haaren statt mit Wolle, Hühner nur so groß wie Küchelchen.
Der nordasrikanische Hund ist haarlos, bekommt aber im nördlichen
Klima allmählich Haare. In Syrien erhalten Katzen, Kaninchen und
Ziegen auffallend langes und weiches Haar; in Corsica werden Pferde
und Hunde gefleckt. Einige Thiere besitzen das Vermögen, große
Hitze, andere, große Kälte zu ertragen. Fische und Frösche können im
Eise einfrieren. ohne zu sterben, andere, namentlich warmblütige Thiere
suchen den unqngenehmen Temperaturen durch Sommer- und Winter-
schlaf auszuweichen.
Das Licht ist zum Leben nicht so nothwendig, als die Wärme,
aber doch von sehr großem Einfluß. Aus den untern Thierklafsen
leben manche Gattungen, selbst augenlos, in lichtlosen unterirdischen
Höhlen. Das' Licht erhöht im allgemeinen die Farben der Thiere.
Die Federn der Vögel sind unter den Tropen lebhafter gefärbt, selbst
bunter bei Tagvögeln als bei Nachtvögeln. Die Tagschmetterlinge sind
farbiger als die Nachtschmetterlinge. In den oberen Schichten des
Meeres sind die Farben der Thiere manigfacher, lebhafter, als in den
unteren. Abwärts wird das Licht nicht nur schwächer, sondern auch
gebrochen und in Folge dessen werden einzelne Strahlen zurückgeworfen,
während die anderen noch tiefer dringen. Violettes und blaues Licht
wird zuerst zurückgeworfen, dann das grüne, so daß das rothe Licht
in die größte Tiefe, ,,in die purpurne Finsternis" hinabdringt. Bis
zu einer Tiefe von 300 m. ist Flora und Fauna reich vertreten, bei
600 m. hört die Flora ganz auf, während die Thiere der niedrigen
Ordnungen (Schwämme, Korallen, Würmer u. s. w.) sich noch bis
2000 m. Tiefe finden, Diatomeen, Radiolarien und Globigerinen noch
weit tiefer vom Meeresboden heraufgehoben find.
Nach der Wirkung des Lichtes unterscheidet man ferner Tag-
und Nachtthiere. Nach der Art der Athmung zerfällt die ganze
Thierwelt in Luft- und Wasserthiere. Auch die Feuchtigkeit der
Luft ist von Bedeutung. In sehr feuchter Luft werden die Haare
vieler Thiere dicker und struppig, feinwollige Schafe können in feuchten
Gegenden nicht gedeihen, Büffel dagegen werden auch von der Sumpf-
luft (Malaria) nicht berührt.
Die Mehrzahl der Thiere ist an bestimmte Klimate gebunden.