1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das deutsche Reich.
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ist im nördl. Theile von interessanten Thälern mit pittoresken Fels-
gruppen und zahlreichen alten Burgen durchzogen. Diese Gegend, auf
beiden Seiten des Wisent, heißt die fränkische Schweiz. Weiter
südlich wird das Hochland von der Altmühl in gewundenem Laufe
durchbrochen. Um Eichstädt gibt es bedeutende Eisengruben. Bei
Solenhofen in der Grafschaft Pappenheim wird der berühmte litho-
graphische Stein aus den oberen dünnen Schichten des Jurakalkes ge-
brochen. 2) Der schwäbische Jura (rauhe Alb) läuft von der
Wörnitz, durch deren Thal die Eisenbahn von Nürnberg nach Augsburg
führt, bis zum Rhein. Er bildet ein 5-10 Stunden breites, über
2000' (650 m.) hohes, ödes Kalksteinplateau mit rauhem Klima,
während in den lieblichen Thälern zum Neckar und zur Donau an-
muthige Ortschaften zwischen Obstgärten liegen. Vor dem steilen Nord-
rande lagern Kegelberge mit Schlössern und Ruinen (Hohenzollern, Hohen-
staufen. Rechberg, Achalm). Der ganze Jura ist reich an Höhlen:
im fränk. Jura die Sophienhöhle, die Höhlen von Müggendorf: im
schwäb. Jura die Höhlen von Tuttlingen und Münsingen. Im Nord-
westen des Jura lagert die fränkisch-schwäbische Hochebene:
die fränkische Hochebene, 1200' (390 m.), sandig, mager, ist durch die
Wasserscheide der Frankenhöhe, östl. von Tauber und Jagst, von der
etwas niedrigeren, fruchtbaren schwäbischen Hochebene (Neckarthal)
getrennt.
§ 67. Die oberrheinische Tiefebene erstreckt sich von Basel
(245 m. ü. M.) bis Bingen (75 m. ü. M). Im Süden liegen die
Landschaften Breisgau und Sundgau; nördlich davon folgt auf
die Ortenau der Rheingau; der nördlichste Theil, das mainzer
Becken, besteht auf dem rechten Rheinufer aus einer dürren Sand-
ebene, auf dem linken aus sehr fruchtbarem Hügellande. Nördl. vom
Main bis zu den Vorbergen des Taunus und des hessischen Berg-
landes breitet sich die furchtbare Wett er au aus> Die oberrhein.
Tiefebene ist ein Straßenland, durchzogen vom schiffbaren Rhein
und Rheincanal, von Chausseen und Eisenbahnen, welche den Norden
und Süden mit einander verbinden. An diesen Verkehr erinnert auch
der Name Straßburg.
§ 68. Oestlich und westlich von dieser Ebene, welche klimatisch
zu den mildesten Gegenden nördlich von den Alpen zählt, wo der
Weinstock, der Nußbaum und die Kastanie gedeiht, erheben sich zwei
durchaus gleichartige Gebirge: 1) Schwarzwald und 2) Wasqen-
wald oder Vogesen. Beide erreichen in ihren Gipfeln gleiche Höhe,
beide bestehen aus denselben kristallinischen Gesteinen, namentlich
Granit und Gneiß, beide zeigen ähnlich abgerundete Kuppen (in beiden
Gebirgen findet sich der Name Belchen), beide fallen schroffer zur
Rheinebene, sanfter nach außen zu den Kalkterrassen des Neckar- und
Moselthals ab, beide zeigen endlich im Innern ähnliche flache Hoch-
thäler, die allmählich zu tiefen und engen Felsenschluchten werden und
in ebenso lieblichen als romantischen Thalausgängen besonders zum
Rheinthal übergehen. Daraus ist mit Recht geschlossen, daß beide Ge-
birge einst, in der Urzeit, ein ganzes bildeten, daß aber eine mächtige