1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das deutsche Reich.
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die erste Stelle ein, ebenso in der Kammgarnspinnerei; aber Bayern
hat die größten Spinnereien. Westfalen ist das Hauptland für die
feineren Flachse, Schlesien hat d'e größten Etablissements dieser Art,
Baden den stärksten Hanfbau in Deutschland. Bielefeld ist schon seit
dem 17. Jahrhundert der Sitz großer zum Export arbeitender Leinen-
geschäfte. Die bielefelder Leinen kommen in den feineren Arten den
belgischen an Dichtigkeit gleich, erreichen aber in der Appretur die
irischen noch nicht völlig. K. Sachsen nimmt die erste Stelle in den
Damasten und in Spitzen ein. Die Rheinprovinz, vor allem Aachen,
ist der Hauptsitz der deutschen Tuchsabrication; danach K. Sachsen und
Brandenburg. Glatte Zeuge liefert K. Sachsen, Wollsammete Berlin.
Das Elsaß und Rheinland, vor allem das Wupperthal und Gladbach,
sind die Hauptsitze der deutschen Baumwollfabriken. Im K. Sachsen ist
Plauen hervorzuheben. Das K. Sachsen enthält die Hauptsitze der
deutschen Strumpfmanufaktur (Chemnitz). Württemberg liefert vorzüg-
liche wollene Strumpfwaaren. Der älteste Sitz der deutschen Baumwoll-
druckerei ist Augsburg, daneben sind wichtig Berlin, Köln und Chemnitz.
K. Sachsen ist durch seine Wachstuchindustrie berühmt. 1864 gab es
gegen 2000 Streichgarn- und Halbwollgarn-Spinnereien mit mehr als
1 Mill. Feinspindeln. 1873 zählte man 7872 Baumwollspinnereien
mit über 5 Mill. Feinspindeln.
2. Metallwaaren. Das Rheinland und Westfalen sind Haupt-
sitze der Eisen-, Blech- und Drahtivaarenindustrie. Die Krupp'sche Guß-
stahlfabrik in Essen gehört unter die ersten metallurgischen Werke der
Welt. Deutschland liefert jährl. ungefähr 1000 Locomotiven und 30,000
Eisenbahnwagen (in Berlin, Karlsruhe, Esslingen, Chemnitz, Hannover
und Cassel). Für Messerschmiedearbeit sind Solingen und Remscheid
berühmt. Solingen liefert blanke Waffen, Suhl und Regensburg Ge-
wehre. Der Hauptsitz der fabrikmäßigen Gold- und Silberverarbeitung
ist Baden (Pforzheim), danach Hanau in Hessen, Gmünd und Heilbronn
in Württemberg. Augsburg ist seit Jahrhunderten eine berühmte Heimat
deutscher Goldschmiederei, Nürnberg der Hauptsitz der Feingold- und
Silberschlägerei; in Norddeutschland ist besonders Berlin berühmt für
Gold, Silber- und Neusilberwaaren. Die drei Hauptsitze der Nadel-
fabrication sind Rheinland (Aachen), Westfalen (Iserlohn) und Bayern
(Nürnberg). Dresden ist der Hauptsitz der Nähmaschinenfabr. Die
nürnberger Bleistiftfabrication ist die erste der Welt geworden. Berlin
ist der Hauptsitz der deutschen Mechanik. Bayern hat weltberühmte
Werkstätten, welche im astronomischen Fache den ersten Rang einnehmen.
Nürnberg ist der erste Platz für Reißzeuge. Baden nimmt die erste
Stelle in der Uhrenfabrication ein. Das Königreich Sachsen hat den
ausgedehntesten Maschinenbau. Chemnitz ist der Hauptplatz deutscher
Werkzeugmaschinen-Jndustrie.
Die Hauptsitze der Tabakssabrication sind Hamburg, Bremen, Köln,
Duisburg, Magdeburg, Berlin und Leipzig; in Süddeutschland die Pfalz
und Mittelfranken. Die bayerische Bierbrauerei findet sich vorzugs-
weise in Altbayern und der Oberpfalz. — Weltberühmt ist die Porcellan-
fabrik in Meißen; andere Fabriken in Berlin, in Altwasser und Walden-