1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Europa.
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50. Breitenkreise den Roggenbau. Weiter südlich beginnt dann daneben
in Südfrankreich, Süddeutschland und Ungarn der Mais bau. Im
allgemeinen betrachtet, zeichnet sich dieses Waldgebiet durch üppige
Wiesen, zartblättrige Laubwälder, freie, nicht von Baumreihen über-
schattete Getreidefluren, Obst- und Weingärten im W. und S. aus;
während im rauhern N. und O. sich unter die Kulturen die Heiden
und Moore der Niederlande und Norddeutschlands, die Puszten Un-
garns, die mit Gesträuch überwachsenen Sümpfe Rußlands drängen,
bis im äußersten Nordosten der Nadelwald den Boden ganz be-
herrscht.
H 50. Das Mittelmeergebiet. Es umfaßt die Gestade des
Mittelmeers in allen 3 Erdtheilen, in Europa speciell die drei süd-
lichen Halbinseln, sowie das südl. Gestade von Frankreich, Istrien und
der Krim. Die Landschaften üben durch die schönen Formen der
Vegetation wie durch das mildere Klima einen eigenthümlichen Zauber.
,,Die aufstrebenden Zweige der Pinie, die tiefen Farben schlanker Cy-
pressen heben sich schärfer von der reinen Luft ab, und selbst den
bläulichen, matten Duft des Olivenhains möchte man neben den grellen
Lichtern nicht vermissen. Hat die kühle Regenzeit des Winters den
Reiz dieser Eindrücke unterbrochen, so entfaltet sich schon gleich nach den
ersten Monaten des Jahres in den immergrünen Gebüschen und selbst
auf verödetem Geröllboden eine Blütenfülle, wie sie in solcher Manig-
faltigkeit der Norden nirgends aufzuweisen hat." Die Regenlosigkeit
des Sommers und die Milde des' Winters sind die wichtigsten Eigen-
thümlichkeiten, welche das Pflanzenleben bedingen. Es können daher
auf demselben Felde in einem Jahre mehre Ernten gemacht werden,
wenn der Boden während der Sommerdürre künstlich bewässert
wird, wozu die Gebirgsnatur von Südeuropa sich besonders eignet.
Charakteristisch für diese Zone sind die immergrünen Laubholzbäume
der Lorbeer- und Olivenform, welche hier ihre äußerste Polargrenze
erreichen. Die dunkelgrüne Färbung des glänzenden lederartig festen
Blattes unterscheidet diese Flora von der mitteleuropäischen. In der
regenlosen Zeit des Sommers stockt die Entwicklung, so daß z. B. der
Oelbaum vor der trocknen Jahreszeit blüht, im Herbst aber erst die
Frucht zur Reife bringt.
Manche wichtige Kultur^ewächse sind erst in historischer Zeit in
das Mittelmeergebiet verpflanzt. So kam der Citronenbaum mit
den Arabern, sogar erst seit den Kreuzzügen, die süße Orange Wohl
erst im Anfänge des 16. Jahrh. nach Italien und Spanien, Bäume,
welche völlig ungeschützt nur in den Küstenlandschaften Spaniens, am
Golf von Genua, in Süditalien und auf den wärmeren Inseln des
griech. Archipels gedeihen. Auch der Oelbaum und Feigenbaum,
sowie der weiße Maulbeerbaum, dessen Spielarten fast ausschließ-
lich zum Seidenbau verwendet und erst seit dem 15. Jahrh. in Europa
angepflanzt werden, stammen aus Asien. Dagegen sind Mandel-
und Granatbaum schon im griech. Alterthum bekannt. Ebenso
die Kastanie, deren Wälder am Gehänge der Gebirge einen Grenz-
gürtel zwischen der nördlichen und der Mittelmeerflora ziehen. Unter