1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Das deutsche Reich.
spüren ist, mehre große Strandseen (Haffe) und Buchten (Wieke) im
östlichen Theile gebildet, während im Westen schmale Förden (Fjorde)
tief in das Land einschneiden. Die Haffe sind durch langgestreckte
Landzungen, Nehrungen (d. h. .schmale Landzungen),' von der See
getrennt; die Förden sind nicht so geschloffen und bieten gute Häfen,
namentlich bei Kiel und Flensburg. Die Ostsee ist ein ausgeprägtes
Binnenmeer, welches nur durch schmale Ausgänge mit der offenen See
in Verbindung steht. Seine Tiefe rst im Osten bedeutender als im
Westen. Namentlich an der Küste von Hinterpommern ist das Meer
so seicht, daß größere Schiffe auf offener Rhede eine halbe Stunde
vom Ufer ankern müssen. Kurze Wellen, heftige Winde machen die
Schifffahrt gefährlich. In Folge der vielen Flüsse, welche einmünden,
ist der Salzgehalt weit geringer als in der Nordsee. Die eingeschlossene,
nordische Lage macht es erklärlich, daß alle hundert Jahre etwa ein-
mal die ganze See zufriert.
§ 58, Flüsse. Der Rhein entspringt auf dem St. Gotthardt
in den Centralalpen. Die Länge seines Laufes beträgt 175 Mln.
Vom Bodensee bis Basel bildet er die Grenze zwischen Deutschland
und Schweiz und fließt nun bis zum Eintritt in die Niederlande unter-
halb Emmerich durch Deutschland. Erst jenfeit der Grenze theilt er
sich in mehrere Ärme und geht theils, mit den Mündungsarmen der
Maas vereinigt, direkt in die Nordsee, theils in den Zuidersee (spr.
Sender-). — Der Rhein berührt bereits schiffbar die Grenze von
Liechtenstein, er trägt Schiffe von 2— 300 Ctr. Ladung. Jetzt fließt
er in einem breiten Querthale zum Bodensee, in der Vorzeit dagegen
ging sein Lauf nordwestlich durch den Wallen- und Zürichersee. Unter-
halb Rheineck geht der Fluß in den Bodensee.
Der Bodensee oder das schwäbische Meer hat 91/2 Qm. Ober-
fläche und liegt 1225' (398 m.) ü. M. In Nw. wird er durch eine
vorspringende hügelige Halbinsel in den Ueberlinger- und den Untersee
getheilt. . Seine größte Tiefe beträgt 320 m. Wenn der Fönwind
über den See hereinbricht, sind selbst schon Dainpfschiffe zu Grunde
gegangen. „Zweihundert Fuß breit tritt der Rhein mit trüber Flut
in den Bodensee, noch auf eine gute Strecke hin sind seine Wasser
von den klaren Wellen des Sees zu unterscheiden. Daß man durch
den ganzen See seinen Lauf verfolgen könne, ist eine Fabel, die dem
römischen Schriftsteller Ammian nachgefprochen ist. Schön grün und
klar tritt der Fluß bei Constanz aus dem See."
Von hier bis Schaffhausen ist der Rhein noch schiffbar; dann
beginnt aber der Durchbruch durch den Jura, so daß er bis Basel
unsahrbar ist. Unterhalb Schaffhausen stürzt sich die 300' (97 m.)
breite Wassermasse 70' (23 m.) tief in einem Sturze herab. Bei
Basel beginnt die oberrheinische Thalebene, welche der Fluß in nörd-
licher Richtung bis Bingen durcheilt. Auf diesem Laufe ist er vielfach
zerspalten und bildet zahlreiche Inseln. Oberhalb Straßburg ist sein
Lauf bedeutend schneller als unterhalb, deshalb ist im obern Theile
die Bergfahrt überhaupt noch unbedeutend; im untern Theile vereinigen
sich die Wasseradern allmählich und bilden ein schiffbares Fahrwasser,