1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Europa.
gehaltenen alten Nachrichten dadurch zum Theil bestätigt sind. Diese
großen Seeungeheuer, welche nur selten an die Oberfläche kommen,
scheinen besonders in der Nähe von Island und Grönland in den
Meerestiefen zu wohnen. Holländische Fischerstationen gab es sonst
auf Spitzbergen (Schmeerenberg) und Jan Mayen. Dorsch, Schelfisch,
Häring finden sich in großer Menge bei der Bäreninsel. Von Nor-
wegen werden häufig Schiffe ausgerüstet, um den arktischen Hai zu
fangen, dessen 4—500 Pfd. schwere Leber einen werthvollen Thran
liefert. An der Küste Norwegens bis zum Polarkreise (Lofoten) wird
hauptsächlich der Sey, eine Schelfischart, gefangen.
§ 52. 2) Das mitteleuropäische Reich erstreckt sich bis zur
Isotherme 12° R.; doch gehört die kaspische Steppe nicht hieher.
Durch die Jahrhunderte alte Kultur hat die Thierwelt wesentliche Ver-
änderungen erlitten, a) Das Land. Das Reich der Insekten-
fresser. Zahlreiche Fledermäuse und Insektenfresser (Igel) bezeichnen
diese Zone. Die Raubthiere sind aus manchen Gegenden, namentlich
England und Deutschland verdrängt. Einige Thiere lassen sich in ihrem
Verbreitungsbezirk mit Rücksicht auf das Continentalklima im O. und
Seeklima in W. gruppiren. Den Nordosten, nördl. von 55o N., be-
wohnt der Schneehase, die Mitte nach den Sw. der gemeine Hase.
Eine gleiche Verbreitung hat das Wildschwein. Der Silberluchs lebt
in No. (Schweden und Rußland), der gemeine Luchs und die wilde
Katze in Sw. Der Hamster meidet die westlichen Küsten und geht
nicht über den Rhein. 'Das Elen ist vom Ural bis an die polnischen
Sümpfe verbreitet, westlich vertritt seine Stelle der Edelhirsch und das
Reh bis an die Alpen (dem entsprechen in Sw.-Europa der Damhirsch,
in So. die Saiga-Antilope). Auch der braune Bär dringt nicht bis
in die subtropische' Zone. — Besonders Großbritannien zeigt einen
merkwürdigen Uebergang aus der Polarzone. Während die Nordküsten
Schottlands noch von den Polarvögeln umschwärmt sind, sind diese im
südl. und westl. England gänzlich unbekannt. Das englische Pferd,
Rind und Schaf sind größer als die schottischen. Der Pfau, Truthahn
und das Perlhuhn, welche in England ganz gut gedeihen, kommen in
Schottland nur mit Mühe fort. Die Vögel der mitteleuropäischen Zone
sind reicher an Gattungen als im Norden. Der Kukuk geht bis zum
660 N. Die große Trappe, der ,,europäische Strauß", streift von den
südrussischen Steppen bis Sachsen. Die Waldhühner ziehen sich in die
höheren Bergwälder zurück. Die eigentliche Nachtigall liebt den Westen
Europas, der Sprosser den Osten. Zahlreiche Raub- und Singvögel
sind über das ganze Gebiet verbreitet. In verhältnismäßig noch
größerer Menge erscheinen die Reptilien. Sie wandern nicht, wie
die Vögel; der Mensch hat auf sie den geringsten Einfluß. Das Volk
schuf aus dieser Klasse in der frühesten Zeit seine Ungeheuer: Drachen,
Lindwurm, Basilisk. Da ihre eigentliche Heimat die heiße Zone ist,
so nehmen sie nach S. immer mehr zu. Im N. erscheinen zuerst
Frösche, dann Eidechsen, dann Schlangen und endlich die Schildkröten.
Die giftige Kreuzotter lebt in ganz Mitteleuropa bis an die Alpen:
im Süden (und in Ungarn) nimmt die Sandviper ihre Stelle ein.