1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Kaiserthum Oesterreich.
Sachsen. Die Mitte Ungarns, namentlich das Flachland, nehmen die
Magyaren (5 */2 Mill.) ein, und östlich von ihnen wohnen die
Rumänen oder Walachen (3 Mill.) im südöstlichen Ungarn, Sieben-
bürgen und der südlichen Bukowina; nur im südöstlichen Siebenbürgen
wohnen wieder Magyaren. Durch diese drei Gruppen der Deutschen,
Magyaren und Rumänen sind die Nord- und Südslaven von einander
geschieden. Zu den Nordslaven (11 */2 Mill.) gehören die Czechen
in Böhmen, die Mähren, die Slowaken in den Westkarpathen und dem
ungarischen Erzgebirge bis an die Ebene (etwa 48 0 R.), die Polen
(21/3 Mill.) in Westgalizien und die Ruthenen (3 Mill.) in Ostgalizien,
Nordbukowina und den Ost-Karpathen bis an die ungarische Ebene.
Die Slovaken verdrängen allmählich die Nachbarvölker: Ruthenen,
Polen, Magyaren und Deutsche. Sie treiben mit Vorliebe Feldbau
und sind außerdem Hüttenarbeiter und Drahtbinder. Zu dem Süd-
slaven (41/4 Mill.), welche die Ost- und Westromanen von einander
scheiden, gehören die Slovenen in Kärnten und Krain, die Kroaten,
Dalmatiner und Serben in Slavonien. Die Westromanen bestehen
aus Italienern in Südtyrol und Istrien 1/2 Mill. und wenigen
Ladinern in den Alpen zwischen Eisak mit Rienzthal und der italieni-
schen Grenze, namentl. im grödener, enneberger und obern Fassathal,
etwa 20,000''Seelen auf 20 Qm.; die Ostromanen bilden die Ru-
mänen (3 Mill.). Zerstreut leben W/g Mill. Juden namentlich unter
den Nordslaven: dann einige Zigeuner, Armenier und Griechen.
§ 134. Eine bedeutende Industrie treiben nur die deutschen
Provinzen; Slaven, Magyaren und Rumänen treiben Ackerbau und
Viehzucht. Der Magyar ist dem Gewerbe abhold. Der Rumäne ist
vorwiegend waldverwüstender Hirte. Die Kulturträger der Monarchie
sind die Deutschen. Die Magyaren haben weder eine nationale Kunst,
noch eine nationale Wissenschaft. Jeder gebildete Ungar spricht deutsch.
Die Volksdichtigkeit ist in Nordböhmen, Schlesien, Mähren, um Wien
und Krakau am größten, 5—7000 auf ein Qm. Weniger als 2000
Einw. auf 1 Qm. wohnen in den Central-Alpen, Dalmatien und
Karpathen. Die römisch-katholische Kirche zählt 24 Mill. Be-
kenner; rein katholisch sind Tirol, Salzburg, Unterösterreich, Krain
und Küstenland, die slavischen Gebiete von Steiermark und Kärnten;
vorherrschend katholisch die übrigen deutschen Provinzen, Galizien und
Süddalmatien; mit Protestanten (3v2 Mill.) gemischt in Ungarn
und Siebenbürgen.. Griechische Katholiken (4 Mill.) leben besonders
in Galizien, Ungarn und Siebenbürgen. Nichtunirte Griechen
(3 Mill.) leben in der Bukowina und der südöstl. Militärgrenze, und
sind theils mit Protestanten, theils mit Katholiken gemischt in Sieben-
bürgen, Banat, Slavonien und Norddalmatien. In Tirol ist die
größte Einheit im Glauben, in Siebenbürgen die größte Verschie-
denheit.
Die Universitäten befinden sich in Wien, Prag, Graz, Innsbruck,
Lemberg, Krakau, Pest und Klausenburg. Neu gegründet ist die deutsche
Univ. in Czernowitz. Technische Hochschulen sind in Wien, Graz und
Brünn. Eine Akademie der Wissenschaften besteht in Wien. Der