1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Europa.
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Meere, veranlassen die Landleute, ein feines mit Fischöl getränktes Netz
vor dem Gesicht zu tragen. Wanderheuschrecken schwärmen von den
südrussischen Steppen zuweilen bis nach Schlesien.
d) Das Meer. Der wichtigste Fisch ist der Thunfisch, dessen
Wanderungen bereits die Griechen und Phönizier ins schwarze Meer
nachgefolgt sind. Der Hauptfang findet bei Constantinopel und an der
französisch-italienischen Küste statt. Verschiedene Krebsarten (Heuschrecken-
krebs, Furchenkrebs, Meerspinne) dienen als Speise. Die rothe oder
edle Koralle wird bei Sicilien, den Balearen und Dalmatien gefischt.
Badeschwämme bilden im griechischen Archipelagus einen bedeutenden
Handelsartikel.
§ 54, Die Völker Europas. Als Reste der Urbevölkerung sind
die heutigen Finnen und Lappen, Kelten und Basken anzusehen. Die
kaukasische Rasse, speciell der indogermanische Stamm, beherrscht den
Continent. Die Slaven wohnen im Osten, die Germanen im Nord-
westen, die Romanen im Süden. Diese drei hauptsächlich bilden die
indogermanische Familie. Zu den Slaven gehören die Russen, Polen,
Litauer, Tschechen, Wenden, Bulgaren, Serben, Bosnier, Slavonier,
Kroaten, Slovaken. Zu den Germanen gehören die Deutschen, Vlaaminge,
Holländer, Friesen, Dänen, Schweden, Norweger und Engländer. Zu
den Romanen gehören die Franzosen, Portugiesen, Spanier, Italiener,
Proven^alen, Rumänen. Außerdem gehören zu den Jndogermanen
die Griechen, Albanesen und Kelten (Waliser und Gälen). Germanen
gibt's etwa 91 Millionen, Romanen 84 Millionen, Slaven 80 Mil-
lionen. Die Slaven nehmen den Angeheuren Raum vom Ural bis
zum bayerischen Walde ein; Jahrhunderte lang sind sie nach Westen
vorgedrungen und bildeten eine große Menge von patriarchalisch ein-
gerichteten Gemeinwesen, aus welchen im Laufe der Zeit einige größere
Staaten erwuchsen. In Südeuropa drangen sie bis zum Peloponnes.
Aus dem nördlichen Deutschland sind sie wieder verdrängt. Charakte-
ristisch ist ihre passive Ausdauer und große Zähigkeit; aber in geistiger
Regsamkeit und Originalität sind sie hinter den Germanen und Ro-
manen zurückgeblieben. Nicht weniger als 1/5 aller Slaven sind Bauern,
der Bürgerstand fehlt fast ganz. Die bäuerlichen Massen sind von der
europäischen Kultur noch gar nicht berührt, und die griechische Kirche
hat für den Aufschwung nichts gethan. Der Slave hat die Fähigkeit,
seiner individuellen Meinung zu entsagen; daraus erklärt sich seine
politische Unfähigkeit und Ohnmacht. Die Slaven sind binnenländische
Leute, der See feind. Rußland verdankt seine Kultur zumeist den
Germanen. Bei den Germanen finden wir die Dreitheilung der
Stände: Bauer, Bürger, Adel. Sie lieben die freie Beweglichkeit:
Selbstverwaltung im Staat (Föderativstaaten), freie Forschung, keine
Hierarchie der Kirche; sie sind die Vertreter des Protestantismus. Bei
ihrer Beweglichkeit sind sie mehr als andere Europäer zur Wanderung
geneigt. Allein in diesem Jahrhundert sind 8 Mill. Germanen in die
Kolonien ausgewandert. Sie haben die Weltherrschaft und den Welt-
handel in den Händen, ihre Kolonien allein gedeihen. Sie sind See-
leute ersten Ranges. Von den 151/2 Mill. Tonnen der Rhederei aller