1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Schweiz.
Daß Hospital auf dem S>t. Bernhard hat eine mittlere Temperatur
wie die Südspitze Spitzbergens. Der Fönwind ill in manchen Thä-
lern wichtig für die Bewohnbarkeit in Folge der Schneeschmelze. Al-
penglühen, Lawinen, Gletscher, Firn. Durch mildes Klima ausgezeich-
net sind die Ufer des Genfersees, dort befinden sich klimatische Kurörter,
namentlich Montreux. Die Regenmenge ist sehr verschieden, sie schwankt
zwischen 83 und 145 cm. Die durchschnittliche Zahl der Regentage
beträgt am Nordabhange der Alpen 120, am Südabhange 90.
§ 152. Bewohner. Die Franzosen, 1/4 der Gesamtbevöl-
kerung, wohnen im Westen, im Jura und auf der Hochebene bis Bern
und Freiburg und in Unterwallis. Die Deutschen (Allemannen),
fast % der Gesamtbevölkerung, wohnen im größern nördlichen Theile
bis zum Kamme der Hochalpen, 144,000 Italiener im Canton Tes-
sin, 42,000 Romanen (Ladiner) in Graubünden. M/2 Mill. E. sind
Protestanten, I Mill. Katholiken. Vorwiegend katholisch ist das Hoch-
gebirge, meist protestantisch die Hochebene und der Jura.
Auf der Ebene ist die Bevölkerung am dichtesten, in den Gebirgs-
cantonen am dünnsten; in Wallis, Uri, Graubiinden nicht einmal 1000
auf l Qm.
Die 22 Cantone bilden seit 1848 einen Bundesstaat. Aber trotz
aller straffen Bundesform zeigt sich in den Cantonen die bunteste Eigen-
art. Das liegt im bäuerlichen Grundcharakter des Volkes. Die oberste
Gewalt hat die Bundesversammlung in Bern. Es gibt in der Schweiz
keine Unterthanen, keine Vorrechte des Orts, der Geburt, Familie oder
Personen. Stehende Heere existiren nicht, jeder Schweizer ist wehrpflichtig.
Festungen gibt es nicht, nur kleine Werke zur Vertheidigung von Fluß-
und Gebirgspässen. Zollwesen ist Sache des Bundes. Für allgemeine
Volksbildung wird durch gute Unterrichtsanstalten gesorgt. Universitäten
sind zu Zürich, Bern, Basel u. Genf. Jede Religion hat freie Ausübung
des Gottesdienstes. Der Orden der Jesuiten ist verboten. — Viehzucht
(Alpenwirthschaft) und bedeutende Industrie bilden die Hauptbeschäfti-
gung der Bewohner.
H 153. Die Produkte des Bergbaues sind unbedeutend. Eisen-
erz gewinnt man im Jura, Salz, aber nicht ausreichend, in Bex,
Schweizerhall bei Basel und Rheinselden. Außerdem gibts große Torf-
lager und Steinkohlen. Berühmte Mineralbäder befinden sich zu Baden,
Pfäffers, Leukerbad u. a.
Der Ackerbau ist untergeordnet. Kaum der siebente Theil des
Bodens ist Ackerland. Rur Thurgau gewinnt an Korn ^3 seines Be-
darfs , Uri gar nichts. Wein gedeiht besonders am Jura und am
Gensersee, Obst (Eider, Kirschwein) am Booensee. Wald bedeckt ffg des
Bodens, daher ist die Holzausfuhr sehr bedeutend. Zürich, Glarus
und Luzern sind waldarm.
Die Viehzucht (1 Million Stück Rinder, 400,000 Ziegen und
ebenso viele Schafe) beschäftigt die meisten Menschen im Hochgebirge,
die Industrie dagegen auf der Hochebene und im Jura. Man produ-
cirt 600,000 Centner Käse, davon werden 130,000 Ctr. ausgeführt
(im Werth von 81/2 Mill. Fr.), emmenthaler und greyerzer (Gruyere);